Aigner M |
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News-Screen Psychiatrie Journal für Neurologie, Neurochirurgie und Psychiatrie 2023; 24 (3): 90-91 Volltext (PDF) Praxisrelevanz Psychose-Betroffene leiden häufig unter Schlafstörungen. Psychosen gehen in etwa 50 % der Fälle mit Schlafstörungen einher, und zwar mit verminderter Schlafqualität, erhöhter Einschlaflatenz und gehäuftem Aufwachen nach dem Einschlafen. Die Meta-Analyse zeigt, dass Schlafstörungen bereits in den sehr frühen Stadien der Psychose-Erkrankung vorliegen, sogar in der „prädiagnostischen Phase“ (klinisch hohes Psychoserisiko [CHR-P]) bzw. in der frühen Psychose (EP: early psychosis). Auch bei chronischen Stadien der Psychose sind Schlafstörungen ein zentrales klinisches Thema. An Hand der Meta-Analyse konnten die Schlafstörungen in den drei „Psychosestadien“ (klinisch hohes Psychoserisiko [CHR-P], frühe Psychose [EP] und chronische Psychose [CP]) differenziert betrachtet werden. Dabei erscheint es wichtig, den Begriff Arousal (ein Begriff aus der Psychologie und der Physiologie: allgemeiner Grad der Aktivierung des zentralen Nervensystems mit charakteristischen Merkmalen wie Aufmerksamkeit, Reaktionsbereitschaft etc.) und die subjektive Wachheit zu differenzieren. Durch das Aufwachen kann nur ein Teil der Arousals subjektiv erlebt und anamnestisch erhoben werden. Ein sehr niedriges Arousal-Level hat man im Schlaf, ein sehr hohes bei Schmerzen, Ärger, Angst oder sexuellem Verlangen. Die höchste Leistungsfähigkeit wird bei mittlerem Arousal-Niveau (Eustress) erreicht (Yerkes-Dodoson-Gesetz, 1908). Wird das Erregungsniveau „überspannt“ (Distress), kommt es zum Leistungsabfall in Wahrnehmung und Verhalten, dies wird als psychotisches Verhalten beschrieben. Die Zunahme an Arousals bei chronischen Psychosen und der Abfall der Spindeldauer (Tiefschlaf für die Erholung wesentlich) passt gut zu dem Bild eines Missverhältnisses zwischen vermehrter Erregung und verminderter Erholung, was zur Abnutzung („Ose“) – Abnutzung der Psyche = Psychose – führt. |