Rittger H et al. | ||||
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Unterschiede in der Schmerzwahrnehmung sind eine mögliche Ursache für den Zeitverzug beim akuten Myokardinfarkt bei älteren Patienten Journal für Kardiologie - Austrian Journal of Cardiology 2008; 15 (11-12): 357-362 Volltext (PDF) Summary Abbildungen
Keywords: Kardiologie, Schmerz, Studie, älterer Patient Hintergrund: Ein wichtiger Unterschied zwischen älteren und jüngeren Menschen, welche einen akuten Myokardinfarkt erleiden, ist das verspätete Aufsuchen medizinischer Hilfe bei älteren Patienten. Als mögliche Ursache für dieses Phänomen wurde eine verzögerte Schmerzwahrnehmung bei alten Menschen während der myokardialen Ischämie postuliert. Ziel der Studie war es, diese Hypothese invasiv unter den Bedingungen einer kontrollierten myokardialen Ischämie zu bestätigen. Methoden: Bei 66 Patienten (16 weiblich, 50 männlich; mittl. Alter 67 ± 14 Jahre; 15 Diabetiker), welche sich einer elektiv ausgeführten koronaren Intervention unterziehen mussten, wurde die Zeit von der vollständigen Entfaltung des PTCA-Ballons bis zum Auftreten einer thorakalen Schmerzsymptomatik gemessen. Der PTCA-Ballon wurde maximal 60 Sekunden inflatiert, im Falle des Fehlens einer anginösen Symptomatik wurde der Ballon nach dieser Zeit deflatiert. Zeitgleich erfolgte eine EKG-Aufzeichnung in 3 Kanälen, wobei das Ausmaß der EKG-Veränderungen (ST-Senkung oder Hebung > 0,1 mV) registriert wurde. Ergebnisse: Der mittlere Gefäßdurchmesser betrug 3,03 ± 0,33 mm, es wurden nur Gefäße mit einem Diameter zwischen 2,75 mm und 3,5 mm in die Studie eingeschlossen. Alle Patienten hatten eine lävokardiographisch bestimmte linksventrikuläre Ejektionsfraktion (EF) von mehr als 60 %. Nach der PTCA wurden die Patienten entsprechend dem Alter in zwei Gruppen aufgeteilt. 30 Patienten waren ≤ 65 Jahre (mittl. Alter 57 ± 6 Jahre, Gruppe 1), 36 Patienten > 65 Jahre (mittl. Alter 74 ± 4 Jahre, Gruppe 2). Patienten der Gruppe 1 entwickelten nach einer mittleren Dauer von 31 ± 14 Sekunden anginöse Beschwerden, wohingegen Patienten der Gruppe 2 erst nach einer mittleren Dauer von 43 ± 12 Sekunden über Angina pectoris klagten. Es fand sich ein signifikanter Unterschied von 12 Sekunden bis zur Schmerzwahrnehmung (p < 0,005) zwischen den beiden Gruppen. Das Ausmaß der EKG-Veränderung zeigte keine Korrelation mit den registrierten pektanginösen Beschwerden. Schlussfolgerung: Unsere Daten zeigen, dass signifikante Unterschiede in der Schmerzwahrnehmung bei über 65-Jährigen im Vergleich zu jüngeren Patienten im Rahmen einer myokardialen Ischämie existieren. Ein Zeitverzug älterer Menschen beim akuten Myokardinfarkt kann somit auch auf eine veränderte Schmerzwahrnehmung zurückzuführen sein. |