Wischmann T, Thorn P |
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Der Mann in der Kinderwunschbehandlung (unter besonderer Berücksichtigung der donogenen Insemination) Journal für Urologie und Urogynäkologie 2015; 22 (2) (Ausgabe für Österreich): 9-17 Journal für Urologie und Urogynäkologie 2015; 22 (2) (Ausgabe für Schweiz): 11-18 Volltext (PDF) Summary Praxisrelevanz Bislang wurden Männer im Rahmen von reproduktionsmedizinischen Behandlungen überwiegend als „Partner der Patientin“ wahrgenommen. Diese Übersichtsarbeit soll dazu beitragen, den ungewollt kinderlosen Mann auch als Person und Patient mit Emotionen und Bedürfnissen wahrzunehmen. Neuere Studien zeigen auf, dass Männer unter der Unfruchtbarkeit ähnlich leiden wie Frauen, sie bislang jedoch nicht den geeigneten Rahmen innerhalb der Kinderwunschbehandlung hatten, ihre Emotionalität zu zeigen. Die medizinische und psychosoziale Versorgung bei unerfülltem Kinderwunsch wird jedoch einer paarbezogenen Haltung nur gerecht, wenn sie auch die Bedürfnisse des Mannes wahrnimmt und berücksichtigt. Bezüglich der Problematik eines unerfüllten Kinderwunsches sollte das gesamte diagnostische und therapeutische Prozedere immer auf das Paar ausgerichtet sein. So sollten Paare das Angebot erhalten, sich immer gemeinsam am offenen Kinderwunsch-Informationsabend kostenlos und anonym beraten zu lassen. Die Vorstellung in der gynäkologisch-reproduktionsmedizinischen Sprechstunde und in der endokrinologisch-andrologischen Sprechstunde sollte immer für beide Partner offen sein. Auch das in jedem reproduktionsmedizinischen Zentrum notwendigerweise vorzuhaltende Angebot einer behandlungsunabhängigen psychosozialen Kinderwunschberatung sollte sich an beide Partner des Paares richten, gegebenenfalls aber auch nur vom Mann bzw. der Frau aufgesucht werden können. Wie in der (Muster-) Richtlinie zur assistierten Reproduktion gefordert [67], sollten gynäkologische und andrologische Befunde (sowie gegebenenfalls psychosoziale und genetische Befunde) interdisziplinär im Team des reproduktionsmedizinischen Zentrums diskutiert werden und in entsprechende gemeinsam getragene diagnostische und therapeutische Empfehlungen beider Partner gegenüber münden. |