Naber KG |
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Therapeutische Vergleichbarkeit von Fluorchinolonen bei Harnwegsinfektionen Journal für Urologie und Urogynäkologie 1999; 6 (3) (Ausgabe für Österreich): 32-40 Summary Keywords: Antibiotikum, Fluorchinolone, Harnwegsinfektion, Urologie Das Anwachsen der Gruppe der Chinolon-Antibiotika durch Einführung neuer Substanzen und bald auch generischer Präparate stellt den Arzt in Klinik und Praxis vor die Frage: Sind alle Chinolone, die dieselbe Indikation besitzen, auch therapeutisch gleichwertig und ggf. austauschbar? In bezug auf Harnwegsinfektionen ist diese Meinung durchaus verbreitet. Der Königsweg zu statistisch gesicherten Aussagen über die therapeutische Vergleichbarkeit sind indikationsbezogene klinische Studien mit vordefinierten Äquivalenzkriterien, die international anerkannten Qualitätsanforderungen genügen. So hat eine kürzlich abgeschlossene Multicenterstudie, die hier nur kursorisch vorgestellt wird, an über 450 Patientinnen mit ernster Harnwegsinfektion einen Äquivalenzfaktor von 0,5 g Ciprofloxacin zu 0,4 g Ofloxacin ergeben. Derartige Studien sind aber schon aus Kostengründen rar und für die Masse der Chinolone nicht vorhanden. Als "Ersatz" für klinische Studien steht der Urologie - im Unterschied zu anderen Indikationsgebieten - mit der Urinbakterizidie ein rationales, aussagekräftiges in-vivo-Modell zur Verfügung. Die Bestimmung der urinbakteriziden Aktivität, die für jede Erregerspezies separat erfolgt, berücksichtigt Pharmakokinetik und Mikrobiologie der Testsubstanz, wenngleich Abwehrmechanismen des Wirtsorganismus (Patient) wie die Phagozytose zwangsläufig außer acht bleiben. Um nicht zu Fehlschlüssen zu gelangen, muß man bei Schlußfolgerungen sowohl aus Hilfsgrößen wie der Urinbakterizidie-Kinetik als auch aus klinischen Vergleichsstudien deren Grenzen beachten, wie hier beispielhaft erläutert wird. Die Ergebnisse aus Studien und Modellen machen deutlich, daß die Chinolone auch bei Harnwegsinfektionen nicht einfach gleichwertig sind oder ohne Berücksichtigung der Äquivalenzfaktoren beliebig ausgetauscht werden können. Dies kann angesichts der teils erheblichen Unterschiede in der Pharmakokinetik und der antibakteriellen Aktivität kaum überraschen. |