Medizinprodukte - Labortechnik: Neue Dynamik beim EmbryoScope(TM)
Journal für Reproduktionsmedizin und Endokrinologie - Journal of Reproductive Medicine and Endocrinology 2013; 10 (3): 204
Volltext (HTML) Abbildungen
Mit insgesamt 23 installierten Geräten
hat sich das EmbryoScope™
als Time-lapse-Imaging-System auch
im deutschsprachigen Raum gut
etabliert. Während die Hardware
(EmbryoScope™ Trigas-Inkubator
mit integriertem Inversmikroskop;
EmbryoSlide Kulturträger) als sehr
ausgereift gilt, arbeitet der Hersteller
FertiliTech kontinuierlich an der
Software, um die Benutzung für den
Endanwender durch neue Funktionalitäten
noch einfacher und komfortabler
zu gestalten. Auch neue
Anwendungsaspekte haben sich in
den letzten Monaten erschlossen. Hier ein kurzes Update.
"Compare and Select" - automatische Embryobeurteilung maßgeschneidert
Durch die nahezu lückenlose Videodokumentation der Embryonalentwicklung gibt das EmbryoScope™ (Abb. 1) dem
Embryologen eine Vielzahl wichtiger
Informationen an die Hand, um entwicklungsfähige Embryos zielsicher auszuwählen. Im Oktober 2012 hat FertiliTech einen weiteren Schritt nach vorne getan: „Compare and Select“ ist ein neues Softwaremodul, mit dem sich die Einzelparameter nach ihrer Wichtigkeit kategorisieren lassen. Basierend auf existierender Literatur und eigener Erfahrung gewichtet der Embryologe die verfügbaren Informationen (z. B. Zellzykluszeiten,
asynchrone Teilungen, asymmetrische
Teilungen, Mehrkernigkeit). Er
ordnet sie in einen von drei vorgegebenen Modelltypen ein (hierarchisch: ein „Entscheidungsbaum“; additiv: Vergabe von Plus- oder Minuspunkten; multiplikativ:
Zuordnung eines Wichtungsfaktors). Manuell werden für jeden Embryo nur
noch die leicht ermittelbaren Grundinformationen
aus den Videos eingetragen
(Zeiten, morphologische Merkmale,
siehe oben). Die bisweilen schwierige
und subjektive Embryoauswahl erledigt
„Compare and Select“ dann mittels des
vorher entworfenen Modells automatisch
(Abb. 2). Sie muss vom Embryologen
lediglich bestätigt werden. Die
Vorteile dieses Systems liegen auf der
Hand: die Embryobeurteilung erfolgt
anhand des im Hintergrund arbeitenden
Algorithmus standardisiert und deutlich
schneller. Gleichzeitig kann das Labor
bei der Gewichtung der Informationen
individuelle Schwerpunkte setzen und
das Entscheidungsmodell bei Bedarf
jederzeit anpassen.
Morphokinetik und Abschätzung des
Aneuploidie-Risikos – ein neues Anwendungsfeld?
Bisher lag das Augenmerk beim Einsatz
des EmbryoScope™ stets auf der Abschätzung
der Implantationswahrscheinlichkeit
eines Embryos. Mit ihrer jüngsten
Publikation hat die Arbeitsgruppe
um Alison Campbell und Simon Fishel
(CARE Fertility, Nottingham, UK) dem
Time-lapse-Imaging einen zusätzlichen,
interessanten Aspekt abgewonnen [1]. In
einer Studie wurden 98 Blastozysten im
EmbryoScope™ kultiviert und nach Dokumentation
ihrer Entwicklungsdynamik
mit herkömmlichen Methoden auf
Aneuploidien untersucht. Dabei zeigte
sich, dass bei aneuploiden Embryos der
Beginn der Blastulation signifikant (um
mehr als 6 h) verzögert war und das Stadium
der voll ausgeprägten Blastozyste
im Durchschnitt 5 Stunden später erreicht
wurde. Campbell et al. entwickelten
aus diesen morphokinetischen Befunden
ein Dreistufen-Modell: Danach
beträgt das Risiko für einzelne oder multiple
Aneuploidien abhängig von der
Zeit bis zur vollen Blastozyste 37 %
(niedriges Risiko), 69 % (mittleres Risiko)
oder 100 % (hohes Risiko). Selbstredend
ist die Teilungskinetik und die
daraus abgeleitete Risikoklassifikation
möglicherweise abhängig von externen
Faktoren wie z. B. den verwendeten Medien.
Weitere Studien werden das zu klären
haben. Auch wird eine Wahrscheinlichkeitsaussage
niemals so wertvoll
sein wie das Ergebnis einer genetischen
Analyse. Dennoch bietet sich hier angesichts
hoher, durchschnittlicher Aneuploidieraten
bei Blastozysten (50–60 %)
die Chance einer vergleichsweise kostengünstigen,
nicht-invasiven Risikobestimmung.
Wertvoll wäre sie insbesondere
in Ländern, in denen das Aneuploidie-
Screening mit herkömmlichen Verfahren
gesetzlich nicht gedeckt ist.
Literatur:
1. Campbell A, Fishel S, Bowman N, et al. Modelling
a risk classification of aneuploidy in human
embryos using non-invasive morphokinetics. RBM
Online 2013; 26: 477–85.
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