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Kautzky-Willer A, Winzer C  
Übergewicht und Diabetes mellitus in der Schwangerschaft

Journal für Ernährungsmedizin 2002; 4 (3) (Ausgabe für Schweiz): 5-9
Journal für Ernährungsmedizin 2002; 4 (3) (Ausgabe für Österreich): 7-12

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Keywords: AdipositasDiabetes mellitusEmbryopathieErnährungsmedizinFetopathieGestationsdiabetesGraviditätInsulinresistenz

Diabetikerinnen weisen im Vergleich zu Graviden mit normaler Glukosetoleranz nach wie vor häufiger Schwangerschaftskomplikationen auf, obwohl die perinatale Morbidität und Mortalität bei dieser Gruppe durch eine nahezu normoglykämische Stoffwechseleinstellung, eine bessere gynäkologische Überwachung und neonatale Intensivpflege in den letzten Jahrzehnten deutlich reduziert werden konnten. Schätzungsweise 0,5 % aller Graviditäten werden durch einen Typ 1-Diabetes mellitus kompliziert, die Zahl von graviden Patientinnen mit Typ 2-Diabetes (DM2) nimmt durch die weltweit dramatisch steigende Inzidenz der Adipositas und von Stoffwechselstörungen zu. Adipositas ist in der Gravidität mit einem deutlich erhöhten Risiko für die Entwicklung einer Hypertonie und Gestose und einer erhöhten Sektiorate verbunden und stellt den Hauptrisikofaktor für die Entstehung des Gestationsdiabetes (Schwangerschaftsdiabetes, GDM) dar, der bei 5-10 % und somit bei bis zu 500.000 Graviden in Europa jährlich auftritt. Wichtigste Risikofaktoren für den GDM sind neben Übergewicht (Body-Mass-Index größer/gleich 27 kg/m2) eine positive Familienanamnese für DM2, höheres Alter sowie eine exzessive Gewichtszunahme in der Gravidität. Die höhere fetale und neonatale Mortalität bei Patientinnen mit präkonzeptionellem Diabetes (PDM) beruht hauptsächlich auf der Entwicklung kongenitaler Anomalien (diabetische Embryopathie), wobei der mütterlichen Hyperglykämie zu Beginn der Schwangerschaft ein teratogener Effekt zugeschrieben wird. Das Hauptmerkmal des GDM ist die diabetische Fetopathie, die durch Hyperglykämie und Entwicklung einer fetalen Hyperinsulinämie im 2. und 3. Trimenon bedingt und durch Gerinnungsstörungen, verminderte Lungenreife, postpartale Hypoglykämie und -kalziämie sowie durch die Entwicklung einer Makrosomie mit Geburtstraumata gekennzeichnet ist. Bei Diagnose eines GDM wird eine Diät verordnet, die individuell und nach dem Körpergewicht der Patientin ausgerichtet sein soll. Bei Adipösen kann eine mäßige Kalorienrestriktion unter Vermeidung einer Ketonurie verordnet werden. Zur Überprüfung der Metabolik soll die Patientin täglich nüchtern, vor und 1 Stunde nach den Hauptmahlzeiten Blutglukoseselbstbestimmungen durchführen. Wird das Therapieziel (Glukosekonzentrationen nüchtern und präprandial unter 95 mg/dl und 1 Stunde nach den Mahlzeiten unter 130 mg/dl) durch Diät nicht erreicht, wird eine Insulintherapie begonnen. Obwohl bei GDM nach der Entbindung meist eine Normalisierung der Glukosetoleranz eintritt, tragen diese Patientinnen ein sehr hohes Risiko, innerhalb der nächsten 5-10 Jahre einen DM2 zu entwickeln, wobei Übergewicht das Risiko verdoppelt. Eine fettreiche Ernährung mit geringem Anteil an komplexen Kohlenhydraten und Ballaststoffen erhöht das Risiko für DM2 sowie für ein GDM-Rezidiv bei neuerlicher Gravidität. Essentiell sind bei PDM eine präkonzeptionelle Schulung in der Anwendung der funktionellen Insulintherapie zur Stoffwechseloptimierung, ebenso wie eine Folsäuresubstitution und Untersuchungen auf Vorliegen diabetischer Spätkomplikationen, die während der Gravidität progredient sein können. Weiters sind engmaschige Kontrollen mit Adaption der Algorithmen der Insulintherapie zur Aufrechterhaltung der Normoglykämie, eine Überprüfung der Gewichtsentwicklung und des Blutdrucks sowie eine strikte fetale geburtshilfliche Überwachung für ein erfolgreiches Schwangerschaftsergebnis notwendig.
 
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