Krause und Pachernegg
Verlag für Medizin und Wirtschaft
Artikel   Bilder   Volltext

Mobile Version
A-  |   A  |   A+
Werbung
 
Praxisrelevanz
Kapelari K
Pathophysiologie und Therapie des adrenogenitalen Syndroms

Journal für Klinische Endokrinologie und Stoffwechsel - Austrian Journal of Clinical Endocrinology and Metabolism 2011; 4 (2): 28-34

Volltext (PDF)    Summary    Praxisrelevanz    Abbildungen   

Dem adrenogenitalen Syndrom liegen autosomal rezessiv vererbte Enzymdefekte der Steroidbiosynthese der Nebennierenrinde zugrunde. Der bereits intrauterin bestehende, angeborene Mangel an Kortisol führt auch zu einer gestörten Entwicklung des Nebennierenmarks und somit zu einem Katecholaminmangel – vorwiegend Adrenalin –, der für das gehäufte Auftreten von asymptomatischen Hypoglykämien bei Patienten mit AGS mitverantwortlich ist. Die Kombination von Glukokortikoidmangel, Hyperandrogenämie und Katecholaminmangel setzt Patienten mit AGS einem deutlich erhöhten Risiko aus, im Erwachsenenalter ein metabolisches Syndrom mit entsprechenden kardiovaskulären Komplikationen zu entwickeln. Obwohl die medikamentöse Therapie des AGS mit Hydrokortison und 9?-Fludrokortison seit Jahrzehnten etabliert ist, zeigen Langzeitstudien an großen Patientengruppen unverändert eine Beeinträchtigung des Wachstums, der Knochenreifung und der Pubertätsentwicklung. Besonders im Alter zwischen 3 und 4 Jahren bzw. zwischen 7 und 8 Jahren wird häufig eine Akzeleration der Knochenreifung beobachtet, die die Erwachsenengröße der Patienten nachhaltig negativ beeinflusst. Alternative Therapiestrategien, wie der Einsatz von Hydrokortison-Retardpräparationen, die kontinuierliche subkutane Applikation von Hydrokortison mittels Insulinpumpe, der Einsatz von Glukokortikoiden mit längerer Halbwertszeit (Aprednisolon und Dexamethason) bereits im Kindesalter und Kombinationstherapien mit rekombinantem Wachstumshormon und/ oder LHRH-Analoga werden derzeit in klinischen Studien überprüft. Bei weiblichen Patienten mit deutlicher Virilisierung des äußeren Genitales (zumindest einem Prader-Stadium > 3) wird heute zumeist eine einzeitige operative Korrektur in den ersten 2 Lebensjahren (optimal im ersten Lebensjahr) an einem spezialisierten Zentrum durchgeführt. Die Pränataltherapie des AGS stellt nach internationalen Empfehlungen ein experimentelles Verfahren dar und sollte daher nur an einem darauf spezialisierten bzw. qualifizierten Zentrum im Rahmen kontrollierter klinischer Studien erfolgen.
 
copyright © 2000–2025 Krause & Pachernegg GmbH | Sitemap | Datenschutz | Impressum
 
Werbung