Stoschitzky K et al. |
---|
Unterschiedliche beta-blockierende Wirkungen von Carvedilol, Metoprolol und Bisoprolol Journal für Hypertonie - Austrian Journal of Hypertension 2001; 5 (2): 24-29 Volltext (PDF) Summary Keywords: Betablocker, Bisoprolol, Carvedilol, Hypertonie, Metoprolol Metoprolol und Bisoprolol sind beta1-selektive Beta-Blocker, Carvedilol ist ein nicht-selektiver Beta-Blocker mit zusätzlicher alpha1-blockierender Wirkung. Wir verglichen die Wirkungen von klinisch empfohlenen Dosen von Carvedilol (25, 50 und 100 mg), Metoprolol (50, 100 und 200 mg) und Bisoprolol (2,5, 5 und 10 mg) mit Placebo in einer randomisierten, überkreuzten, placebokontrollierten Doppelblind-Studie an 12 gesunden männlichen Freiwilligen. Zwei Stunden (Bisoprolol: drei Stunden) nach oraler Applikation der jeweiligen Substanzen wurden arterieller Blutdruck und Herzfrequenz in Ruhe, nach 10 Minuten Belastung und nach weiteren 15 Minuten Erholung gemessen. Verglichen mit Placebo führten ansteigende Dosen von Metoprolol und Bisoprolol in Ruhe zu ansteigenden Wirkungen auf die Herzfrequenz (jeweils -13 %, -15 % und -18 %) während ansteigende Dosen von Carvedilol abfallende Wirkungen zeigten (-13 %, -7 % und -3 %). Die Herzfrequenz unter Belastung wurde von Metoprolol (-21 %, -25 % und -24 %), Bisoprolol (-17 %, -21 % und -25 %) und Carvedilol gesenkt (-16 %, -16 % und -18 %), die Wirkung von Metoprolol erschien dabei etwas ausgeprägter als jene von Carvedilol. Der systolische Blutdruck wurde sowohl von Metoprolol (-9 %, -16 %, -16 % unter Belastung und -7 %, -7 %, -9 % nach 15 min Erholung), Bisoprolol (-8 %, -12 %, -15 % unter Belastung) als auch von Carvedilol (-7 %, -17 %, -20 % unter Belastung und -8 %, -11 %, -14 % nach 15 min Erholung) deutlich gesenkt. Auf den diastolischen Blutdruck zeigten die Substanzen (mit Ausnahme von 50 und 100 mg Carvedilol in Ruhe) jedoch keine signifikanten Wirkungen. Wir schließen aus unseren Ergebnissen, daß klinisch empfohlene Dosen von Carvedilol bei gesunden Freiwilligen klinisch relevante beta-blockierende Wirkungen nur unter Belastung zeigen, während die von Carvedilol bewirkte Beta-Blockade in Ruhe bestenfalls als schwach zu bezeichnen ist. Auf der anderen Seite zeigen Metoprolol und Bisoprolol sowohl in Ruhe als auch unter Belastung deutliche beta-blockierende Effekte. Dieses Verhalten von Carvedilol dürfte am ehesten auf eine reflektorische Erhöhung des Sympathikotonus als Reaktion auf die durch die Alpha-Blockade der Substanz bewirkte Blutdrucksenkung zu interpretieren sein. Die weitgehend fehlende beta-blockierende Wirkung von Carvedilol in Ruhe könnte erklären, warum Carvedilol - im Gegensatz zu anderen, "reinen" Beta-Blockern - trotz voller blutdrucksenkender Wirkung weder eine Erhöhung der Beta-Rezeptoren-Dichte noch eine Senkung der nächtlichen Melatonin-Produktion bewirkt. Sie könnte auch der Grund für die eher geringen, aus der Beta-Blockade resultierenden Nebenwirkungen von Carvedilol sein. |