Medizinprodukte - Labortechnik: HBA(R) und PICSI(R): Steigerung der ICSI-Erfolgsrate
Journal für Reproduktionsmedizin und Endokrinologie - Journal of Reproductive Medicine and Endocrinology 2012; 9 (3): 248
Volltext (HTML) Abbildungen
Keywords:
Gynäkologie-MT,
HBA,
Origio GmbH,
PICSI,
Reproduktionsmedizin-MT
Die Spermienselektion mithilfe der
Hyaluronsäurebindung führt bei kombinierter
Verwendung des HBA® (Spermien-
Hyaluronat-Bindungstest) und der
PICSI®-Schale (Selektion von an Hyaluronsäure
gebundenen Spermien für die
ICSI) zu einer deutlichen Verbesserung
der ICSI-Ergebnisse.
Hyaluronsäure ist eine im menschlichen
Körper häufig vorkommende gelartige
Substanz aus vernetzten zuckerähnlichen
Molekülen. Sie findet sich auch in
der extrazellulären Matrix des Cumulus-
Oophorus-Komplexes, der die Eizelle
umgibt, und ist am Prozess der Bindung
von Spermien an die Eizelle beteiligt.
Reife Spermien bilden einen hyaluronsäurespezifischen
Rezeptor aus, der die
Bindung an die Eizelle ermöglicht und
damit die Voraussetzung für eine erfolgreiche
Befruchtung ist.
Die Bindung der Spermien an Hyaluronsäure
zeigt einen erfolgreichen Abschluss
der Spermatogenese an [1].
Spermien, denen die Fähigkeit zur
Hyaluronsäurebindung fehlt, weisen dagegen
übereinstimmend viele Aspekte
einer verzögerten oder gestörten Zellund
Kernreifung auf; sie besitzen einen
Zytoplasmaüberschuss sowie eine unvollständige
Histonumwandlung [1] und
zeigen eine erniedrigte Expression des
HspA2-Chaperon-Proteins sowie mit
größerer Häufigkeit eine abweichende
Morphologie [2]. Auch besitzen sie eine
schwächere genomische Integrität. Spermien
mit Hyaluronsäure-Bindefähigkeit
zeigen dagegen weniger DNAEinzelstrangbrüche
[3] und eine signifikante
Reduktion der chromosomalen
Aneuploidien [4]. Die Fähigkeit zur
Hyaluronsäurebindung zeichnet somit
ein reifes Spermium aus.
Der Grad der Bindung von reifen Spermien
an Hyaluronsäure kann einerseits
dazu genutzt werden, das Bindungspotenzial
einer Samenprobe für weitere
Therapieempfehlungen im Rahmen der
IVF-Behandlung zu ermitteln (HBA®).
Zum anderen können physiologisch intakte
Spermien mit abgeschlossener
Zell- und Kernreife sowie unbeschädigter
DNA für die ICSI selektiert werden
(PICSI®).
HBA®
Der HBA® ist ein Test, der eine Beurteilung
von Spermienreife, -qualität und
Fertilisierungspotenzial ermöglicht
(Abb. 1). Aufschluss über den Reifegrad
der Spermien in einer Samenprobe gibt
der Anteil der Spermien, die an die
Hyaluronsäuretropfen auf dem Objektträger
binden. Ist der Anteil der bindenden
Spermien nur gering, liegt ein Hinweis
für Infertilität vor.
Bei einer retrospektiven Studie mit 253
Paaren erwies sich der HBA®-Wert als
einziger neben dem Alter der Frau und
der ART-Behandlung (IUI, IVF oder
ICSI) mit dem Eintreten einer klinischen
Schwangerschaft statistisch signifikant
korrelierender Parameter aus einer Reihe
von untersuchten Größen (HBA®-Wert,
Spermienmorphologie, Anzahl motiler
Spermien, ART-Behandlung, Alter, Ätiologie,
FSH-Level und weitere) [5].
PICSI®
Im Gegensatz zur Auswahl der Spermien
für die ICSI ausschließlich anhand
ihrer Morphologie und Motilität, steht
bei Verwendung der getesteten PICSI®-
Schale, die mit Hyaluronsäure-Mikrotropfen
versehen ist (Abb. 2), zusätzlich
die Hyaluronsäure-Bindungsfähigkeit
als Auswahlkriterium zur Verfügung.
Bindende Spermien, die eine aktive
Schwanzbewegung, aber keine Vorwärtsbewegung
aufweisen, können direkt für
die ICSI eingesetzt werden.
Kombination von HBA® und PICSI®:
Steigerung der ICSI-Erfolgsrate
In einer Multicenter-Studie mit 802 ICSIPaaren
[6] wurde eine Steigerung der
Schwangerschafts- (50,8 vs. 37,9 %)
und Implantationsrate (34,8 vs. 27,2 %)
bei Verwendung der PICSI®-Schale zur
Spermienselektion nachgewiesen, wenn
das Sperma einen geringen HBA®-Wert
(< 65 %) besaß. Zudem war unter Einsatz
von PICSI® bei diesen Paaren die
Abortrate signifikant reduziert. Die
Fragmentierungsrate bei Tag-3-Embryonen
sowie die Anzahl der Blastozysten
an Tag 5 und deren Morphologie erreichten
mit PICSI® signifikant höhere
Werte [7].
Literatur:
1. Huszar G, et al. Hyaluronic acid binding by human
sperm indicates cellular maturity, viability, and
unreacted acrosomal status. Fertil Steril 2003; 79:
1616–24.
2. Prinosilova P, et al. Selectivity of hyaluronic acid
binding for spermatozoa with normal Tygerberg
strict morphology. RBM online 2009; 18: 177–83.
3. Yagci A, et al. Spermatozoa bound to solidstate
hyaluronic acid show chromatin structure with high
DNA chain integrity: An acridine orange fluorescence
study. J Androl 2010; 31: 566–72.
4. Jakab A, et al. Intracytoplasmic sperm injection: a
novel selection method for sperm with normal frequency
of chromosomal aneuploidies. Fertil Steril
2005; 84: 1665–73.
5. Worrilow KC, et al. Hyaluronan binding assay
(HBA®) and maternal age serve as positive predictors
of clinical outcomes in assisted reproductive
technology (ART). Hum Rep 2011; 26: i171–2.
6. Worrilow KC, et al. Increased clinical pregnancy
rate (CPR) and statistically significant decrease in
loss rates using hyaluronan in sperm selection: Prospective,
multicenter, double-blind, randomized
clinical trial. Fertil Steril 2011; 96: P-244.
7. Worrilow KC, et al. Prospective, multi-center,
double-blind, randomized clinical trial evaluating
the use of hyaluronan bound sperm (HBS) in ICSI:
Statistically significant improvement in clinical outcomes.
Fertil Steril 2011; 96: S58.
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