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Praxisrelevanz
Armbruster J
Die Behandlung Adolf Hitlers im Lazarett Pasewalk 1918: Historische Mythenbildung durch einseitige bzw. spekulative Pathographie

Journal für Neurologie, Neurochirurgie und Psychiatrie 2009; 10 (4): 18-23

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Historische Betrachtungen haben in der Psychiatrie – wie in jedem anderen Fachgebiet auch – einen wichtigen Stellenwert für das Verständnis und die Beurteilung aktueller Entwicklungen. Die psychiatrische Pathographie ist in diesem Kontext durchaus geeignet, die Erkenntnisse zum Leben von Personen in ihrer Zeit zu erweitern, allerdings ist sie – um mit Jaspers zu sprechen – „eine heikle Sache“ [37]. Besonders bei einer Diagnostik ex post scheint größte Zurückhaltung geboten, da eine psychiatrische Exploration als wichtigstes Mittel der Befunderhebung nicht möglich ist. Gleichzeitig zeigt das Beispiel der Krankengeschichte Hitlers für die psychiatrische Praxis, wie leicht es zu relevanten Akzentverschiebungen bei der Entwicklung von Hypothesen kommen kann, wenn Informationen nicht hinreichend vorurteilsfrei und kritisch hinterfragt oder auch ausgeblendet werden, z. B. weil sich eine Arbeitshypothese bereits durch einen Informationsausschnitt zu bestätigen scheint. Es gilt also, im psychiatrischen Alltag jederzeit wach und offen zu sein und die Beurteilung neben dem aktuellen Zustand über eine angemessene Recherche der Krankheitsgeschichte auf eine möglichst breite und solide Basis zu stellen.
 
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