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Jahrestagung 2021 Österreichische Gesellschaft für Reproduktionsmedizin und Endokrinologie und Österreichische IVF-Gesellschaft
14.–16. Oktober 2021, Bad Radkersburg
Abstracts


Journal für Reproduktionsmedizin und Endokrinologie - Journal of Reproductive Medicine and Endocrinology 2021; 18 (4): 162-167

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Jahrestagung 2021

Österreichische Gesellschaft für Reproduktionsmedizin und Endokrinologie und Österreichische IVF-Gesellschaft

14.–16. Oktober 2021, Bad Radkersburg

Abstracts*

Primäre Ovarialinsuffizienz – ­Bedeutung der Autoimmunität und verminderten Knochendichte

K. Beitl, K. Rosta, N. Pötsch, R. Marculescu, D. Mayrhofer, M. Hager, J. Ott

Universitätsklinik für Frauenheilkunde, Abteilung für gynäkologische Endokrinologie und Reproduktionsmedizin, Medizinische Universität Wien

Einleitung Die Prävalenz von Autoimmunerkrankungen bei primärer Ovarialinsuffizienz (POI) ist nach wie vor unbekannt. Es ist immer noch unklar, ob und wie Frauen, die an primärer POI leiden, hinsichtlich Autoimmunität untersucht werden sollen. Darüber hinaus wurde ein möglicher Zusammenhang zwischen Autoimmunität und Knochendichte bei POI-Frauen noch nie untersucht. In der vorliegenden Studie konzentrierten wir uns daher auf das Auftreten erhöhter Marker für Autoimmunität, die in unserer Patienten­population routinemäßig ausgewertet wurden, sowie auf die Ergebnisse der Dual-Energy-Röntgenabsorptiometrie (DEXA) und Serum-Sexualsteroidspiegel, um die Knochendichte zwischen POI-Frauen mit und ohne Verdacht auf Autoimmunität zu vergleichen.

Methoden In einer retrospektiven Kohortenstudie wurden 76 chromosomal unauffällige Frauen mit POI eingeschlossen. Neben dem Hormonprofil waren die Ergebnisse eines Autoimmun-Screening-Panels und der DEXA-Untersuchung die Hauptzielparameter. Eingeschlossen wurden alle Patientinnen, die zwischen Jänner 2015 und Dezember 2019 an der klinischen Abteilung für Gynäkologische Endokrinologie und Reproduk­tionsmedizin aufgrund von POI in Behandlung waren.

Resultate Das mediane Alter betrug 33 Jahre. Sechzig Prozent der Patientinnen mit vorzeitiger Ovarialinsuffizienz wiesen abnorme DEXA-Ergebnisse auf (minimaler T-Score < -1,0). Anzeichen von Autoimmunität wurden bei 21 Frauen (36,2 %) gefunden. Die am häufigsten erhöhten Antikörper waren Thyroperoxidase-Antikörper (24,1 %) und Thyreoglobulin-Antikörper (20,7 %). Eine längere Dauer der Amenorrhö (? = -0,015; p = 0,007), Auffälligkeiten des Autoimmun-Screenings (? = 0,940; p = 0,010) und ein niedrigerer Body-mass-Index (? = -0,057; p = 0,036) waren mit einem niedrigeren minimalen T-Score assoziiert.

Schlussfolgerung Bei Patientinnen mit POI und unauffälligen Chromosomensatz zeigt sich eine erhöhte Autoimmunität und verminderte Knochendichte. Die Ergebnisse der Studie zeigen außerdem einen Zusammenhang zwischen autoimmunen Auffälligkeiten und erniedrigten DEXA-Werten. Ob Patientinnen mit POI ein höheres Risiko für Autoimmunerkrankungen haben, soll durch zukünftige Studien beleuchtet werden, um so weitere Folgen für die gezielte Behandlung zu verstehen.

Retrospektive Analyse des Zusammenhangs von ersten hCG-Werten und dem Ersttrimestertest sowie dem Schwangerschaftsoutcome bei Patientinnen nach assistierter reproduktionsmedizinischer Therapie (ART)

S. Falkensteiner*, J. Lanbach*, A. Zippl, A. Aulitzky, B. Seeber

Klinik für Gynäkologische Endokrinologie und Reproduktionsmedizin, Department Frauenheilkunde, Medizinische Universität Innsbruck

*gleichermaßen beigetragen

Einleitung Das humane Choriongonadotropin (hCG) ist ein schwangerschaftsspezifisches Hormon, das hauptsächlich vom Syncytiotrophoblasten, gebildet wird. Frühestens eine Woche nach der Befruchtung ist es im Serum der Mutter nachweisbar und wird als diagnostischer Test zum Schwangerschaftsnachweis verwendet.

Nach einer Behandlung mittels assistierter reproduktionsmedizinischer Therapie (ART) wird das hCG zu einem standardisierten Zeitpunkt nach dem Embryotransfer (ET) im Serum bestimmt, um eine Schwangerschaft festzustellen. Hierbei zeigen sich mitunter große Schwankungen, deren Bedeutung bislang noch unklar ist. Studien lassen vermuten, dass erhöhte Werte von hCG in der Frühschwangerschaft auf ein erhöhtes Risiko für Schwangerschaftskomplikationen hinweisen können.

Ziel dieser Studie war zu untersuchen, ob ein hoher hCG-Wert 11 Tage nach ET mit schlechteren Schwangerschafts-Outcomes assoziiert ist.

Methoden In dieser retrospektiven Studie wurde der hCG-Wert am Tag 11 nach ET mit den Werten des Ersttrimestertests und dem Outcome der Schwangerschaft verglichen. Eingeschlossen wurden alle Patientinnen, die im Zeitraum von 2014–2019 an der Klinik für gynäkologische Endokrinologie der Uniklinik Innsbruck eine ART-Behandlung mit Single-Embryotransfer (sET) erhalten hatten, zum Zeitpunkt der Datenerhebung 18–45 Jahre alt waren und ein positiver hCG-Nachweis am Tag 11 nach ET erfolgt war. Die Ausschlusskriterien waren Vorliegen einer Mehrlingsgravidität, „Vanishing-twin“ und Extrauteringravidität.

Resultate Bei einem Kollektiv von 638 Patientinnen kam es bei 202 Patientinnen zu einem Abort, bei 436 Patientinnen stellte sich eine vitale Schwangerschaft ein. In der statistischen Auswertung zeigte sich ein signifikanter Unterschied (p < 0,001) zwischen den beiden Gruppen bezüglich des hCG-Wertes am Tag 11 nach ET (Abort: 212 ± 191 U/L, vitale Schwangerschaft 358 ± 218). Die ROC-Analyse ergab bei einem Cut-off-Wert des hCG von 18 U/L, 100-%-Sensitivität für eine gestörte Gravidität. Eine Einteilung des hCG-Wertes in drei Gruppen (< 15., 15.–85., > 85. Perzentile) wurde für weitere statische Analysen angewendet. Im Ersttrimester­screening zeigten sich bezüglich der Parameter hCG (p = 0,200), PAPP-A (p = 0,358) und PI der A. uterina (p =  0,082) im Gruppenvergleich Tendenzen zu höheren Werten (ohne Signifikanz) bei initial erhöhtem hCG. Ein signifikanter Unterschied im Gruppenvergleich bezüglich der Schwangerschaftskomplikationen ergab sich für Präeklampsie (p = 0,025) und HELLP-Syndrom (p = 0,025), ein höherer Ausgangwert von hCG wurde mit diesen Komplikationen assoziiert. Die Analyse der mütterlichen und kindlichen Geburtskomplikationen zeigte keine signifikanten Unterschiede.

Schlussfolgerung Erhöhte HCG-Werte nach ET scheinen mit Schwangerschaftskomplikationen assoziiert und möglicherweise ein Risikomarker für Plazentationsstörungen zu sein. Von klinischer Bedeutung bei der Betreuung von IVF-Patientinnen ist zudem der ermittelte Cut-off-Wert des hCG von 18 U/L. HCG-Werte < 18 U/L deuten auf eine gestörte Gravidität hin. Unsere Ergebnisse erlauben möglicherweise eine frühe Identifizierung von Risikoschwangerschaften und in der Folge den früheren Einsatz von therapeutischen Optionen wie beispielsweise Acetylsalicylsäure zur Prävention von Plazentationsstörungen (z. B. Präeklampsie).

Ultraschallgezielte perkutane transabdominelle Follikelpunktion bei einer Patientin mit hoch gelegenem Ovar

S. Feigl, N. Semrl, M. Ragossnig, M. Wölfler,
B. Csapo, R. Hochstätter, M. Kurleto, M. Kollmann

Schwerpunkt für gynäkologische Endokrinologie und Fortpflanzungsmedizin, Universitätsklinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe, Medizinische Universität Graz

Einleitung Die Follikelpunktion im Rahmen einer In-vitro-Fertilisation (IVF) wird üblicherweise transvaginal durchgeführt. Zeigt sich jedoch ein ektopes oder hoch gelegenes Ovar, welches mit einer Prävalenz von 0,3–2 % selten vorkommt, kann die transvaginale Follikelpunktion nicht durchgeführt werden. Ein ektopes Ovar findet sich häufiger in Kombination mit Uterusmalformationen und bei 65 % der Patientinnen ist es im Oberbauch lokalisiert.

Fallbericht Eine 29-jährige Patientin mit PCOS wurde nach frustraner Low-dose-­Stimulation im Rahmen einer IVF stimuliert. Während der Stimulation zeigte sich das linke Ovar sehr hoch fixiert und es war mittels Ultraschall nur transabdominal einsehbar. Mit der Patientin wurde die Follikelpunktion in Narkose vereinbart und es konnten das rechte Ovar transvaginal und das linke Ovar transabdominal punktiert werden. Die transabdominelle Follikelpunktion wurde ultraschallgezielt durchgeführt und es konnten transabdominal 17 Eizellen von 20 Follikel gewonnen werden.

Schlussfolgerung Die transabdominelle Follikelpunktion stellt eine Möglichkeit bei hoch gelegenem Ovar, welches transabdominal gut erreichbar ist, dar.

Auffinden von hysteroskopischer Spülflüssigkeit im Douglasraum: Eine prospektive Kohortenstudie zur Vorhersagbarkeit des bilateralen Tubenverschlusses

M. Hager1, D. Mayrhofer1, K. Beitl1, J.P. Parry2,3, C. Kurz1, J. Ott1

1Klinische Abteilung für Gynäkologische Endokrinologie und Reproduktionsmedizin, Universitätsklinik für Frauenheilkunde, Medizinische Universität Wien; 2Parryscope® and Positive Steps Fertility, Madison, MS, USA; 3Department of Obstetrics and Gyneco­logy, University of Mississippi Medical Center, ­Jackson, MS, USA

Einleitung Diese Studie wurde mit dem Ziel durchgeführt herauszufinden, ob eine Veränderung beim Flüssigkeitsvolumen im Douglas vor und nach der Durchführung einer Hysteroskopie prädiktiv für die beidseitige Durchgängigkeit der Tuben ist.

Methoden Es wurden 115 subfertile Patientinnen in die prospektive klinische Kohortenstudie eingeschlossen. Alle unterzogen sich einer Hysteroskopie sowie auch einer Laparoskopie an der klinischen Abteilung für gynäkologische Endokrinologie und Reproduktionsmedizin der Universitätsklinik für Frauenheilkunde. Der Anstieg des Flüssigkeitsvolumens im Douglas und die Vorhersagekraft für ein- bzw. beidseits offene Tuben stellten den Hauptergebnisparameter der Studie dar. Vor und nach Durchführung der Hysteroskopie wurde eine Vaginalsonographie durchgeführt, wobei das jeweilige Flüssigkeitsvolumen im Douglas gemessen wurde. Danach wurde die Laparoskopie mit Chromopertubation durchgeführt.

Resultate Bei 28 Patientinnen (24,3 %) wurde bei der Chromopertubation ein beidseitiger Tubenverschluss festgestellt. Von 40 Patientinnen, die keinen Flüssigkeitsanstieg aufwiesen, hatten 27 (67,5 %) einen tatsächlichen beidseitigen Tubenverschluss im Rahmen der konsekutiven Chromopertubation (p < 0,001). Lediglich eine von insgesamt 75 Patientinnen (1,3 %) zeigte einen Anstieg beim Flüssigkeitsvolumen im Douglasraum, obwohl sie einen beidseitigen Tubenverschluss hatte. Daraus ergibt sich für das Vorhandensein eines Flüssigkeitsanstiegs eine Sensitivität für die ein- oder beidseitige Tubendurchgängigkeit von 85,1 % (95-%-CI: 81,7–99,9) und eine Spezifizität von 96,4 % (95-%-CI: 75,8–91,8). Durch Adhäsionen und intrakavitäre Auffälligkeiten wurde das Risiko von falschen Befunden – im Sinne eines ausbleibenden Flüssigkeitsanstiegs bei tatsächlich offenen Tuben auf einer oder beiden Seiten – erhöht.

Schlussfolgerung Kann kein Anstieg beim Flüssigkeitsvolumen im Douglasraum verzeichnet werden – im Vergleich vor zu nach der Hysteroskopie – so handelt es sich um eine sensitive Methode, um einen Verschluss von beiden Tuben zu erkennen. Wenn es aber einen eindeutigen Flüssigkeitsanstieg im Douglasraum nach Durchführung der Hysteroskopie gibt, dann macht die vorliegende Methode eine einseitige und beidseitige Tubendurchgängigkeit wahrscheinlich.

Hysteroskopische Evaluation der Tubendurchgängigkeit: Eine prospektive, randomisierte klinische Studie zum Vergleich der Flow- und der Parryscope®-Technik

M. Hager1, D. Mayrhofer1, K. Beitl1, J.P. Parry2,3, C. Kurz1, J. Ott1

1Klinische Abteilung für Gynäkologische Endokrinologie und Reproduktionsmedizin, Universitätsklinik für Frauenheilkunde, Medizinische Universität Wien; 2Parryscope® and Positive Steps Fertility, Madison, MS, USA; 3Department of Obstetrics and Gyneco­logy, University of Mississippi Medical Center, Jackson, MS, USA

Einleitung Die Hysteroskopie gilt als Goldstandard-Methode für die intrauterine Evaluation von subfertilen Patientinnen und kann auch im ambulanten Setting durchgeführt werden. Es wäre daher wünschenswert, das Maximum an Information aus dieser minimal-invasiven Methode für die Patientin herauszuholen. In Bezugnahme auf mögliche Zugänge der hysteroskopischen Tubenabklärung haben zwei Methoden hinsichtlich Schnelligkeit, Kosten und Durchführbarkeit ein hohes Potential aufgewiesen, nämlich die Parryscope®- und die Flow-Technik. Obwohl beide Techniken bereits in Crossover-Studien mit dem Goldstandard, der laparoskopischen Chromopertubation, evaluiert wurden, wurden sie dennoch noch nie direkt gegeneinander verglichen. Das Ziel dieser randomisierten Studie war es, die „Flow“- und die „Parryscope“®-Technik zur hysteroskopischen Evaluation der Tubendurchgängigkeit hinsichtlich ihrer Vorhersagegenauigkeit zu vergleichen.

Methoden Zwischen Mai und Oktober 2019 wurden 60 subfertile Patientinnen im Alter von 18–45 Jahren in diese prospektive, randomisierte klinische Studie eingeschlossen. Alle von ihnen unterzogen sich einer Hysteroskopie mit konsekutiver Laparoskopie mit Chromopertubation an der Klinischen Abteilung für Gynäkologische Endokrinologie und Reproduktionsmedizin an der Universitätsklinik für Frauenheilkunde. Als Hauptergebnisparameter wurde die Vorhersagegenauigkeit der beiden Techniken im Vergleich mit derjenigen der laparoskopischen Chromopertubation gesetzt, die den derzeitigen Goldstandard zur Evaluation der Tubendurchgängigkeit darstellt.

Resultate In beiden Studiengruppen war eine statistisch signifikante hysteroskopische Vorhersagbarkeit der Tubendurchgängigkeit gegeben (p < 0,05). Die Parryscope®-Technik erreichte dabei eine höhere Sensitivität (90,6 %; 95-%-CI: 61,7–98,4) und Spezifizität (100 %; 95-%-CI: 90,0–100,0) als die Flow-Technik (Sensitivität: 73,7 %; 95-%-CI: 48,8–90,9 und Spezifizität: 70,7 %; 95-%-CI: 54,5–83,9).

Schlussfolgerung Mittels der Parryscope®-Technik können Zusatzinformationen während der Hysteroskopie erfasst werden, sie ist der Flow-Technik in Bezug auf die Vorhersagegenauigkeit der Tubendurchgängigkeit überlegen.

Ernährung bei PCOS

P. Frigo, R. Jabbour, C. Deutsch

Universitätsklinik für Frauenheilkunde, Klinische ­Abteilung für Gynäkologische Endokrinologie und Reproduktionsmedizin, Medizinische Universität Wien

Einleitung Das Polyzystische ­Ovarsyndrom (PCOS) stellt eine der häufigsten Endokrinopathien bei Frauen im gebärfähigen Alter dar. Es ist durch Hyperandrogenismus, ovulatorische Dysfunktion und polyzystische Ovarien im Ultraschall gekennzeichnet und wurde mit einem erhöhten Risiko für metabolische Störungen, wie Dyslipidämien und Typ-II-Diabetes mellitus, sowie kardiovaskuläre Erkrankungen in Zusammenhang gebracht. Tatsächlich weisen Patientinnen mit PCOS eine Insulinresistenz in Fettgewebe, Muskeln und Leber auf, aber eine erhöhte Insulinsensitivität in den Ovarien, wodurch es bei Hyperinsulinämie zu einer gesteigerten ovariellen Androgensynthese kommt. Derselbe Effekt entsteht durch falsche Ernährung. Wird dem Körper zu viel Glukose in Form von Zucker oder Kohlenhydraten zugeführt, reagiert er mit einer erhöhten Insulinausschüttung, die die Hyperandrogenämie beim PCOS verstärkt und eine schon vorhandene Insulinresistenz weiterhin aufrechterhält. Diese Insulinresistenz ist jedoch durch richtige Ernährung deutlich verbesserbar.

Methoden Ziel unseres Beitrags war es daher, Patientinnen mit PCOS einen Überblick über die verschiedenen niederglykämischen Ernährungsformen zu geben, um ihnen mittels Lebensstilmodifikation zu einer Besserung ihrer metabolischen und hormonellen Situation zu verhelfen. Diese Ernährungstherapie zielt somit darauf ab, die Insulinsensitivität zu erhöhen und dadurch den Insulinspiegel zu senken. Dies geschieht einerseits durch die Gewichtsreduktion an sich, andererseits durch die Vermeidung postprandialer Hyperglykämien mit folglicher Insulinspitzen. Dabei spielen die Kohlenhydratmenge, die Kohlenhydratqualität und das Ausmaß der bereits vorhandenen Insulinresistenz eine entscheidende Rolle.

Resultate Zur Vorhersage der blutzuckersteigernden Wirkung von Nahrungsmitteln dient der glykämische Index (GI). Je niedriger der GI, desto langsamer und weniger stark steigt der Blutzuckerspiegel an. Allerdings scheint die glykämische Last (GL) von größerer Bedeutung zu sein, da diese die zugeführte Kohlenhydratmenge berücksichtigt. Ziel beim PCOS ist es also, Nahrungsmittel mit niedriger und mittlerer GL zu bevorzugen und jene mit hoher GL möglichst zu vermeiden. Diese sogenannte niederglykämische Ernährungsform wirkt sich nämlich positiv auf Insulinspiegel, Insulinresistenz und Gewicht aus und bewirkt eine Senkung der ­Triglyzerid- und Androgensynthese. Verschiedene Diäten basieren nun auf GI und GL von Lebensmitteln, wie die GLYX-Diät, Metabolic Balance und die LOGI-Methode. Weitere niederglykämische Ernährungsformen, die beim PCOS ebenfalls anwendbar erscheinen, sind die Ketogene Diät, die Atkins-Diät, das Intervallfasten mit dem Dinner Cancelling, die Mittelmeerdiät und die Advanced Glycation End Products- (AGE-) reduzierte Diät.

Schlussfolgerung Patientinnen mit PCOS können schon in jungen Jahren Zeichen einer frühzeitigen systemischen Atherosklerose und ein erhöhtes Risiko für metabolische und kardiovaskuläre Erkrankungen aufweisen. Eine wichtige Rolle hierfür spielen die bauchbetonte Adipositas, die Insulinresistenz mit kompensatorischer Hyperinsulinämie, die Dyslipidämie und die Hyperandrogenämie. Eine Lebensstilmodifikation im Sinne von Bewegung, Gewichtsabnahme, Nikotinentzug und einer niederglykämischen Diät ist bei diesen Patientinnen daher essenziell, genauso wie ein umfassendes metabolisches und kardiovaskuläres Screening.

Validierung des Fragebogens iTransQol zur Erhebung der ­Lebensqualität von Transpersonen unter geschlechtsangleichender Hormontherapie

C. Lampl1, M. Muller1, D. Riedl2, L. Gschwentner1, E. Arnold1, J. Wegscheider1, B. Toth1, K. Feil1

1Universitätsklinik für Gynäkologische Endokrinologie und Reproduktionsmedizin, Medizinische Universität Innsbruck; 2Universitätsklinik für Medizinische Psychologie, Medizinische Universität Innsbruck

Einleitung Viele Transpersonen sind sowohl aufgrund ihrer Geschlechtsdysphorie als auch Diskriminierungen einer starken psychischen Belastung ausgesetzt. Mit dem Fragebogen iTransQol wird ein valides Messinstrument zur Erhebung der Lebensqualität von Transpersonen vor und während einer geschlechtsangleichenden Hormontherapie entwickelt.

Methoden Entsprechend internationaler Guidelines umfasst die Fragebogenentwicklung mehrere Stufen: (1) systematische Literaturrecherche und strukturierte Interviews mit Patienten und Behandlern zur Identifikation zentraler Problembereiche („Issues“), (2) Umwandlung der Issues in Fragebogenitems für eine vorläufige Fragebogenversion, (3) Vorab-Testung des provisorischen Fragebogens und (4) breite psychometrische Testung des Fragebogens. Die ersten drei Phasen der Entwicklung hat der Fragbogen bereits durchlaufen, aktuell befindet sich diese prospektive Studie in Phase 4. Der Fragebogen wird anhand der Befragung von n = 200 Transpersonen und n = 200 Cispersonen als Kontrollgruppe validiert. Als externe Validitätskriterien werden drei weitere Fragebögen verwendet: der SF-36 (körperliche und mentale Lebensqualität), der PHQ-9 (Depressivität) und der GAD-7 (Angst).

Resultate Im Zuge der ­Literaturrecherche wurden 64 Issues (44 allgemein, 20 geschlechtsspezifisch) identifiziert und in Itemformate umgewandelt. In den kognitiven Interviews wurden die Issues hinsichtlich der jeweiligen Relevanz, Bedeutung und Verständlichkeit sowie Redundanz bzw. fehlende Inhalte beurteilt. Basierend auf den Bewertungen der Teilnehmer wurden die 64 Items auf insgesamt 38 Items reduziert. Aufgrund der Vorab-Testung wurde ein weiteres Item entfernt.

Schlussfolgerung Der Fragebogen soll in Phase 4 in seiner endgu?ltigen Fassung validiert werden, um ein Werkzeug zu erstellen, das mit einer kurzen und prägnanten Abfrage das Wohlbefinden der Transpersonen unter geschlechtsangleichender Hormontherapie widerspiegeln kann.

Was braucht das Baby 5.0? – ­Kindgemäße Beratung und ­Behandlung bei unerfülltem Kinderwunsch

K. J. Lebersorger

Klinische und Gesundheitspsychologin, Psychotherapeutin, Psychoanalytikerin (WPV/IPA) und Super­visorin, Wien

Medizinische Aspekte stehen bei Kinderwunschbehandlungen im Vordergrund, während die Psychodynamik oft wenig Aufmerksamkeit findet. Behandlungsformen und Behandlungsschritte führen vielfach erst im Lauf der Schwangerschaft oder nach der Geburt zu heftigen Emotionen und Phantasien von Wunscheltern und Kindern. Beispielsweise belasten Scham bezüglich der eigenen Infertilität, Schuldgefühle gegenüber einer im Heimatland nicht legalen Methodenwahl oder Ängste vor späteren Fragen des Kindes die Eltern-Kind-Beziehungen.

Im Vortrag wird die Bedeutung von Offenheit bezüglich der assistierten Zeugung sowie der genealogischen und gestationalen Herkunft des Kindes in Zeiten zunehmender Bedeutung von Genetik und Biotechnologie für seine sichere Identitätsentwicklung dargestellt. Genealogische Leerstellen werden problematisiert und ein eltern- und kindgemäßes Umgehen damit vermittelt. Alle im Feld Tätigen können durch ein Wissen über bewusste und unbewusste psychische Prozesse zu sicheren Familienbeziehungen beitragen.

Aktuellste Publikationen:

Lebersorger KJ. „Die ich rief, die Geister...“ – Familienbande im Kontext medizinisch assistierter Reproduktion. Imagination 2020; 2:7–20.

Lebersorger KJ. (Start)Hilfe für das Baby 5.0. Eltern-Kleinkind-Psychotherapie mit Familien nach medizinisch assistierter Reproduktion. In: Lebersorger KJ, Sojka G, Zumer P (Hrsg). Herausforderung Kind. Ambulante institutionelle psychodynamische Kinder- und Jugendlichen-Psychotherapie. Brandes & Apsel, Frankfurt/Main, 2020; 175–88.

Lebersorger KJ. Herausforderung Down-Syndrom. Entwicklungsprozesse von der Kindheit bis zum Erwachsen-Werden verstehen und unterstützen. Brandes & Apsel, Frankfurt/Main, 2021.

Der Einfluss des polyzystischen Ovarialsyndroms auf Abortus habitualis – Eine retrospektive Kohortenstudie und Meta-Analyse

D. Mayrhofer1, M. Hager1, K. Beitl1, K. Walch1, N. Rogenhofer2, J. Ott1

1Universitätsklinik für Frauenheilkunde, Abteilung für Gynäkologische Endokrinologie und Reproduktionsmedizin, Medizinische Universität Wien; 2Klinik und Poliklinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe, Abteilung für Gynäkologische Endokrinologie und Reproduktionsmedizin, Ludwig-Maximilians-Universität München

Einleitung Das polyzystische Ovarialsyndrom (PCOS) gehört mit einer Prävalenz zwischen 6,5–19,9 % zu den häufigsten endokrinen Störungen in der Gynäkologie. Der negative Effekt des PCOS auf die weibliche Fertilität ist in der wissenschaftlichen Literatur mehrfach beschrieben. Ebenso ist bekannt, dass PCOS-Patientinnen häufiger zu spontanen Fehlgeburten neigen. Welche Rolle das PCOS bei habituellen Aborten (AH; ? 3 konsekutive Fehlgeburten vor der 20. SSW) spielt, wurde bisher kaum untersucht. Zudem erschwerten unterschiedliche Krankheitsdefinitionen in der Vergangenheit die Vergleichbarkeit zwischen Studien. Im Rahmen dieser Studie erfolgte der Versuch, mithilfe einheitlicher Krankheitsdefinitionen den Zusammenhang zwischen PCOS und AH zu beschreiben. Als sekundäres Studienziel wurde untersucht, welche bekannten AH-Ursachen signifikant mit PCOS assoziiert sind.

Methoden Es wurde eine retrospektive Kohortenstudie mit 452 Frauen mit AH zur Evaluierung der Prävalenz von PCOS in diesem Kollektiv sowie eine anschließende Meta-Analyse durchgeführt. Außerdem wurden Subgruppenanalysen mit Alters- und BMI-gematchten Gruppen zu je 28 Patientinnen (AH mit PCOS vs. AH ohne PCOS) zur Evaluierung des Schwangerschafts-Outcomes durchgeführt.

Resultate In der retrospektiven Kohortenstudie litten 9,5 % der Frauen mit AH an PCOS. In der Meta-Analyse wiesen 14,3 % der Frauen mit AH ein PCOS auf. Von den bekannten AH-Ursachen zeigten lediglich Gerinnungsstörungen eine statistisch signifikante Assoziation zum PCOS auf (PCOS: 20,9 % vs. noPCOS 7,8 %). AH-Patientinnen mit PCOS in der Anamnese haben ein signifikant höheres Risiko, weitere Fehlgeburten zu erleiden im Vergleich zu AH-Patientinnen ohne PCOS (71,4 % vs. 53,6 %).

Schlussfolgerung Die Rate an PCOS bei Frauen mit AH scheint im Gegensatz zur Normalbevölkerung etwas erhöht zu sein. Es ist somit anzunehmen, dass das PCOS eine moderate Rolle bei Abortus habitualis spielt.

The effect of smoking on the early gestation placenta

O. Nonn1, L. Neuper1, O. Debnath2, D. Forstner1, J. Guettler1, C. Fischer3, A. Glasner4, K. Secener3, N. Ishaque2, B. Huppertz1, M. Gauster1, F. Herse5

1Division of Cell Biology, Histology and Embryology, Gottfried Schatz Research Centre, Medical Uni­versity of Graz, Graz, Austria; 2Berlin Institute of Health (BIH), Berlin, Germany; 3Berlin Institute of Systems Biology, Max Delbrueck Centre for Molecular Medicine in the Helmholtz Association, Berlin, Germany; 4Femina-Med, Graz, Austria; 5Experimental Clinical Research Centre, Max Delbrueck Center for Molecular Medicine in the Helmholtz Association and Charité Berlin, Berlin, Germany

Objectives Self-reported smoking in pregnancy was by far the highest in first trimester with 8.2%, a vulnerable period in foetal and placental development and pregnancy establishment. Smoking increased to 24% when using maternal serum cotinine levels to avoid underreporting of the smoking prevalence in pregnancy. Studies revealed structural, ­transcriptomic and epigenomic changes in placentae of smokers, influencing placental and clearly also foetal development.

Methods BeWo cell line was used to determine a possible working concentration of cotinine in the range of measured maternal cotinine levels via qPCR of Aryl hydrocarbon receptor (AHR) target genes (e. g.: CYP1A1, CYP1B1). In a cohort of first trimester tissue samples of smokers and non-smokers (n = 220) AhR target gene expression was validated. Spatial transcriptomics was performed on first trimester villous tissue that were selected based on high (smoker > 30 ng/ml) or no cotinine (non-smoker < 4 ng/ml) serum load as marker for maternal smoking status (n = 6). Maternal serum cotinine was measured to determine ranges found in smokers. First trimester explants were cultivated in 2.5% O2 with 440 ng/mL cotinine.

Results Analysis in a cohort of first trimester tissue samples (n = 15) showed that placental MMP1 expression, a matrix metalloprotease involved in remodelling during trophoblast migration, correlates with gestational age in smokers but not in controls across first trimester. Preliminary data from spatial transcriptomics shows 121 differentially expressed genes between smokers and controls, PPI networks pointing towards a matrisome involvement. Additionally, differentially expressed placental genes were ­CYP1A1 and MEG3, which we could validate in our early gestation smokers cohort (n = 220). In vitro experiments using first trimester placental explants showed uptake of cotinine and increased AhR target gene expression after incubation.

Conclusion While it is clear that smoking has effects on placenta and on foetal development, pathophysiological mechanisms remain unclear to this point.

Volatile organische Verbindungen in Ausatemluft und Schweiß im Verlauf des Menstruationszyklus

A. Reiner, D. Pflanzer, V. Ruzsanyi, W. Lederer, L. Wildt, B. Toth, B. Böttcher

Universitätsklinik für Gynäkologische Endokrinologie und Reproduktionsmedizin, Department Frauenheilkunde, Medizinische Universität Innsbruck

Einleitung Die Bestimmung der fruchtbaren Phase einer Frau stellt trotz etlicher Methoden noch immer ein Problem in der Reproduktionsmedizin dar. Viele dieser Methoden sind ungenau, schwer durchführbar oder aufwendig. VOCs (volatile organic compounds) sind gasförmige Stoffe, die unter anderem bei Stoffwechselprozessen im Körper entstehen können und beispielsweise über die Ausatemluft, Schweiß und Urin ausgeschieden werden. Durch den hormonellen Einfluss verändern sich die Konzentrationen der VOCs im Laufe des Menstruationszyklus. Das Ziel der Pilotstudie war es, herauszufinden, ob diese Veränderungen zur Bestimmung der fruchtbaren Phase herangezogen werden können.

Methoden Zehn gesunde Probandinnen, die nicht hormonell verhüteten, wurden re­krutiert. Bei jeder Frau wurden fünf Messtage innerhalb eines Zyklus festgelegt, idealerweise zwei in der Follikelphase, einer am Tag der Ovulation und zwei in der Lutealphase. An der Universitätsklinik für Gynäkologische Endokrinologie und Reproduktionsmedizin wurden jeweils Blutproben zur Hormonbasisdiagnostik abgenommen. Im Atemgaslabor wurden anschließend volatile Stoffe in der Ausatemluft mittels on-line PTR-ToF-MS und im Schweiß mittels GC-IMS gemessen.

Die statistische Auswertung erfolgte mit SPSS. Mittels Friedman-Test wurde jeder detektierte Stoff in der Ausatemluft auf Unterschiede in den Konzentrationen zwischen Follikelphase, Ovulation und Lutealphase geprüft. Die volatilen Stoffe im Schweiß wurden mittels ANOVA mit Messwiederholung oder dem Friedman-Test auf Unterschiede der Intensitäten zwischen den drei Zyklusphasen geprüft. Zur graphischen Darstellung der Daten wurden jeweils Boxplot-Diagramme erstellt.

Außerdem werden die Hormonwerte im Serum noch mit den Konzentrationen der Stoffe in der Ausatemluft und den Intensitäten im Schweiß korreliert.

Resultate Für die Auswertung der Ausatemluftproben wurden fünf Probandinnen ausgeschlossen. Es konnte bei keinem der Stoffe ein signifikanter Unterschied der Konzentrationen zwischen den Zyklusphasen festgestellt werden. Für die Auswertung der Schweißproben wurden drei Probandinnen ausgeschlossen. Auch hier gab es bei keinem der identifizierten Stoffe signifikante Unterschiede zwischen den Zyklusphasen.

In den graphischen Darstellungen war bei manchen Stoffen, wie beispielsweise bei Aceton in der Ausatemluft, ein Trend einer höheren Konzentration um die Ovulation erkennbar.

Schlussfolgerung Diese Arbeit kann als Grundlage für weitere Studien mit einem größeren Probandinnenkollektiv dienen, um feststellen zu können, ob sich VOCs in der Ausatemluft oder im Schweiß zur Bestimmung der fruchtbaren Phase eignen.

FSH-Rezeptor-Polymorphismus und Mutationen in der Reproduktionsmedizin

N. Semrl1, S. Feigl1, M. Ragossnig1, M. Wölfler1, H. Juch2, R. Hochstätter1, M. Kurleto1, M. Kollmann1,3 1Schwerpunkt für Gynäkologische Endokrinologie und Fortpflanzungsmedizin, Universitätsklinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe, Medizinische Universität Graz; 2Diagnostik und Forschungsinstitut für Humangenetik, Medizinische Universität Graz; 3Forschungseinheit Frühe Programmierung, Universitätsklinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe, Medizinische Universität Graz

Einleitung Das Ansprechen auf die ovarielle Stimulation im Rahmen der assistierten Reproduktion kann bei manchen Frauen stärker oder schwächer als erwartet sein. Genetische Mutationen und Polymorphismen des FSH-Rezeptors stellend eine mögliche Ursache dar und können die Funktionalität desselben verstärken oder vermindern. Aktivierende Mutationen prädisponieren für ein ovarielles Hyperstimulationssyndrom (OHSS). Inaktivierende Mutationen können zu primärer oder sekundärer Amenorrhö, Infertilität und prämaturem Ovarialversagen führen. Die Ovarien können eine erhöhte Anzahl an Antralfollikel haben und somit zeigt sich häufig ein Bild wie bei einem polyzystischen Ovarsyndrom.

Fallbericht Eine 33-jährige Nulligravida stellt sich wegen unerfülltem Kinderwunsch seit fast 4 Jahren vor. Im Rahmen der genetischen Analyse zeigt sich eine Nonsense-Mutation im FSHR-Gen (c.527G > A, p.Trp176Ter). Anhand des Falles sollten die Schwierigkeiten und Möglichkeiten, welche im Rahmen der Stimulation auftreten können, besprochen werden.

Schlussfolgerung Polymorphismen des FSH-­Rezeptors können die Reaktion auf exogenes FSH und damit die Erfolgsaussichten einer assistierten Reproduktionsbehandlung sowie das Auftreten eines OHSS beeinflussen. Bei Patientinnen, die „nicht wie erwartet“ auf eine Stimulation mit FSH ansprechen, sollte an eine Analyse des FSH-Rezeptors gedacht werden.

Morbus Cushing mit hypophy­särem Mikroadenom bei unerfülltem Kinderwunsch

N. Semrl1, B. Obermayer-Pietsch2,3, S. Feigl1, M. Ragossnig1, M. Wölfler1, R. Hochstätter1, M. Kurleto1, M. Kollmann1,3

1Schwerpunkt für gynäkologische Endokrinologie und Fortpflanzungsmedizin, Universitätsklinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe, Medizinische Universität Graz; 2Klinische Abteilung für Endokrinologie und Diabetologie, Universitätsklinik für Innere Medizin, Medizinische Universität Graz; 3Forschungseinheit Frühe Programmierung, Universitätsklinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe, Medizinische Universität Graz

Einleitung Morbus Cushing ist eine seltene Erkrankung, bei der es aufgrund eines Adenoms des Hypophysenvorderlappens zu einer erhöhten Sekretion von ACTH kommt. Ein daraus resultierender Hypercortisolismus und Hyperandrogenämie kann bei Frauen im gebärfähigen Alter zu Zyklusstörungen mit Sterilität führen und somit sind Schwangerschaften bei Mb. Cushing selten. Kommt es dennoch zur Konzeption, ist die Erstdiagnose schwierig zu stellen, da Hypercortisolismus in der Schwangerschaft auch physiologisch vorhanden ist. Eine Schwangerschaft bei Mb. Cushing ist mit gravierenden mütterlichen und neonatalen Komplikationen assoziiert.

Fallbericht Eine 28-jährige Nullgravida wurde wegen unerfülltem Kinderwunsch bei bekanntem klassischen polyzystischen Ovarsyndrom behandelt. Nach mehrfacher Ovulationsinduktion kam es zu einer Einlingsschwangerschaft. Bereits vor der 20. SSW fielen ein pathologischer Glukosetoleranztest und schwer therapierbare erhöhte Blutdruckwerte auf. Fetal zeigten sich ein früher IUGR, Oligohydramnion, ein pathologisches Dopplerprofil und ein steigender sFlT-1/PIGF-Quotient von über 1000. Die Befundkonstellation wurde als Early-onset-Präeklamp­sie beurteilt, andere Untersuchungen zur Abklärung des Hypertonus zeigten lediglich einen Hypercortisolismus. In der 23. SSW kam es zum Spätabort. Bei der postpartalen endokrinologischen Abklärung wurde bei inzipientem cushingoiden Habitus und einem pathologischen Dexamethasonhemmtest eine MRT-Untersuchung der Hypophyse indiziert, welches ein Adenom zeigte. Im Mai 2021 konnte ein Hypophysenadenom transsphenoidal reseziert werden.

Schlussfolgerung Die Diagnose von Morbus Cushing in der Schwangerschaft ist eine Herausforderung, da manche Merkmale der Krankheit den physiologischen Veränderungen in der Schwangerschaft ähneln. Des Weiteren zeigen PCOS und Mb. Cushing klinische und laborchemische Ähnlichkeiten, was die Diagnosestellung verzögern kann.

Sexualität und Verhütungsmethoden von Frauen mit chronisch entzündlichen Darmerkrankungen: Eine Fragebogenstudie

J. Shtokman, K. Rosta, C. Dejaco, D. Dörfler

Universitätsklinik für Frauenheilkunde, Universitätsklinikum AKH Wien

Einleitung Morbus Crohn (MC) und Colitis ulcerosa (CU) sind chronisch entzündliche Darmerkrankungen (CED), von denen in Österreich etwa 50.000 Patienten betroffen sind. Diese Krankheiten verursachen Symptome wie Durchfall, Hämatochezie und Bauchschmerzen. Diverse Studien haben gezeigt, dass CED schwerwiegende negative Auswirkungen auf die sexuelle und dadurch auch auf die psychische Gesundheit der Patienten haben können.

Methoden Ziel dieser Studie war es, die Auswirkungen von CED auf Sexualität, Verhütung und Fertilität weiblicher Patientinnen aufzuzeigen. Es wurde eine Querschnittsstudie mit 83 CED-Patientinnen (MC: n = 47, CU: n = 36) und 340 gesunden Kontrollgruppenteilnehmerinnen im Alter zwischen 18 und 50 Jahren durchgeführt. Die Daten wurde anhand eines dreiteiligen Fragebogens erhoben, bestehend aus demographischen Daten und einer gynäkologischen Anamnese, dem weiblichen Sexualfunktionalitätsindex (FSFI) von Rosen et al. und einem dritten Teil über Verhütungsmethoden und Fertilität.

Resultate Die einzigen Unterschiede in den demographischen Merkmalen zwischen den drei Gruppen waren das Bildungsniveau sowie der Beschäftigungsstatus der Teilnehmerinnen. Die durchschnittlichen FSFI-­Scores waren in den Indexgruppen signifikant niedriger (p < 0,001). In den Indexgruppen wurden häufiger Fehlinformationen zu Verhütungsmethoden sowie fehlende Verhütung festgestellt. Es konnten keine Unterschiede in der Fertilität zwischen den drei Gruppen festgestellt werden.

Schlussfolgerung CED sind chronische Krankheiten, die lebenslange negative Auswirkungen auf die sexuelle Gesundheit von Patientinnen haben. Frauen mit CED erhalten keine ausreichende Aufklärung über Verhütung und derer Wichtigkeit von den betreuenden Ärzten. Patientinnen sollten auf sexuelle Funktionsstörungen untersucht und besser über Verhütung informiert werden, um ihre Lebensqualität zu erhöhen, sowie Verschlechterung ihrer Krankheit und potentielle Schwangerschaftskomplikationen zu ­vermeiden.

Medizinisch relevante Probiotika und ihr positiver Effekt auf Kinderwunsch und Schwangerschaft

C. Weinberger

Fa. Allergosan, Graz

Eine nicht eintretende Schwangerschaft oder erfolglose Kinderwunschbehandlungen stellen für die Betroffenen extreme psychische Belastungen dar. Neben fortgeschrittenem Alter – als eine der Hauptursachen – rückt auch die Zusammensetzung der vaginalen Flora als eine mögliche Ursache für ungeklärte Unfruchtbarkeit immer mehr in den Fokus. Man konnte bereits in wissenschaftlichen Arbeiten nachweisen, dass sich die Vaginalflora von schwangeren und nichtschwangeren Frauen hinsichtlich Zusammensetzung und Stabilität unterscheidet, was wiederum einen Hinweis darauf liefert, dass das vaginale Mikrobiom Bedeutung und Einfluss auf Fruchtbarkeit und Geburt hat.

Die Mikrobiom-Forschung ermöglichte in den vergangenen Jahren den erfolgreichen Einsatz speziell effizienter Bakterienstämme in den Bereichen Kinderwunsch und erfolgreiche Schwangerschaft. Auch gynäkologische Erkrankungen wie z. B. PCOS, die dem Eintreten einer Schwangerschaft oft massiv im Weg stehen, scheinen unter anderem mikrobiomassoziiert zu sein.

Ebenso interessant wie die Frage nach den relevanten Bakterienarten ist die Frage nach der optimalen Darreichungsform: Bringt lokale Therapie den maximalen Effekt oder erweisen sich andere Arten der Darreichung als noch effektiver?

Klinischer Score zur Vorhersage des Erfolgs von Ovulationsinduktion und intrauteriner Insemination

A. L. Zippl1, P. Rockenschaub2, A. Wachter1, B. Toth1, B. Seeber1

1Universitätsklinik für Gynäkologische Endokrinologie und Reproduktionsmedizin, Medizinische Universität Innsbruck; 2Institute of Health Informatics, University College London, GB

Einleitung Die in der Literatur beschriebenen Schwangerschaftsraten nach Ovulationsinduktion (OI) und intrauteriner Insemination (IUI) sind sehr heterogen. Es wurden verschiedene prädiktive Faktoren beschrieben, dennoch ist bisher kein klinisches Hilfsmittel verfügbar, das diese Faktoren kombiniert und eine Vorhersage der Schwangerschaftschancen eines Paares durch OI und IUI ermöglicht.

Methoden Im Rahmen einer retrospektiven Kohortenstudie wurden 1437 IUI-Zyklen ausgewertet, die zwischen 2009 und 2017 bei 758 Paaren an einem universitären reproduktionsmedizinischen Zentrum durchgeführt wurden. Eingeschlossen wurden Frauen zwischen 18 und 45 Jahren, bei denen nach einer Stimulation mit Clomiphen und/oder Gonadotropinen oder im natürlichen Zyklus eine OI und eine homologe IUI erfolgte. Das primäre Outcome war Schwangerschaft, definiert als positives humanes Choriongonadotropin (hCG) 12–14 Tage nach der IUI. Der IUI-Erfolg wurde sowohl als Schwangerschaftsrate pro Zyklus als auch kumulativ pro Paar berechnet. Parameter, die als prädiktive Faktoren in Betracht gezogen wurden, umfassten weibliches Alter und ­Body-mass-Index (BMI), Anti-Müller Hormon (AMH), weibliche Infertilitätsdia­gnose und Gesamtzahl der beweglichen Spermien (total progressive motile sperm count, TPMSC). Anhand der Resultate wurde unter Verwendung eines multivariablen Continuation Ratio Models ein prädiktiver Score entwickelt.

Resultate In unserem Kollektiv lag die Schwangerschaftsrate pro Zyklus bei 10,9 % und kumulativ bei 19,4 %, vergleichbar mit den in der Literatur beschriebenen Raten. Die meisten Paare ließen 1–3 IUI-Zyklen durchführen, während sich nur 56 (7,4 %) 4 oder mehr Zyklen unterzogen. In einer multivariablen Analyse war die Schwangerschaftswahrscheinlichkeit negativ mit einem weiblichen Alter ? 35 Jahren (Odds-Ratio [OR] 0,63; 95-%-CI: 0,41–0,97; p = 0,034), Endometriose, unilateralem Tubenfaktor oder anatomischen Malformationen im Vergleich zu anovulatorischer Infertilität oder ohne weibliche Infertilitätsursache (OR 0,54; 95-%-CI: 0,33–0,89; p = 0,016), AMH < 1 ng/ml (OR 0,50; 95-%-CI: 0,29–0,87; p = 0,014) und TPMSC < 5 Mio (OR 0;47; 95-%-CI: 0;19–0,72; p = 0,004) assoziiert. Auf der Basis dieser Ergebnisse wurde ein klinischer Score entwickelt, der von 0 bis 5 reicht und die Schwangerschaftsrate pro Zyklus vorhersagt. In unserer Kohorte hatten Paare mit einem Score von 5 nach 3 IUI-Zyklen eine kumulative Schwangerschaftswahrscheinlichkeit von knapp 45 %, während Paare mit einem Score von 0 nach 3 Zyklen eine Wahrscheinlichkeit von nur 5 % erreichten.

Schlussfolgerung IUI-Erfolgsraten variieren stark anhand der Eigenschaften des Paares. Der von uns entwickelte, einfach anwendbare klinische Score unterstützt Ärzte bei der Einschätzung der Schwangerschaftschancen eines Paares mittels OI und IUI und ermöglicht eine evidenzbasierte und individuelle Beratung. Um die Generalisierbarkeit des Scores zu prüfen, sollten Validierungsstudien in anderen Kohorten durchgeführt werden.


 
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