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Praxisrelevanz
Römmler A
Paradigmenwechsel in der Anti-Aging-Medizin: Hormesis, Target-of-Rapamycin-Komplex und erste Anti-Aging-Pillen // Paradigm Shift in Anti-Aging Medicine: Hormesis, Target of Rapamycin Complex and First Human Anti-Aging-Pills

Journal für Gynäkologische Endokrinologie 2016; 10 (3) (Ausgabe für Österreich): 10-15
Journal für Gynäkologische Endokrinologie 2016; 10 (3) (Ausgabe für Schweiz): 10-15

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Die ansteigende Morbidität und Invalidität in alternden Industrienationen stößt an die Grenzen der Ressourcen dieser Gesellschaften. Manche Maßnahmen der Lebensführung (z. B. kalorienreduzierte Ernährung, regelmäßiges Training) verbessern die Altersgesundheit, dennoch benötigen viele zusätzlich Therapien gegen Krankheiten im Alter. Deren größter Risikofaktor ist „das Altern“ selbst.
In Tiermodellen können durch bestimmte Substanzen und Lebensführung die gesunde Lebensspanne verlängert und das Altern verzögert werden. Dies wird durch physiologische Signalketten vermittelt, die evolutionär konserviert erscheinen. Im Mittelpunkt solcher Regulatoren steht der mTOR-Komplex („mechanistic Target of Rapamycin“). Er verknüpft Signale wie Energie-, Nahrungs- und Stressstatus mit grundlegenden Aktivitäten der Zelle, zu denen Proliferation versus Zellarrest sowie Reparatur versus Apoptose gehören.
Die Zellregulation auf solche Signale bzw. Stressoren erfolgt nicht linear, sondern biphasisch (U-förmig, glockenförmig) als hormetisches Prinzip. Demnach führen milde Stress-Dosen zunächst zur Aktivierung von Reparatursystemen, womit sich die Zelle an solche „giftigen“ Reize adaptiert und widerstandsfähiger wird. Erst bei höheren Reizen kommt es zum Umkehreffekt und zu toxischer Schädigung. „Hormesis“ beschreibt plausibel die in Modellorganismen beobachteten Anti-Aging-Effekte solcher milden Reize, die sich durch verlängerte Lebensspanne bei verminderter Krankheitsinzidenz (Diabetes mellitus, Karzinome, Demenz) auszeichnen.
Einige natürliche mTOR-Inhibitoren sind für humane Anwendungen bereits verfügbar. Hierzu zählen Resveratrol, Rapamycin (Sirolimus) und Metformin, die von Bakterien, Pilzen oder Pflanzen jeweils als „Giftstoffe“ zur Abwehr von Fressfeinden gebildet werden. Erste Humandaten bei Diabetikern unter Metformin und bei Älteren mit Immunseneszenz unter Rapamycin zeigen bereits Anti-Aging-Effekte, was neue Perspektiven für die Altersmedizin eröffnet.
 
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