Gruchalla B, Debus G | ||||||
---|---|---|---|---|---|---|
Körperlichkeit und Sexualität der älteren Frau - Chance oder Tabu für die behandelnden Ärztinnen und Ärzte? Anamnese und Konsequenzen für die frauenärztliche Praxis Journal für Menopause 2006; 13 (1) (Ausgabe für Deutschland): 6-10 Journal für Menopause 2006; 13 (1) (Ausgabe für Schweiz): 15-20 Volltext (PDF) Summary Abbildungen Keywords: Gynäkologie, Menopause, Sexualität, ältere Frau Was ist der Status quo der Sexualität der peri- und postmenopausalen Frau? Erstmals wurden in Deutschland in einer Studie Selbstbild, Körperempfinden und Sexualität von Frauen zwischen 50 und 82 Jahren untersucht. Die Querschnittstudie (102 Probandinnen) wurde interdisziplinär von Gynäkologinnen und Psychologinnen in München entwickelt und betreut. Obwohl sich 53,9 % als sexuell aktiv beschreiben, sprechen nur 9,8 % aller Frauen über ihre Sexualität mit ihrem betreuenden Gynäkologen/ Gynäkologin. 74,5 % schätzen sich als "in den besten Jahren", "Frau mittleren Alters" oder als "reife Frau" ein. Das Empfinden der Attraktivität des eigenen Körpers korreliert hochsignifikant mit der momentanen seelischen Befindlichkeit: Frauen, die ihren Körper als attraktiv empfinden, schätzen sich als sinnlicher in ihrem sexuellen Erleben ein. Die Körperwahrnehmung ist auch bei den älteren Frauen sehr hoch. 12,9 % der Frauen geben sexuellen Mißbrauch an, 8,8 % machen bewußt keine Angabe hierzu. Es fällt eine hochsignifikante Korrelation zwischen Angst und sexuellem Mißbrauch auf. Eine Sexualanamnese sollte obligat auch bei älteren Frauen durchgeführt werden. Angst bei der Untersuchung kann ein Hinweis auf sexuellen Mißbrauch sein und sollte immer ernst genommen werden. Sexualität ist für ältere Frauen sehr wichtig, ihr Körperempfinden entspricht dem junger Frauen und ist für das seelische Befinden von größter Wichtigkeit. Die behandelnden Ärzte und Ärztinnen sollten diesem Bereich bei allen Interventionen wie Medikation oder Operationen mehr Bedeutung beimessen. |