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Summary
Fitscha P, Haoula D  
Aus der Sicht der Praxis: Ist die obstruktive Schlafapnoe mit Recht ein Waisenkind in der Hypertensiologie?

Journal für Hypertonie - Austrian Journal of Hypertension 2014; 18 (2): 61-65

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Keywords: continuous positive airway pressureCPAPHypertonieobstruktive SchlafapnoeOSA

Das obstruktive Schlafapnoe-Syndrom (OSAS) ist eine hochprävalente schlafassoziierte Atmungsstörung, welche durch repetitiven Kollaps des Pharynx mit konsekutiven Hypo- oder Apnoen charakterisiert ist und mit Aufwachreaktionen sowie erhöhter Schläfrigkeit am Tag einhergeht. Die OSA kann asymptomatisch verlaufen. Werden die Patienten symptomatisch, dann liegt ein obstruktives Schlafapnoe-Syndrom vor. Es ist durch 4 Kardinalsymptome gekennzeichnet: ausgeprägte Tagesmüdigkeit, häufiges Erwachen in der Nacht mit Nykturie, bereits morgendliche Müdigkeit/Astenie mit und ohne Kopfschmerzen und schweres Schnarchen. Das obstruktive Schlafapnoe-Syndrom tritt bei 4 % der Männer und 2 % der Frauen im mittleren Lebensalter auf. Die Prävalenz bei Hypertonikern ist noch höher: Es findet sich bei zirka 50 % der essenziellen Hypertoniker und bis zu 85 % bei therapierefraktärer Hypertonie. Allerdings werden nur 25 % aller Patienten mit OSA diagnostiziert! Die OSA ist mit einer erhöhten kardiovaskulären Morbidität und auch – vor allem bei Patienten < 50 Jahre – mit einer erhöhten Mortalität assoziiert. Die Behandlung der OSA erfolgt mittels CPAP (continuous positive airway pressure). Mehrere Untersuchungen haben gezeigt, dass der Blutdruck dadurch langfristig gesenkt werden kann. Aber: In 4 Metaanalysen aus 16 randomisierten kontrollierten Studien (818 Patienten) lag die durchschnittliche Senkung des 24-h-Blutdrucks nur bei ca. 2 mmHg! Die mögliche Ursache für diese geringe Blutdrucksenkung könnte in der unterschiedlichen Methodik der diversen Studien zu sehen sein: placebokontrollierte Kurzzeit- bis Langzeitobservationsstudien, unterschiedliche Fallzahlen und ein heterogener AHI. Entscheidend für den Therapieerfolg ist die Schwere der OSA (je höher der AHI, desto stärker die Blutdrucksenkung), die Dauer und Regelmäßigkeit der CPAP-Therapie (täglich mindestens 5 Stunden pro Nacht, Reduktion der AHI um > 50 %, optimal AHI < 10 pro Stunde). Der stärkste antihypertensive Effekt der CPAP-Therapie wurde bei Patienten mit therapierefraktärer Hypertonie beobachtet. Nach 2 Monaten fand sich eine signifikante Reduktion des Blutdrucks während des Tages um 14 mmHg systolisch bzw. 9 mmHg diastolisch und in der Nacht um 8 bzw. 3 mmHg. Adipöse Hypertoniker, non-dipper oder Patienten mit isolierter nächtlicher Hypertonie sollten ambulant polygraphisch untersucht und bei Vorliegen einer OSA in ein Schlaflabor zugewiesen werden. Die OSA ist aus Sicht der Praxis zu Unrecht ein „Waisenkind“ in der Hypertensiologie. Der Artikel soll das Interesse bei Hausärzten und Internisten reaktivieren, öfter an die OSA zu denken und ein Polygraphie-Screening zu veranlassen!
 
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