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Summary
Rabe T et al.  
Prolaktin und Hyperprolaktinämie
Stellungnahme der Deutschen Gesellschaft für Gynäkologische Endokrinologie und Fortpflanzungsmedizin (DGGEF) e.V.


Journal für Reproduktionsmedizin und Endokrinologie - Journal of Reproductive Medicine and Endocrinology 2013; 10 (2): 101-128

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Abb. 1: Prolaktin Abb. 2: Prolaktin Abb. 3: Hyperprolaktinämie Abb. 4: Gesichtsfeld Abb. 5: Normoprolaktinämischer Amenorrhoe Abb. 6: Hyperprolaktinämischer Amenorrhoe Abb. 7: Prolaktinom Zum letzten Bild



Keywords: BromocriptinCabergolinDopaminagonistDoperginHyperprolaktinämieHypothyreoseKinderwunschMakroprolaktinNebenwirkungProlaktinProlaktinomQuinagolidSchwangerschaft

Prolaktin (PRL), auch laktotropes Hormon oder Laktotropin genannt, ist ein phylogenetisch altes Proteohormon, das von den laktotropen Zellen des Hypophysenvorderlappens gebildet wird. Es ist verantwortlich für das Wachstum der Brustdrüse im Verlauf der Schwangerschaft, für die Milchsekretion während der Stillzeit und für die Regulation zahlreicher anderer endokrinologischer Funktionen aber auch Stoffwechselwirkungen. In seiner Primärstruktur besteht das humane Prolaktin aus 198 Aminosäuren. In seiner Struktur ist es dem Somatotropin ähnlich. Die Synthese wird über ein Gen auf dem Chromosom 6 gesteuert. Die Prolaktinsekretion wird über Neurotransmitter vom Hypothalamus (Dopamin) mit einem zirkadianen Tag-Nacht-Rhythmus und erhöhten Prolaktinspiegeln in der zweiten Nachthälfte geregelt. Im Gegensatz zu Dopamin wirken die folgenden hypothalamischen Faktoren stimulierend auf die Prolaktinfreisetzung: TRH, VIP, Angiotensin II, endogene Opioide, Oxytocin. Unterschiedliche Formen des zirkulierenden Prolaktins wurden beschrieben: „Little Prolaktin“, „Big Prolaktin“ (Makroprolaktin). Die Bedeutung der Makroprolaktine ist noch nicht geklärt. Sie können zu einer Überbestimmung von Prolaktin führen. Beim Menschen führen erhöhte Konzentrationen von Prolaktin zu einer Unterdrückung der Eizellreifung und der Ovulation. Eine Hyperprolaktinämie tritt in weniger als 1 % der allgemeinen Bevölkerung und in 10–40 % der Patienten mit sekundärer Amenorrhoe auf. Etwa 75 % der Patienten mit Galaktorrhoe und Amenorrhoe haben eine Hyperprolaktinämie. Von diesen Patienten haben ca. 30 % Prolaktin-sezernierende Tumoren. Eine Hyperprolaktinämie kann auf einer Schilddrüsenunterfunktion, der Einnahme bestimmter Medikamente (z. B. Neuroleptika), bei akuten und chronischen Stresssituationen in der Schwangerschaft, und bei Stimulation der Brustwarze entstehen. Je nach Höhe des Prolaktinspiegels nimmt die Wahrscheinlichkeit eines Prolaktin-bildenden Tumors der Hypophyse (Prolaktinom) zu. Die meisten Prolaktinome treten zwischen dem 20. und 40. Lebensjahr auf. Hypophysentumoren, meist Adenome, machen etwa 10–15 % aller intrakraniellen Tumoren aus. Bei den Prolaktinomen wird je nach Größe im MRT zwischen Mikro- (< 10 mm) und Makroprolaktinomen (> 10 mm) unterschieden. Je nach Größe, Lokalisation, Verdrängungssymptomen (z. B. Chiasma opticum), Lebensalter, Kinderwunsch stehen medikamentöse, neurochirurgische und radiologische Therapieoptionen zur Verfügung. Eine medikamentöse Therapie mit Dopamin-Agonisten ist die Therapie der ersten Wahl für die meisten Patienten mit Prolaktinomen, während eine Operation bei Resistenz gegenüber einer medikamentösen Therapie zusammen mit speziellen Indikationen in Betracht kommt. Die pharmakologischen Wirkungen, Nebenwirkungen und das pharmakologische Profil der Dopamin-Agonisten Bromocriptin, Dopergin, Quinagolid und Cabergolin wird besprochen. Bei Cabergolin kann es unter Langzeittherapie zu einer Fibrose und zu Herzklappenveränderungen kommen, allerdings nur bei hohen Dosierungen (> 2 mg im Rahmen der Parkinsontherapie). Neurochirurgische Eingriffe werden als First-line-Therapie nur bei Kinderwunschpatientinnen mit Akromegalie, Cushing-Syndrom oder speziellen Formen von Makroprolaktinomen indiziert. Die Differentialdiagnostik sowie das Management bei Mikro- und Makro-Prolaktinomen bei Patientinnen mit und ohne Kinderwunsch werden besprochen. Das wichtigste Therapieziel bei der Behandlung einer Hyperprolaktinämie und Prolaktinomen besteht in der Normalisierung des Prolaktinspiegels, um Nebenwirkungen einer Hyperprolaktinämie (z. B. Östrogenmangelsymptome) zu verhindern, und bei Prolaktinomen ein Schrumpfen des Tumors zur erreichen – ebenfalls vor dem Hintergrund der Vermeidung ernsthafter klinischer Nebenwirkungen bei weiterem Tumorwachstum. International relevant sind Leitlinien der Endocrine Society (USA) zur Diagnostik und Therapie der Hyperprolaktinämie.
 
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