Briegel J et al. | ||
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Glukokortikoide in der Neurointensivmedizin - welche Indikationen sind gesichert ? Journal für Neurologie, Neurochirurgie und Psychiatrie 2008; 9 (2): 7-12 Volltext (PDF) Summary Praxisrelevanz Abbildungen
Keywords: Glukokortikoid, Neurologie Der Einsatz von Glukokortikoiden ist im klinischen Alltag in der Intensivmedizin weit verbreitet, so auch bei der Behandlung von Patienten mit neurologischen bzw. neurochirurgischen Krankheitsbildern. Glukokortikoide wirken sowohl über genomische als auch nicht-genomische Mechanismen antiinflammatorisch und immunsuppressiv, eine daraus resultierende neuroprotektive Wirkung wird bei verschiedenen Krankheitsbildern postuliert. Im Sinne der evidenzbasierten Medizin ist der Einsatz von Glukokortikoiden in der Neurointensivmedizin streng genommen allerdings nur bei bakterieller Meningitis gerechtfertigt. Für die Gabe von Glukokortikoiden bei Hirntumoren sprechen jedoch 40 Jahre klinische Erfahrung und die Ergebnisse bildgebender Untersuchungen, kontrollierte klinische Studien für diese Indikation fehlen allerdings bis heute. Das vielerorts durchgeführte Protokoll zur Hochdosis-Methylprednisolon-Therapie beim spinalen Trauma ist lediglich durch retrospektive Subgruppenanalysen abgesichert, nicht jedoch durch prospektive, kontrollierte Studien. Bei neurovaskulären Notfällen wie Schlaganfall und Subarachnoidalblutung ist ein Benefit durch Glukokortikoide gerade aufgrund neuerer experimenteller Studien denkbar, aber bislang unzureichend untersucht. Die adjuvante Gabe von Glukokortikoiden bei raumfordernden intrazerebralen Abszessen wird zwar aufgrund der antiödematösen Wirkung empfohlen, jedoch fehlen auch hier klinische Studien. Nach der derzeitigen Studienlage sollte in jedem Fall bei Schädel-Hirn-Trauma aufgrund gravierender Nebenwirkungen auf eine hochdosierte Gabe von Glukokortikoiden verzichtet werden. Beachtenswert ist, dass eine Reihe von Hochdosis-Glukokortikoid-Studien in der Neurointensivmedizin vorzeitig abgebrochen wurden aufgrund des gehäuften Auftretens von Komplikationen wie z. B. schwerer sekundärer Infektionen oder Diabetes mellitus unter hochdosierter Glukokortikoidgabe. |