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Praxisrelevanz
Aigner M
News-Screen Psychiatrie

Journal für Neurologie, Neurochirurgie und Psychiatrie 2023; 24 (4): 134-136

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Der Zusammenhang zwischen Darmmikrobiota und der Pathogenese einer Major-Depression (MDD) ist gut untersucht. Das heißt, man könnte vereinfacht sagen: Die affektive/ leibliche Komponente hat einen Zusammenhang mit dem Darmmikrobiom, bei Dysbiosen des Darms fühlt man sich einfach nicht wohl. Unklar ist, ob Darmmikrobiota die kognitive Funktion bei Patienten mit MDD beeinflussen. Die Studie von Dong et al. (2023) weist auf einen Zusammenhang auch mit den kognitiven Funktionen hin: Der Reichtum und die Vielfalt der Darmmikrobiota waren bei Patienten mit MDD dieselben wie bei gesunden Kontrollen, es gab jedoch Hinweise auf Unterschiede in der Häufigkeit von Bifidobacterium und Blautia. Signifikante Unterschiede konnten bei einigen Stämmen gefunden werden.
In diesem Zusammenhang erscheint auch die Studie von Souto et al. (2023) besonders interessant, wo im Tierversuch gezeigt werden konnte, dass wiederholte gleichzeitige Exposition gegenüber Aflatoxin B1 und Aspartam die Homöostase des Zentralnervensystems stört. Aspartam wird als E 951 als künstlicher Süßstoff Lebensmitteln zugesetzt. Die erlaubte maximale Tagesdosis beträgt in der EU 40 mg / Kilogramm Körpergewicht. Aspartam leitet sich von den beiden natürlichen Alpha-Aminosäuren L-Asparaginsäure und L-Phenylalanin ab, die zu einem Dipeptid verknüpft sind. Demnach wären künstlich gesüßte Lebensmittel, die verschimmeln, besonders schädlich.
Der metaphorische gemeinte Satz „Der Mensch ist, was er ißt“ kann hier wieder neu und differenziert ausformuliert werden: Die Wechselwirkung des Mikrobioms, dessen Stoffwechselprodukte und der Nahrungsbestandteile mit dem Körper inklusive Zentralnervensystem müssen als gesamtes System betrachtet werden.
Für das gesamte System eignet sich der Begriff Leib im Unterschied zum Körper. In der deutschen Sprache haben wir den Begriff „Leib“, der als „body“ und „soul“ ins Englische übersetzbar ist. Das Mikrobiom gehört nicht zum anatomisch definierten Körper, es ist an der Oberfläche, in den Atemwegen und im Darm. Betrachtet man das Gesamtsystem, umfasst der Leib- Begriff sowohl die Gesamtheit der Körperzellen als auch das Mikrobiom. Der Begriff Leib wird auch religiös und philosophisch im metaphorischen Sinne genutzt, die verschiedenen Bedeutungsebenen dürfen nicht verwechselt werden. Doch ermöglicht der Begriff eine Verbindung des subjektiven und objektiven Zugangs zu Erkenntnis.
Zusammenfassend können die Befunde der genannten Studien den Blick auf das Gesamtsystem schärfen: Beim lebendigen Menschen bilden schließlich Körper, Psyche, Seele und Leib eine Einheit, ein Gesamtsystem.
 
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