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Medizinprodukte - Labortechnik: ÖKG-Herztage 2022: Breites Einsatzspektrum der LifeVest® für kardiale Risikopatienten

Journal für Kardiologie - Austrian Journal of Cardiology 2022; 29 (9-10): 288-289

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ÖKG-Herztage 2022: Breites Einsatzspektrum der LifeVest® für kardiale Risikopatienten

Anlässlich der Jahrestagung der Österreichischen Kardiologischen Gesellschaft (ÖKG) in Salzburg diskutieren Experten aus Kardiologie und Kardiochirurgie ­unter dem Vorsitz von OA Univ.-Prof. Dr. Helmut Pürerfellner, Leiter der Abteilung für Rhythmologie und Elektrophysiologie am Ordensklinikum Linz, und ­Assoc.-Prof. PD Dr. Martin Andreas, Programmleiter Klappenchirurgie an der Universität Wien, die gezielte Nutzung der Defibrillatorweste zur Primärprävention des Plötzlichen Herztodes für verschiedene Patientenkollektive.

Herz-Kreislauf-Erkrankungen sind jähr­lich für rund 8,89 Millionen Todesfälle verantwortlich und damit weltweit die häufigste Todesursache [1]. Obwohl sich Behandlungs- und Präventionsstrategien verbessert haben, hat die Inzidenz des plötzlichen Herztodes (Sudden Cardiac Death, SCD) als Anteil an den kardiovaskulären Todesfällen insgesamt zugenommen und mehr als 60 % der kardiovaskulären Todesfälle außerhalb des Krankenhauses sind auf einen SCD zurückzuführen [2]. Eine Defibrillatorweste (Wearable Cardioverter Defibrillator, WCD) kann entscheidend dazu beitragen, das Risiko für den Plötzlichen Herztod zu reduzieren und den Gesundheitszustand der Patienten besser zu überwachen.

Standard während der medikamentösen Therapieoptimierung

Trotz optimaler medikamentöser Therapie verstirbt einer von 20 Herzinfarktpatienten mit einer linksventrikulären Ejektionsfraktion (LVEF) < 35 % in den ersten 90 Tagen und in rund 50 % der Fälle ist die Ursache ein SCD [3]. Aber auch für Patienten mit einer LVEF zwischen 40 und 49 % ist das Risiko, einen Plötzlichen Herztod zu erleiden, je nach Alter, allgemeinem Zustand und Begleitumständen noch hoch [4]. „Wir haben zwar wirkungsvolle Medikamente zur Verfügung, um die Herzfunktion zu verbessern – aber diese brauchen Zeit, um ihren vollen Effekt zu entfalten. Mit der Defibrillatorweste können wir Hochrisikopatienten in den ersten drei Monaten nach Therapiebeginn, und wenn nötig auch darüber hinaus, effektiv schützen“, erklärt Prim. PD Dr. Clemens ­Steinwender, Vorstand der Klinik für Kardiologie an der Kepler Universität, Linz.

Daten von mehr als 20.000 Patienten aus retrospektiven und prospektiven Registern sowie einer großen randomisierten kontrollierten Studie belegen umfassend die sichere Wirkung der ­LifeVest®. Die VEST-Per-Protocol-Studie, in der nur diejenigen Patienten erfasst wurden, die die Weste auch tatsächlich getragen haben, ergab während der Tragezeit der ­LifeVest® eine signifikante Reduktion der Gesamtmortalität um 75 % (p < 0,001) und des arrhythmischen Todes um 62 % (p = 0,02). Und auch weitere Daten belegen den Nutzen der Weste: Die ­PROLONG-II-Studie konnte über einen langen Nachbeobachtungszeitraum (2,8 ± 1,5 Jahre) zeigen, dass Patienten, deren LVEF sich auf 35 % oder mehr während der LifeVest®-Tragezeit verbesserte, im Anschluss kein erhöhtes Risiko für einen plötzlichen Herztod mehr hatten [5].

Mehr Sicherheit nach herzchirurgischen Eingriffen

„Der WCD ist nicht nur für Kardiologen, sondern auch für Kardiochirurgen ein wichtiges Therapietool, denn das Risiko für lebensbedrohliche Herzrhythmusstörungen ist in den ersten drei postoperativen Monaten am höchsten“, so Prof. Dr. Assad Haneya, stellvertretender Ärztlicher Direktor Kardiochirurgie an der Klinik für Herz- und Gefäßchirurgie, Kiel. Daher empfiehlt die Deutsche Gesellschaft für Thorax-, Herz- und Gefäßchirurgie (DGTHG) in ihrem Positionspapier auch die Verordnung eines WCD zur Primärprävention vor und nach einer Bypassoperation bei einer LVEF < 35 %, aber auch zur Sekundärprävention bei Patienten nach einer ICD-Explantation und zum Bridging bei Herztransplantation [6]. „Auch die Sternotomienarbe stellt kein Hindernis für die Tragecompliance dar, denn die Weste wurde in einer großen Multicenter-Studie mit einer mittleren Tragezeit von 23,4 Stunden fast durchgehend getragen“, so Prof. Haneya. In dieser Studie [7] mit zehn herzchirurgischen Zentren wurden insgesamt 1168 herzchirurgische Patienten unter WCD-Therapie erfasst. Bei 106 Patienten (9,1 %) traten ven­trikuläre Tachykardien auf und bei insgesamt 18 Patienten (1,5 %) war eine WCD-Therapie erforderlich. Darüber hinaus zeigen die Daten, dass sich die LVEF in der Gesamtkohorte der kardiochirurgischen Patienten um 7-%-Punkte verbesserte und dass eine ICD-Implantation bei 42 % der Patienten vermieden werden konnte. „Diese Ergebnisse belegen, dass die Defibrillatorweste auch bei herz­chirurgischen Indikationen sehr gute Arbeit leistet und Leben rettet“, kommentierte Prof. Andreas.

Die LifeVest® kann noch mehr: ­besseres Patientenmanagement durch Remote-Monitoring

„Neben der Detektion und Behandlung von lebensbedrohlichen Herzrhythmusstörungen kann die LifeVest® auch zur Therapiekontrolle genutzt werden – so kann beispielsweise das Herzfrequenz­monitoring bei der Ermittlung der optimalen Betablockerdosierung unterstützen“, erläuterte Assoc.-Prof. PD Dr. Diana Bonderman, Vorständin der medizinischen Abteilung der Klinik Favoriten, Wien, in ihrem Vortrag zum Einsatz der Defibrillatorweste bei Herzinsuffizienz. Über das ZOLL Patient Management (ZPM) Network kann der behandelnde Arzt via Telemonitoring auf aktuelle Gesundheitsdaten des Patienten während der WCD-Tragezeit zugreifen und so unter anderem Herzfrequenz, körperliche Aktivität und Körperposi­tion erfassen. Vor allem die Herzfrequenz ist bei Risikopatienten von besonderer Bedeutung, wie eine kürzlich veröffentlichte Studie [8] eindrucksvoll bestätigt. Die Untersuchung konnte anhand von durch die LifeVest® erhobenen Daten zeigen, dass hohe Ruheherzfrequenzen bei Patienten mit niedriger Ejektionsfraktion mit einer höheren Mortalität assoziiert sind.

Zum Abschluss des Symposiums fasste Prof. Pürerfellner zusammen: „Die Datenlage für die LifeVest® ist umfassend, der Einsatz des WCD ist sowohl in der Kardiologie als auch in der Kardiochirur­gie etabliert. Auch die Verordnung in Österreich ist einfach geregelt: Seit 1. Jänner 2021 ist die Verordnung der Defibrillatorweste über ein „Dual-System“ erstattungsfähig. Die Kosten werden dabei zu gleichen Teilen vom Dachverband der Sozialversicherungsträger und vom Landesgesundheitsfonds übernommen.“

Literatur:

1. World Economic Forum. These were the leading causes of death worldwide in 2019. www.weforum.org/agenda/2020/12/cause-of-death-dying-disease-health [Zuletzt gesehen 19.8.2022].

2. Adabag AS, et al. Sudden cardiac death: epidemiology and risk factors. Nat Rev Cardiol 2010; 7: 216–25.

3. Olgin JE, et al. Wearable cardioverter-defibrillator after myocardial infarction. N Engl J Med 2018; 13: 1205–15.

4. Chatterjee NA, et al. Sudden death in patients with coronary heart disease without severe systolic dysfunction. JAMA Cardiol 2018; 3: 591–600.

5. Mueller-Leisse J, et al. Extended follow-up after wearable cardioverter-defibrillator period: the PROLONG-II study. ESC Heart Failure 2021; 8: 5142–8.

6. Burger H, et al. Einsatz des tragbaren Kardioverter-Defibril­lators nach kardiochirurgischen Eingriffen. Positionspapier der AG Herzrhythmusstörungen der Deutschen Gesellschaft für Thorax-, Herz- und Gefäßchirurgie. Z Herz-, Thorax- und Gefäßchirurgie 2018; 32: 286–99.

7. Kuehn C, et al. Wearable cardioverter defibrillator multicentre experience in a large cardiac surgery cohort at transient risk of sudden cardiac death. Eur J Cardiothorac Surg 2022; 5: 1031–40.

8. Hain A. High resting heart rates are associated with early posthospitalization mortality in low ejection fraction patients. J Clin Med 2022; 11: 2901.

Weitere Informationen:

ZOLL CMS GmbH

Cardiac Management Solutions

Robert Küller

Emil-Hoffmann-Straße 13

D-50996 Köln

E-Mail: rkueller@zoll.com


 
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