Jellinger KA | ||
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Demenzen, Morbus Alzheimer und Morbus Parkinson beim alternden Mann Blickpunkt der Mann 2003; 1 (3): 34-42 Volltext (PDF) Summary Abbildungen
Keywords: alternder Mann, Andrologie, Demenz, Morbus Alzheimer, Morbus Parkinson, Neurologie, Testosteron Die steigende Lebenserwartung bedingt einen starken Anstieg der Alzheimer-Krankheit (AK) als häufigste Demenzursache sowie des M. Parkinson (MP), der häufigsten Bewegungsstörung im fortgeschrittenen Alter. Die AK betrifft Frauen doppelt so häufig wie Männer, während die Geschlechtsverteilung beim MP umgekehrt ist, doch sind die Ursachen dieser Unterschiede ungeklärt. Eine Abnahme des Testosteronspiegels beim alternden Mann ist mit kognitiven Beeinträchtigungen verbunden und bioverfügbares Testosteron ist bei männlichen AK-Patienten erniedrigt, dies könnte somit einen altersunabhängigen und potentiell therapierbaren Risikofaktor darstellen. Der Verlauf der AK zeigt fortschreitenden kognitiven Abbau bis zur schweren Demenz; die diagnostische Treffsicherheit beträgt nach aktuellen Konsensuskriterien rund 90 %. Neuropathologische Marker sind extrazelluläre Ablagerung von beta-Amyloidpeptid sowie Zytoskelettläsionen mit Ablagerung von pathologisch phosphoryliertem Tau-Protein, die zu Funktionsstörung und Verlust von Synapsen und Nervenzellen führen. Die Behandlung umfaßt eine integrierte Therapie mit Cholinesterasehemmern und anderen Antidementiva sowie psychosoziale Maßnahmen, während Testosteronersatz die kognitiven Funktionen nicht bessern dürfte. Der MP, klinisch gekennzeichnet durch Ruhetremor, Rigor, Akinese und Haltungsstörungen, ist eine Multisystemdegeneration mit Schädigung des dopaminergen nigrostriären Systems und anderer Neuronensysteme. Die diagnostische Treffsicherheit liegt nach aktuellen Konsensuskriterien zwischen 80 und 90%, doch ist eine eindeutige Diagnose nur durch neuropathologische Untersuchung möglich. Nach neueren Befunden beginnt die Ablagerung von alpha-Synuclein als essentielle Läsion in Kernen des kaudalen Hirnstammes mit fortschreitendem Aufsteigen über das Mittelhirn zu den Stammganglien und allenfalls zur Hirnrinde. Der stufenweise Degenerationsprozeß führt zu vielfachen biochemischen Störungen als Grundlage des komplexen klinischen Bildes. Die medikamentöse Behandlung umfaßt dopaminerge (L-Dopa, Dopaminagonisten) und potentielle neuroprotektive Substanzen. Testosteronersatz bei männlichen MP-Patienten soll günstige Wirkung auf nicht-motorische Symptome zeigen. Im Hinblick auf die aktuelle Diskussion über Männergesundheit stellt die Klärung der pathogenetischen Rolle von Sexualhormonen bei beiden Erkrankungen und ihrer möglichen vorbeugenden und therapeutischen Effekte ein wichtiges volksgesundheitliches Problem dar. |