Kleemann L | ||||||||||||||||
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Echokardiographie aktuell: Kardiale Folgen einer Chemotherapie Journal für Kardiologie - Austrian Journal of Cardiology 2007; 14 (3-4): 104-105 Volltext (PDF) Fallbeschreibung Abbildungen mit Filmsequenzen
Keywords: Echokardiographie, Onkologie Vorgeschichte Der 49jährige männliche Patient war in einem Peripheriekrankenhaus im vorangegangenen Jahr wegen eines neu diagnostizierten Hodentumors (Seminom) und intraabdomineller Lymphknoten in Chemotherapie – insgesamt 4 Zyklen Gemcitabin, ein Hoden (Semikastratio) wurde entfernt. Im September war die letzte Chemotherapie erfolgt, in dieser Phase kam es zu einer chemotherapieinduzierten Sepsis, welche der Patient primär unbeschadet überstanden zu haben schien. Es wurde in dieser Zeit auch der Port-a-Cath explantiert. In der Echokardiographie wurde damals bei guter Linksventrikelfunktion nur eine leichte Aortenklappeninsuffizienz befundet. Verlauf Der Patient wurde im selben Krankenhaus wegen des Verdachtes auf Pneumonie aufgenommen. Am 27.11.2006 wurde abermals eine Echokontrolle durchgeführt, welche einen unveränderten Befund mit guter Linksventrikelfunktion bei nun aber schon leicht dilatiertem Cor und eine weiterhin eher leichte, aber nicht quantifizierbare Aortenklappeninsuffizienz und eine mittlerweile deutliche Trikuspidalinsuffizienz mit Zeichen der Rechtsbelastung ergab. Es wurde mit einer Antibiose (v. a. Pneumonie) mit Amoxicillin/Clavulansäure und später Ceftriaxon begonnen. Am 04.12.2006 wurde der Patient zur Zweitmeinung bezüglich der Aortenklappeninsuffizienz in unser Echolabor transferiert. Im transthorakalen Echo zeigte sich ein grenzwertig großes, nicht hypertrophes Cor (linksventrikulärer enddiastolischer Durchmesser [LVEDD] 56 mm, linksventrikulärer endsystolischer Durchmesser [LVESD] 43 mm, Ejektionsfraktion [EF] 40–45 %) mit mäßig bis mittelgradig reduzierter Pumpfunktion, eine völlig destruierte Aortenklappe (AK) mit zwei in den linksventrikulären Ausflußtrakt (LVOT) prolabierenden Vegetationen und einer massiven Aortenklappeninsuffizienz (holodiastolischer Fluß in der Femoralarterie) sowie einem unklaren, sehr exzentrischen Jet an der Basis des vorderen Mitralsegels – möglicherweise einer Perforation entsprechend. Eine relevante Rechtsbelastung haben wir nicht gefunden (vgl. Filme 1–6). Angesichts dieses Befundes haben wir eine transösophageale Untersuchung angeschlossen, wobei wir uns im wesentlichen nur auf die Aortenklappe und Mitralklappe (MK) konzentriert haben. An der AK zeigte sich eine massive Destruktion des Der Grund für die rasche Entscheidung lag in der überaus raschen Entwicklung der Volumenüberlastung des linken Ventrikels – in einer Woche von normaler auf mittelgradig reduzierte Linksventrikelfunktion – und der völligen Zerstörung der Aortenklappe. Der Patient wurde erfolgreich an der AK (mechanischer Aortenklappenersatz, AKE) operiert, postoperativ kam es jedoch zu dialysepflichtigem Nierenversagen und protrahiertem Intensivaufenthalt. Der Patient wurde mit Anfang des Jahres 2007 in das LKH Horn zur weiteren Dialyse transferiert. Kommentar Wie an diesem Beispiel dokumentiert, ist rasches Handeln lebensnotwendig gewesen: Die Linksventrikelfunktion hat sich in kurzer Zeit dramatisch verschlechtert, die Herzdiameter und die Aortenklappeninsuffizienz (dramatisch) haben in derselben Zeit zugenommen. Festzuhalten ist, daß eine sich akut entwickelnde Aortenklappensinsuffizienz immer eine OP-Indikation darstellt! Trotz negativer Blut- und Port-a-Cath-Kultur war die anfänglich gewählte Antibiose nicht ausreichend für die Chemotherapie-induzierte Endokarditis. |