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Praxisrelevanz
Riederer F
News-Screen Neurologie

Journal für Neurologie, Neurochirurgie und Psychiatrie 2022; 23 (2): 72-74

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Die Trigeminusneuralgie stellt für Betroffene häufig eine große Belastung dar, wobei während akuter Phasen sogar die Nahrungsaufnahme durch die heftigen Schmerzparoxysmen beeinträchtigt sein kann. Bei der klassischen Trigeminusneuralgie besteht ein relevanter Gefäß-Nervenkontakt mit Nervenkompression oder Verlagerung (Abb. 1), bei der sekundären Form liegen andere Läsionen wie etwa pontine MSPlaques vor [2]. Bei der idiopathischen Form liegt weder ein relevanter Gefäß-Nervenkontakt, noch eine sonstige Läsion vor. Als First-line-Therapie gelten anhand der aktuellen Evidenz Carbamazepin und Oxcarbazepin, wobei beide Substanzen bei älteren Patienten, welche häufiger von der Trigeminusneuralgie betroffen sind, aufgrund der Enzyminduktion und Hyponatriämie-Gefahr mitunter problematisch sein können. Alternativen sind Lamotrigin, Pregabalin, Gabapentin oder Baclofen, wobei die Evidenz schlechter ist [3].
Die vorliegende Studie [1] kann die Grundlagen für unser therapeutisches Angebot bei akuten Schmerzexazerbationen bei Trigeminusneuralgie erweitern. Es muss erwähnt werden, dass die Studienlage für diese Situation sehr gering ist, sodass Empfehlungen wie intravenöses Lidocain oder Phenytoin für Schmerzspitzen gemäß einer Leitlinie der European Academy of Neurology auf Expertenmeinungen basieren [3]. Vor diesem Hintergrund ist auch eine sorgfältig durchgeführte retrospektive Analyse mit genauen Ein- und Ausschlusskriterien und definierten Endpunkten interessant. Bedingt durch das retrospektive Design wird die Wirkung überschätzt, Nebenwirkungen werden unterschätzt. In einer kürzlich publizierten offenen prospektiven Fallserie (d.h. es gab keine Placebo- oder sonstige Vergleichsgruppe) zu der intravenösen Therapie von Schmerzexazerbationen mit Fosphenytoin kam es bei 60 % zu einem mehr als 50 %igen Ansprechen [4]. In dieser kleinen Serie mit 15 Patienten hatten 87 % der Patienten Hypotension und 73 % Schwindel, bei einem Patienten kam es zu einem Exanthem.
Da klinisch bereits viel Erfahrung mit intravenösem Lacosamid zur Epilepsietherapie besteht, scheinen Therapieversuche mit dieser im Vergleich zu Phenytoin besser verträglichen Substanz auch bei der Trigeminusneuralgie indiziert. Lacosamid ist ein Natriumkanalblocker und es sollte an die mögliche Nebenwirkung von AV-Blockierungen gedacht werden. Mitunter können die erwähnten intravenösen Therapieverfahren (Lidocain, Phenytoin, Lacosamid) als überbrückende Maßnahmen vor einem chirurgischen Eingriff bei therapieresistenter Trigeminusneuralgie angeboten werden.
 
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