Hilger E, Fischer P | ||
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Pathophysiologische Korrelate deliranter Syndrome Journal für Neurologie, Neurochirurgie und Psychiatrie 2002; 3 (3): 32-40 Volltext (PDF) Summary Abbildungen
Keywords: Acetylcholin, akuter Verwirrtheitszustand, Delirium, Dopamin, Neuropathogenese, Psychiatrie Unterschiedliche ätiologische Faktoren können zu strukturellen oder physiologischen Veränderungen innerhalb des Gehirns führen und so Delirien induzieren. Während zu Epidemiologie und Ätiologie des Delirs zahlreiche Forschungsergebnisse vorliegen, ist über die neuropathogenetischen Grundlagen dieses Krankheitsbildes vergleichsweise wenig bekannt. Befunde aus Läsionsstudien und bildgebenden Verfahren deuten auf eine pathogenetische Beteiligung des präfrontalen, posterio-parietalen und temporo-okzipitalen Kortex sowie des anteromedialen Thalamus und der Basalganglien hin. Vermutlich stellt die Dysfunktion dieser Hirnareale eine gemeinsame Endstrecke von Noxen unterschiedlicher Ätiologie dar. Darüber hinaus scheinen Strukturen der rechten Hemisphäre eine besondere Rolle in der Pathogenese des Delirs zu spielen. Die neurochemischen Korrelate deliranter Syndrome werden vornehmlich in einer Defizienz cholinerger Systeme und/oder einer Überaktivität dopaminerger Systeme vermutet, jedoch dürfte es in Abhängigkeit der regionalen Dichte und Verteilung einzelner Rezeptorsubtypen innerhalb des Gehirns zu komplexen, teils unaufgeklärten Interaktionen zwischen verschiedenen Transmittersystemen kommen. Der vorliegende Artikel faßt den gegenwärtigen Wissensstand der neuroanatomischen und neurochemischen Korrelate deliranter Syndrome zusammen. Die Dokumentation von Art und Auftretenshäufigkeit einzelner Symptome oder Symptomkonstellationen in homogenen Patientenpopulationen wird auch künftig die Grundlage für die Erforschung der pathophysiologischen Korrelate des Delirs darstellen. Eine Intensivierung der Forschung auf neurochemischem Gebiet könnte neue Ansatzpunkte für die pharmakotherapeutische Beeinflussung deliranter Syndrome liefern. |