Rabe T et al. |
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Depotgestagene zur Kontrazeption bei der Frau Gemeinsame Stellungnahme der Deutschen Gesellschaft für Gynäkologische Endokrinologie und Fortpflanzungsmedizin (DGGEF) e.V. und des Berufsverbands der Frauenärzte (BVF) e. V. Journal für Reproduktionsmedizin und Endokrinologie - Journal of Reproductive Medicine and Endocrinology 2013; 10 (1): 18-42 Volltext (PDF) Summary Keywords: Depotgestagen, DMPA, Kontraindikation, Langzeitkontrazeption, Thromboserisiko, venöse Thromboembolie Kurz nach Einführung der oralen Kombinationspille in den USA (1959 Enovid®) und in Deutschland (1961 Anovlar®) suchte man nach Möglichkeiten, eine tägliche Einnahme der Pille zu vermeiden. Die lang andauernde, kontrazeptive Wirkung von Depotgestagenen ist seit Anfang der frühen 1950er-Jahre bekannt. Sie wurden damals bei Endometriose und habituellen Aborten eingesetzt. Ende der 1960er-Jahre wurde das Depot-Medroxyprogesteronacetat (DMPA) von der Firma Upjohn in zahlreichen Ländern, ab 1992 auch in den USA als Langzeitkontrazeptivum zugelassen. Weltweit ist das Depo-Clinovir® (150 mg DMPA) mit einer Wirkdauer von 3 Monaten verfügbar. Seit der Einführung haben weltweit mehr als 90 Millionen Frauen damit verhütet. 2009 erfolgte die Zulassung eines weiteren DMPA-Präparates mit 104 mg (Sayana®) zur subkutanen Applikation. Beide Präparate werden alle 3 Monate appliziert. Ein weiteres Depotgestagen, das seit Längerem im Handel ist, ist das Noristerat® (Bayer Vital GmbH) mit 200 mg Norethisteronenantat (NET-EN), das anfangs alle 2, später alle 3 Monate gespritzt werden muss. Wirkung: Hemmung der Follikelreifung und zum Teil der Ovulation sowie Gestagenwirkung auf den Zervikalfaktor mit Unterdrückung der Spermienaszension. Pearl-Index: DMPA 150 mg 0,3, DMPA 104 mg 0,0 und Noristerat 0–2,3. Pharmakokinetik: Innerhalb von 1 Woche wird ein stabiler Serumspiegel aufgebaut, der allerdings zum Teil bis zu 6 Monate, in Einzelfällen nach DMPA 150 mg i. m. bis zu 12 Monate nachweisbar ist. Arzneimittelinteraktionen: Es sind keine Daten zu Wechselwirkungen von Injektionspräparaten, die nur ein Gestagen enthalten, mit anderen Arzneimitteln bekannt, da diese Untersuchungen nicht durchgeführt wurden. Es gelten die Hinweise auf Wechselwirkungen für kombinierte orale hormonale Kontrazeptiva. Anwendungsgebiete: Langzeitkontrazeption, die bei Depo-Clinovir® und Noristerat® durch die Unverträglichkeit anderer Kontrazeptiva eingeschränkt ist. Bei Sayana® liegt nur eine Einschränkung bei Jugendlichen zwischen 12–18 Jahren vor. Post partum: Frauen, die nicht stillen: DMPA 150 mg: Innerhalb der ersten 5 Tage post partum; DMPA 104 mg: Innerhalb der ersten 5 Tage post partum NET-EN: Anwendung lt. Fachinformation unmittelbar nach Entbindung und Fehlgeburt möglich. Frauen, die stillen: DMPA 150 mg: Nur bei besonderer Risikonutzenanalyse ab bzw. nach 6 Wochen post partum. DMPA 104 mg: Nach Ablauf von 6 Wochen laut Fachinformation, NET-EN: Keine Anwendung bei stillenden Frauen. Unerwünschte Ereignisse: Blutungsmuster und deren Management, Körpergewicht, Kopfschmerzen, Thromboserisiko (niedriger als bei der Ethinylestradiol-haltigen Kombinationspille), Wirkung auf Knochen mit Abnahme der BMD (nur DMPA nicht NET-EN), Brustkrebsrisiko (geringe Risikoerhöhung) sowie praktische Hinweise zur Erstverordnung und Neuentwicklungen werden in der Arbeit gegeben. Relevante nationale und internationale Veröffentlichungen sowie Internetlinks wurden zusammengestellt. Zusätzliche Anwendungsempfehlungen: Die Zufuhr von ausreichend Kalzium und Vitamin D über die Nahrung oder mittels Ersatzpräparaten ist für die Gesundheit der Knochen bei Frauen jeglichen Alters wichtig. Günstig sind Einschränkung von Alkohol und Rauchen. Bei Langzeitanwendung Empfehlung von einer bzw. mehrerer Knochendichtemessung(en). Neuentwicklungen: Östrogen/gestagenhaltige Kombinationsspritzen, neue Freisetzungssysteme, Spritzen zur Selbstapplikation. |