Madersbacher H |
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Harninkontinenz des Mannes: Medikamentöse Therapie Journal für Urologie und Urogynäkologie 2004; 11 (1) (Ausgabe für Österreich): 22-26 Journal für Urologie und Urogynäkologie 2004; 11 (1) (Ausgabe für Schweiz): 22-26 Journal für Urologie und Urogynäkologie 2004; 11 (1) (Ausgabe für Deutschland): 20-24 Volltext (PDF) Summary Keywords: Andrologie, Medikament, Therapie, Urologie Domäne einer medikamentösen Therapie des unfreiwilligen Harnabganges ist auch beim Mann die Dranginkontinenz. Die Wirkung der tertiären Amine Oxybutynin, Propiverin und Tolterodin sowie der quarternären Ammoniumbase Trospiumchlorid bei Symptomen der hyperaktiven Blase bzw. Detrusorhyperaktivität ist "evidence-based". Sie sind in ihrer Wirkung vergleichbar, unterscheiden sich jedoch sehr wesentlich, was die anticholinergen Nebenwirkungen anlangt: So ist Mundtrockenheit bei Oxybutynin signifikant häufiger als bei den übrigen. Dazu kommt, daß Oxybutynin eine hohe Liquorgängigkeit hat und daher bei seiner Anwendung, insbes. bei älteren Menschen mit ZNS- (kognitiven) Nebenwirkungen zu rechnen ist. Diese klinische Erfahrung hat kürzlich durch entsprechende histologische Untersuchungen am Gehirn verstorbener Parkinsonpatienten mit länger dauernder anticholinerger Therapie möglicherweise eine morphologische Bestätigung gefunden. Ein besonderer Aspekt bei der Anwendung der Anticholinergika ergibt sich vor allem bei älteren Männern, wenn die Symptome der hyperaktiven Blase mit einer infravesikalen Obstruktion kombiniert sind. Die klinische Erfahrung zeigt, daß in dieser Situation die Kombination des Anticholinergikums mit einem Alphablocker eine sichere Therapie darstellt. Bei einem Drittel der geriatrischen Patienten ist die Hyperaktivität des Detrusors mit einer Kontraktionsschwäche der Blase kombiniert, sodaß engmaschige Restharnkontrollen erforderlich sind. Als Alternative zu den Anticholinergika bietet sich insbesondere bei neurogener Detrusorhyperaktivität die Injektion von Botulinumtoxin in die Blasenwand an, eine weitere nicht-operative Alternative ist die nicht-invasive elektrische Neuromodulation des Detrusorreflexes. Ist die Inkontinenz durch eine chronische Harnretention bedingt, so können Alphablocker in Kombination mit Anticholinergika wieder zu einer ausgeglichenen Blasenentleerung führen. Duloxetin bewirkt im Nucleus Onuf eine Anreicherung von Serotonin und Noradrenalin und führt so zu einer verbesserten Tonisierung des quergestreiften Schließmuskels. Bei Frauen bewirkt Duloxetin eine signifikante Verbesserung der Harnbelastungsinkontinenz, entsprechende Studien beim Mann stehen noch aus. Die Tonisierung des glattmuskulären Sphinkteranteiles durch Alphaadrenergika scheiterte bisher an der mangelnden Selektivität und den damit verbundenen kardiovaskulären Nebenwirkungen. Eine erste Studie mit dem selektiven "Alpha-1A/1Ladrenoceptor partial agonist" zeigt ebenfalls eine Besserung der Belastungsinkontinenz mit minimalen kardiovaskulären Nebenwirkungen. Ob und inwieweit diese Substanzen auch bei der in erster Linie durch eine Sphinkterläsion bedingten Belastungsinkontinenz des Mannes wirken, bleibt abzuwarten. |