Storch MK, Seifert-Held T |
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Neue immunsuppressive und immunmodulierende orale Therapie in der Behandlung der Multiplen Sklerose Journal für Neurologie, Neurochirurgie und Psychiatrie 2010; 11 (4): 38-42 Volltext (PDF) Summary Praxisrelevanz – MS-Patienten und behandelnde Ärzte warten schon sehr lange auf die Entwicklung wirksamer und gut verträglicher oraler Immunmodulatoren bzw. -suppressiva, welche die Lebensqualität der Betroffenen und die Therapieadhärenz entscheidend verbessern würden. Eine Reihe neuer, oral verabreichter Substanzen für die Intervallbehandlung der schubförmigen MS befindet sich derzeit in unterschiedlichen Stadien der klinischen Entwicklung. – Am weitesten fortgeschritten in der klinischen Entwicklung sind die oralen MS-Substanzen Cladribin und Fingolimod. Die Zulassung für die schubförmige MS könnte noch im Herbst 2010 erfolgen (Fingolimod in den USA, Cladribin in der EU). – Die Wirkmechanismen der neuen oralen MS-Substanzen sind sehr unterschiedlich und bei einigen der neuen oralen Substanzen noch unzureichend bekannt. Bei einigen der neuen oralen MS-Therapien (Fingolimod, Laquinimod, Dimethylfumarat) liegen neben immunmodulierenden/ immunsuppressiven Wirkmechanismen auch experimentelle Hinweise für neuroprotektive und regenerative Effekte vor, die noch weiterer Bestätigung bedürfen. – Diese neuen oralen Substanzen mit vermuteter neuroprotektiver Potenz sind insbesondere auch für die progredienten Verläufe der MS von Interesse, zumal einige dieser Substanzen auch die geschlossene BHS zu überwinden vermögen (Fingolimod, Laquinimod). Bislang existiert keine Therapie mit belegter Wirksamkeit bei primär progredienter MS. Mit Spannung werden daher die Ergebnisse der Fingolimod-Phase-III-Studie in der primär progredienten MS erwartet. – Die neuen oralen Therapien können hinsichtlich Langzeitsicherheit noch nicht ausreichend beurteilt werden. Dies trifft auch auf die beiden Substanzen zu, die wahrscheinlich als erste für die schubförmige MS zugelassen werden (Cladribin, Fingolimod). Reaktivierung viraler Infekte und Neoplasien sind hier an erster Stelle der Sicherheitsrisiken anzuführen. – Eine sichere Einschätzung der neuen oralen Immunmodulatoren/- suppressiva hinsichtlich ihres Einsatzgebiets in der Stufentherapie der schubförmigen MS wird erst nach Abschluss der Zulassungsverfahren und dem Vorliegen der Daten von Langzeit-Sicherheitsregistern möglich sein. |