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Gesellschaftsmitteilungen

Journal für Reproduktionsmedizin und Endokrinologie - Journal of Reproductive Medicine and Endocrinology 2022; 19 (5): 304-320

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Gesellschaftsmitteilungen – BRZ

Aufbereitung von semikritischen Ultraschallsonden

Die Erfahrungen und prekäre Situation eines Mitglieds nach einer Begehung hatten eine spontane Umfrage des BRZ zur Wischdesinfektion erforderlich gemacht, um den drohenden Maßnahmen juristisch begegnen zu können. RA Holger Eberlein hat die anwaltliche Vertretung des Mitglieds übernommen.

Die Ergebnisse der Umfrage wurden den Mitgliedern des Verbands im Rahmen des BRZ-Herbsttreffens vorgestellt. Ganz wesentlich ergab sich aus der Umfrage die Notwendigkeit, eine entsprechende SOP im Rahmen der Qualitätssicherung vorzuhalten.

Da die veränderten Anforderungen nicht nur die reproduktionsmedizinischen Einrichtungen, sondern die große Zahl der Gynäkologinnen und Gynäkologen und andere Disziplinen betreffen, steht der BRZ mit den entsprechenden Verbänden im Austausch. Die Thematik wurde in die Unter AG Hygiene des SpiFa (Spitzenverband der Fachärzte Deutschlands), dessen Mitglied der BRZ ist, hineingetragen. Die Mitglieder der AG haben einstimmig für eine zukunftsweisende Strategie hinsichtlich des weiteren Vorgehens abgestimmt, die wir hier mit freundlicher Genehmigung der Teilnehmer der Videokonferenz (Gaase [BVF], Knuth [BRZ], Kollenbach [BvDU], ­Nagaba [BZAEK], Rehberg [MKG]) wiedergeben:

1. Kontaktaufnahme zum Austausch mit DGSV, DGKH und VAH¹

¹Die involvierten Verbände und Gesellschaften: Deutsche Gesellschaft für Sterilgutversorgung e.V. (DGSV), Deutsche Gesellschaft für Krankenhaushygiene e.V. (DGKH), Verbund für Angewandte Hygiene e.V. (VAH), Arbeitsgruppe Medizinprodukte (AGMP) der Zentralstelle der Länder für Gesundheitsschutz bei Arzneimitteln und Medizinprodukten

2. Kontaktaufnahme zum Austausch mit AGMP

3. Anstreben Mitarbeit als betroffene Anwender der kommenden LL „­Validierung der manuellen Reinigung und manuellen chemischen Desinfek­tion von Non-Medizinprodukten“ gemeinsam mit DGKH, DGSV und VAH

4. Entwicklung einer Vorort-Validierung der Reinigung und Wischdesinfektion von Endosonden für den praktischen Einsatz mit nachvollziehbarer Handlungsanweisung und mit nach DIN EN ISO zertifizierten Schutzhüllen und VAH-gelisteten Desinfektionsmitteln ggf. durch DIN EN ISO zertifiziertes Speziallabor.

5. Absprache und Austausch juristisches Vorgehen in Einzelfällen

6. Aktuelle Studienrecherche zum Thema

Nach wie vor bleibt allerdings die Frage zu diskutieren, ob die Institutionen, die sich hinter den aktuell aufgeworfenen Forderungen zur Durchführung der Aufbereitung von semikritischen Ultraschallsonden befinden, recht haben und damit auch die resultierenden Forderungen nach kostenintensiven Investitionen bestehen bleiben!

Der Vorsitzende des BRZ, PD Dr. med. Ulrich A. Knuth, hat nachstehend eine kurze Zusammenfassung der Diskussion bei Weykunat und Jatzwauk erstellt. Der gesamte Artikel und weitere Informationen können beim BRZ per E-Mail Mail an uszkoreit@repromed.de abgerufen werden.

Korrespondenzadresse:

Monika Uszkoreit

E-Mail: uszkoreit@repromed.de

Zusammenfassung

Aufbereitung von semikritischen Ultraschallsonden – Haben RKI, AGMP und BfArM recht?

Dr. med. Norbert Weykunat, Facharzt für Hygiene und Umweltmedizin, Kassenärztliche Vereinigung Hessen, und Prof. Dr. rer. nat. et rer. medic habil. Lutz Jatzwauk²

²Dr. Weykunat und Prof. Jatzwauk: 2022_08_DGSV_DGKH_VAH_Stellungnahme_Wischdesinfektion Zentralsterilization Volume 30 4 2022.pdf

Der Veröffentlichung im Epidemiologischen Bulletin 44 vom 4. November 2021 wird ein unzutreffend hohes Gewicht zugeschrieben.

Ultraschallsonden mit Schleimhautkontakt sind unkritisch, nur die Schutzhüllen sind als semikritisch einzustufen (und werden nach einmaliger Nutzung entsorgt).

Eine europäische Leitlinie sieht manuelle Wischdesinfektion, Tauchdesinfektion (jeweils mit High-Level-Desinfektion) und maschinelle Aufbereitung gleichwertig nebeneinander.

Für eine vollumfängliche hygienische Sicherheit der Endosonographie (sowie für deren Nachweis) empfehlen wir – neben der regelmäßigen Validierung – die Etablierung einer Infektions- und Komplikations-Surveillance.

Im Folgenden werden zur besseren Übersichtlichkeit die im Artikel beschriebenen Hygieneempfehlungen zur Anwendung und Aufbereitung kurz zusammengefasst:

Empfehlungen zur Hygiene bei der Diagnostischen Sonographie mit Schleimhautkontakt (ohne invasive Maßnahmen)

Durchführung:

Schallkopf: Gereinigt und desinfiziert mit sterilem Überzug, z. B. mit endokavitärem Schallkopfüberzug

Kontaktmedium:

Steriles Gel unter dem Überzug, steriles Gel oder Schleimhaut-Desinfektionsmittel außen auf dem Überzug

Aufbereitung:

Unmittelbar nach der Untersuchung:

  • Schutzhülle vorsichtig entfernen; dabei Kontamination des Schallkopfes vermeiden.
  • Gründliche Reinigung des Schallkopfes: Gelreste können vom Desinfektionsmittel nicht durchdrungen werden und beinhalten evtl. noch Krankheitserreger, daher muss vor der Anwendung von Desinfektionsmitteln unbedingt das gesamte Gel mit Seife und fließendem Wasser oder mit Reinigungstüchern entfernt werden.
  • Gründliche Trocknung des Schallkopfes, um eine Verdünnung des Desinfektionsmittels zu vermeiden. Die Anwendung von Desinfektionsmitteln auf einem nassen Schallkopf führt dazu, dass sie weniger wirksam oder völlig unwirksam werden.

Desinfektion des Schallkopfes mit einem High-Level-Desinfektionsmittel (HLD) oder -verfahren, wobei die verwendeten Mittel/Methoden den Empfehlungen des Herstellers entsprechen müssen. Eines der folgenden Verfahren ist anzuwen­den:

  • zugelassene manuelle Multistep-Desinfektionstücher (validiert für HLD)
  • andere zugelassene Verfahren, die für HLD validiert wurden, einschließlich Tauchbad
  • standardisierte, automatisierte und validierte Systeme (Wasserstoffperoxid, UV-Licht).

Dem Desinfektionsmittel oder -verfahren muss genügend Zeit gegeben werden, damit dieses seine maximale Wirkung entfalten kann.

Nach Abschluss der Desinfektion sind verbliebene Chemikalienreste ausgiebig abzuspülen. Abschließend ist der Schallkopf gründlich zu trocknen.

Korrespondenzadresse:

PD Dr. med. Ulrich A. Knuth
(Vorsitzender des BRZ)

E-Mail: uak@gmail.com

Ankündigung eines BRZ-Seminars zu Kryokonservierung und Abrechnung

Aufgrund der großen Nachfrage hat der Vorstand des BRZ entschieden, am 8. ­Februar 2023 bei einem eintägigen Seminar in der einen Tageshälfte die Abrechnung reproduktionsmedizinischer Leistungen (nicht nur für die Ärzte!), in der anderen Tageshälfte spezielle Probleme der Kryokonservierung zu behandeln. Tagungsort wird das Hotel Abion Spreebogen in Berlin sein. Die genauen Informationen werden im nächsten Heft des JRE sowie selbstverständlich im Rundbrief an die Mitglieder des BRZ veröffentlicht.

14. BRZ-Intensivseminar gynäkologische Endokrinologie & Reproduktionsmedizin 19. bis 21. Januar 2023 in Berlin

In diesem Heft finden sich das Programm sowie die Anmeldemöglichkeit. Leider erst nach Fertigstellung der Druckvorlage hat uns die Ärztekammer Berlin darüber informiert, dass sie das Seminar zertifiziert und insgesamt für die Teilnahme an allen drei Tagen 23 Fortbildungspunkte gewährt.

Bitte melden Sie sich an! Die Anzahl der Teilnehmer ist begrenzt. Fragen zur Teilnahme beantworten wir jederzeit und gern per E-Mail an brz@repromed.de. Auch auf den Internetseiten des BRZ finden Sie aktuelle Informationen.

Ordentliche Mitgliederversammlung des BRZ 2023

Die nächste OMV des Verbands – mit Vorstandswahlen – findet vom 5. bis 7. Mai 2023 in Berlin statt. Für den Abend des 5. Mai ist erneut die Mitgliederversammlung des Deutschen IVF-Registers und der erste gemeinsame Austausch eingeplant. Veranstaltungsort wird wieder das Hotel Abion Spreebogen sein, mit dem bereits die notwendigen Vorkehrungen getroffen wurden.

Endometriose – ein weiterer Film des BRZ zur Aufklärung

Wir freuen uns sehr, dass ein weiterer Film in der Reihe der BRZ-Informa­tions- und Aufklärungsfilme in Kürze veröffentlicht wird. Prof. Dr. Nicole Sänger, Direktorin der Abteilung für gynäkologische Endokrinologie und Reproduktionsmedizin am Universitätsklinikum Bonn, und Dr. Harald Krentel, Chefarzt der Frauenklinik am Bethesda Krankenhaus in Duisburg und Leiter des dortigen Endometriosezentrums, sind die beiden Protagonisten. ­Reproduktionsmedizinerin und Operateur repräsentieren die beiden wesentlichsten Seiten der Endometriose und ihrer Behandlung.

Wir danken Prof. Dr. Sänger und Dr. Krentel und auch dem Filmerteam B2 für ihren hervorragenden Einsatz!

Besuchen und folgen! Sie bitte dem BRZ und seinen Mitgliedern und ­Projekten, eben auch diesen Filmen, zu finden auf der Plattform „Instagram“ unter https://www.instagram.com/­kinderwunschaerzte/. Auch auf dem Internetauftritt des Verbands sind die Filme natürlich verlinkt.

Korrespondenzadresse:

Monika Uszkoreit

E-Mail: uszkoreit@repromed.de

Univ.-Prof. Dr. med. Christian Thaler, MIAC, FCRI zum ersten Vizepräsidenten der Deutschen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe (DGGG) gewählt

Anlässlich des 64. DGGG-Kongresses hat die Mitgliederversammlung Professor Christian Thaler, Leiter des LMU-Hormon- und Kinderwunschzentrums, für die Periode 2022–2024 zum ersten Vizepräsidenten der DGGG gewählt.

Mit über 10.000 Mitgliedern ist die 1885 gegründete DGGG eine der größten klinisch-wissenschaftlichen Fachgesellschaften Deutschlands und setzt sich aus den Schwerpunkten des Faches – u. a. operative Gynäkologie und Onkologie, Geburtshilfe und Perinatologie und Gynäkologischer Endokrinologie und Reproduktionsmedizin – zusammen. Mit Professor Thaler wurde erstmals seit 2006 wieder ein Vertreter des Schwerpunkts Gynäkologische Endokrinologie und Reproduktionsmedizin in den geschäftsführenden DGGG-Vorstand gewählt. Professor Thaler will sich besonders für eine Reform des veralteten Embryonenschutzgesetzes und für ein zeitgemäßes Fortpflanzungsmedizingesetz in Deutschland einsetzen. Darüber hinaus kritisiert Professor Thaler die eingeschränkte Kostenerstattung für Maßnahmen der assistierten Fortpflanzung durch die gesetzlichen Krankenkassen. Professor Thaler dazu: „Ich möchte mich dafür einsetzen, dass der Zugang zu einer optimalen Kinderwunsch-Therapie nicht mehr am Geldbeutel scheitert.“

Gesellschaftsmitteilungen – DGRM e. V.

Netzwerktreffen Reproduktion und Plazenta in Oldenburg

Unterstützt von den DGRM Arbeitsgemeinschaften Implantation-Plazentation und Reproduktion bei Mensch und Tier und dem Arbeitskreis Reproduktionsimmunologie in der Deutschen Gesellschaft für Immunologie fand am 29. und 30. September 2022 das diesjährige Netzwerktreffen Reproduktion und Plazenta statt. Veranstaltungsort war das Kulturzentrum PFL in Oldenburg, das passenderweise von 1841 bis 1984 als Krankenhaus gedient hatte und nun für Veranstaltungen genutzt wird.

Die Universitätsmedizin in Oldenburg besteht seit genau 10 Jahren, sodass sich auch die beiden Oldenburger Gruppen und die niederländischen Partner vom UMC Groningen hier vorstellen konnten. Ausgerichtet wurde das Treffen von der Universitätsklinik für Kinder- und Jugendmedizin (Leitung: Univ.-Prof. Dr. Axel Heep) und Universitätsklinik für Gynäkologie und Geburtshilfe (Leitung: Univ.-Prof. Dr. Eduard Malik) der Universität Oldenburg, die Koordination hatte Prof. Dr. Torsten Plösch.

An beiden Tagen kamen insgesamt gut 50 Reproduktionsforscher und Reproduktionsforscherinnen zu diesem Treffen, um die neuesten Ergebnisse vorzustellen, aber vor allem, um neue Ideen miteinander zu entwickeln. In 28 Kurzvorträgen wurde zusammengefasst, was es Aktuelles gibt, welche Wissenslücken zu füllen sind, und was an Kooperationsbedarf besteht. Die Themen reichten dabei vom Endometrium und der Präimplantation über Plazentaphysiologie bis zum „long-term outcome“ bei den Nachkommen. Erstmals gab es auch einen separaten Tagesordnungspunkt zum Mikrobiom. Besonders wichtig bei einem Netzwerktreffen sind natürlich die Interaktionen, was durch ausführliche Pausenzeiten und ein gemeinsames Abendessen verwirklicht wurde.

Das Netzwerktreffen 2023 wird im Süden stattfinden, Gastgeber ist dann Augsburg. Ein Termin steht noch nicht fest.

Save-the-date: AGRBM meets DGRM, Düsseldorf, 14.01.2023

AGRBM und DGRM lassen die gemeinschaftliche Fortbildung wieder aufleben. Das Treffen findet im Hörsaalzentrum Roy Lichtenstein an der Heinrich-Heine-Universität in Düsseldorf statt. Weitere Informationen folgen.

DGRM-Journal Club, Prof. Dr. Jennifer Schön „Synthetische“ Embryonenmodelle aus murinen Stammzellen gezüchtet – mit Gehirnanlage und schlagendem Herzen

Zwei Forschungsteams haben im letzten Monat nahezu zeitgleich einen neuen Meilenstein auf dem Gebiet der Entwicklungsbiologie und der Stammzelltechniken erreicht: In den Studien, die in den hochrangigen wissenschaftlichen Zeitschriften „Cell“ [1] und „Nature“ [2] veröffentlicht wurden, berichten die Gruppen, dass sie mit nur leicht unterschiedlichen experimentellen Ansätzen aus murinen embryonalen Stammzellen (ESCs) „synthetische Embryonenmodelle“ (sEmbryos oder Embryoide) gezüchtet und diese bis zu acht Tage kultiviert haben. Dazu wurden naive ESCs mit ESCs zusammengebracht, die temporär zwei Faktoren exprimieren, welche die Differenzierung zu Zellen des Trophektoderm oder des primitiven Endoderm induzieren. Beide Teams nutzten für die Langzeit-Kultur der daraus resultierenden Zellaggregate einen neuen, innovativen Bioreaktor. Die Embryoide vollzogen darin die Gastrulation und entwickelten Organe: ein schlagendes Herz, eine Darmröhre und Neuralfalten.

Die Arbeiten stammen aus den Laboren von Magdalena Zernika-Goetz (University of Cambridge, USA) und Jacob Hanna (Weizmann Institute of Science, Israel). Sie zeigen dass es möglich ist, aus embryonalen Stammzellen in Kultur hochkomplexe Strukturen abzuleiten, die Mäuseembryonen an Tag 8,5 sowohl hinsichtlich ihrer Morphologie als auch ihrer Zellzusammensetzung und Gen­expression sehr ähnlich sind.

In den letzten Jahren ist es bereits mehreren Arbeitsgruppen gelungen, Teile der frühen embryonalen Entwicklung mittels Embryoiden aus verschiedenen murinen oder auch humanen Stammzellen nachzuahmen. So konnten Blastozysten-ähnliche Strukturen gebildet und die Gastrulation initiiert werden. Diese Embryoide entwickelten sich jedoch nicht weiter, es bildeten sich keine Organe. 2021 stellte die Gruppe um Jacob Hanna dann einen neuen Bioreaktor vor, in dem die Gasmischung und der Gasdruck in rotierenden Kulturgefäßen exakt justierbar sind. Dieses Gerät ermöglichte es, zusammen mit neuen Medienkompositionen in vivo generierte Mausembryonen, die an Tag 5 isoliert wurden, bis Tag 11 in vitro weiter zu entwickeln [3]. Die durchschnittliche Tragzeit der Maus beträgt lediglich 20 Tage. Dieser Bioreaktor wurde nun für die Kultur der Embryoide aus Stammzellen genutzt und erlaubte eine durchgehende Entwicklung bis Tag 8.

Die Embryoide aus murinen Stammzellen können zukünftig zu einem wesentlich besseren Verständnis der frühen Embryonalentwicklung und des Entstehens von Organen und Geweben beitragen und gleichzeitig helfen, die Zahl der Tierversuche für diese Forschung zu verringern.

Derzeit ist das Verfahren zur Herstellung der Embryoide noch ineffizient: weniger als 1 % der anfänglichen Zellaggregate bilden tatsächlich Embryo-ähnliche Strukturen aus. Die Forschenden berichten ebenfalls, dass nicht alle von ihnen getesteten ESC-Linien gute Ergebnisse lieferten. Sie weisen weiterhin darauf hin, dass die Embryoide nicht alle Eigenschaften von „echten“ Embryonen zeigen.

Obwohl die Entwicklung der Organ­anlage beim menschlichen Embryo wesentlich länger dauert als bei der Maus liegt es natürlich nahe, dass die vorgestellten Techniken in Zukunft auch für die verlängerte Kultur von Embryoiden aus menschlichen Stammzellen Anwendung finden könnten. Jacob Hanna möchte hier vor allem das Potenzial von induzierten pluripotenten Stammzellen (iPSCs) nutzen. Diese können aus Körperzellen erzeugt werden und stammen nicht von Embryonen ab. iPSC-Embryoide könnten so zumindest einige der ethischen Kontroversen der Forschung an menschlichen Embryonen oder daraus gewonnenen Zellen umgehen und stellen für eine Vielzahl wissenschaftlicher Fragestellungen eventuell eine Perspektive dar. Die Erstellung und Nutzung der Embryoide wirft aber auch neue ethische Fragen auf (z. B. Welche Merkmale definieren einen Embryo und wodurch grenzt er sich von einem Embryo-Modell ab? Bis zu welchem Entwicklungsstand ist die Kultur eines Embryo-Modells zulässig?), die im Zuge der Weiterentwicklung dieser Techniken dringend Beantwortung finden müssen.

Literatur:

1. Tarazi S, Aguilera-Castrejon A, Joubran C, Ghanem N, Ashouokhi S, et al. Post-gastrulation synthetic embryos generated ex utero from mouse naive ESCs. Cell 2022; 185: 3290–306.

2. Amadei G, Handford CE, Qiu C, De Jonghe J, Greenfeld H, et al. Synthetic embryos complete gastrulation to neurulation and organogenesis. Nature 2022; online ahead of print.

3. Aguilera-Castrejon A, Oldak B, Shani T, Ghanem N, Itzkovich C, et al. Ex utero mouse embryogenesis from pre-gastrulation to late organogenesis. Nature 2021; 593: 119–24.

Korrespondenzadresse:

Prof. Dr. Jennifer Schön

Institut für Biotechnologie, Fachgebiet Zelluläre Reproduktionsbiotechnologie

Technische Universität Berlin/Abt. Reproduktionsbiologie

Leibniz-Institut für Zoo- und Wildtierforschung (IZW) Berlin

D-10315 Berlin, Alfred-Kowalke-Straße 17

E-Mail: schoen@izw-berlin.de

Höchst verdient – lange überfällig
Carl-Kaufmann-Medaille für Lilo Mettler

Unser Ehrenmitglied Frau Prof. Dr. med h.c. mult. Liselotte Mettler hat beim diesjährigen Kongress der Deutschen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe (DGGG) in München die Carl-Kaufmann-Medaille erhalten. Die Würdigung ist die höchste deutschsprachige Auszeichnung in der Gynäkologie. Zum ersten Mal wurde sie nun (endlich) einer Frau zuteil: Lilo Mettler im ehrwürdigen Alter von über 80 Jahren. Damit werden ihre Verdienste in der deutschen Reproduktionsmedizin, aber insbesondere auch ihr unermüdlicher Einsatz zur Entwicklung, Verbesserung und mittlerweile weltweiten Verbreitung der endoskopischen gynäkologischen Chirurgie bedacht. Für Lilo ist das nicht nur eine Würdigung ihrer vergangenen Arbeiten, sie ist bis heute im Einsatz im Dienste ihrer Expertisen. Live-Schulungen, Kongresse, Webinare und Operationen führen sie heute noch im vierteljährlichen Rhythmus rund um die Welt – zwischen Indien, Dubai, Kiel und Kalifornien ist sie zu Hause. Sie schöpft aus einem unfassbar großen Fundus an Erfahrungen, den sie gerne auf Vorträgen präsentiert, damit den Nachwuchs in unserem Fach fördert und zeitgleich Patienten über die besten Methoden zur Erfüllung des Kinderwunsches berät. Lilo lebt ihre Berufung unermüdlich ad infinitum, dafür ist diese Auszeichnung höchst verdient und lange überfällig.

Tina Buchholz

Ehemalige Präsidentin der DGRM

Weitere Informationen – auch gerne zu einer DGRM-Mitgliedschaft – erhalten Sie von:

DGRM e.V., Geschäftsstelle

Weißdornweg 17, D-35041 Marburg/Lahn

Tel +49 (0) 64 20 93 444

E-Mail: geschaeftsstelle@repromedizin.de

www.repromedizin.de

Gesellschaftsmitteilungen – Deutsches IVF-Register e.V. (D·I·R)®

40 Jahre Deutsches IVF-Register und 25 Jahre elektronische Datenerfassung

Das Deutsche IVF-Register darf im Jahr 2022 zwei Jubiläen feiern: Sein Bestehen seit 40 Jahren und der Weg der elektronischen Datenerfassung wird seit bereits 25 Jahren beschritten.

Was man bei den täglichen Mühen der Registerarbeit mit Datenfelddefinitio­nen, Auswahlfeldern, Erfassungssoftware, Schnittstellen, Datenbanken, Auswertungswerkzeugen vergisst ist, wieviel in diesen Jahren geschafft wurde!

Wir sind dankbar! Unvergessen ist die Initiative von Prof. Dr. Lehmann, der bereits 1982 die damals fünf ausschließlich universitären Zentren motivierte, gemeinsam die reproduktionsmedizinischen Behandlungszyklen zu erfassen, auszuwerten, zu diskutieren. Er hat damals unabhängig von gesundheitspolitischen oder berufsrechtlichen Vorgaben das Fundament gelegt, dessen Geist wir noch immer leben: Die Schaffung einer ureigen ärztlich motivierten Registerarbeit zur Qualitätssicherung, zum voneinander Lernen, zum Austausch, für wissenschaftliche Auswertungen und Erkenntnisse und damit zur Qualitätsverbesserung.

Aus einer Sammlung von händisch ausgefüllten Papiererfassungsbögen wurde eine Registerdatenbank, die mittlerweile 2.240.038 Behandlungszyklen umfasst.

Was verdanken wir den ehrenamtlich tätigen Kollegen?

Seit 1982 wurde der medizinisch inhaltliche Teil der Registerarbeit von ehrenamtlich tätigen Kollegen geleistet – ob es die Vorstandsarbeit, die Arbeit im Beirat, die Arbeit in den jetzigen Organen des D·I·R e.V. wie Vorstand und Kuratorium war, ob es in den diversen immer wieder notwendigen Arbeitsgruppen war: Ohne die neben der klinischen Arbeit geleistete ehrenamtliche Arbeit hätten die Registerstrukturen niemals mit medizinisch sinnvollen Inhalten gefüllt werden können. Dafür können wir nicht dankbar genug sein.

Stellvertretend für alle nennen wir an dieser Stelle die ehemaligen Vorstandsvorsitzenden: Prof. Dr. med. Frank Lehmann (1982–1992), Prof. Dr. med. Hanns-Kristian Rjosk (1992–1995), Prof. Dr. med. Ricardo Felberbaum (1995–2007), Dr. med. Klaus Bühler (2007–2014). Als einzige nennen wir hier auch Dipl.-Biol. Verona Blumenauer, da sie als Kuratoriumsmitglied der Arbeitsgemeinschaft Reproduktionsmedizin des Menschen (AGRBM) bereits das 25. Jahr im Amt und für uns ein „Urgestein des D·I·R“ ist.

Alle anderen guten Geister, die Stunden, Tage, Wochen, Jahre in die D·I·R-Arbeit investiert haben, bitten wir um Verzeihung, dass sie hier nicht namentlich erwähnt werden, es ist allen bewusst, dass es das D·I·R ohne Sie, ohne Euch nicht gäbe!

Nutzen des D·I·R für die Zentren

Neben der in den Jahrbüchern veröffentlichten Datenbasis als Werkzeug in der täglichen Patientenberatung hat das D·I·R für die einzelnen Zentren den unschätzbaren Vorteil, anhand von zentrumsindividuellen Auswertungen im nationalen Vergleich ggf. vorhandene Schwächen in der eigenen Ergebnisqualität aufdecken zu können und Verbesserungspotentiale zu identifizieren.

Fazit:

Wir sind froh, dankbar, stolz auf die Historie und die Gegenwart des Deutschen IVF-Registers e.V. (D·I·R).

Wir wünschen uns für die Zukunft, dass diese lebendige, verantwortungsvolle, dynamische und auch altruistische Arbeit fortgesetzt wird. Wir hoffen, dass die Akzeptanz und Unterstützung (fast) aller deutschen IVF-Zentren erhalten bleibt. Unser D·I·R-Herz hängt an dem von Prof. Frank Lehmann formulierten Geist:

„Arbeit an einer ureigen ärztlich motivierten Registerarbeit zur Qualitäts­sicherung, zum voneinander Lernen, zum Austausch, für wissenschaftliche Auswertungen und Erkenntnisse und damit zur Qualitätsverbesserung.“

Ihr D·I·R-Vorstand und Ihr D·I·R-Kuratorium im Jahre 2022

D·I·R-Jahrbuch 2021

Das D·I·R Jahrbuchteam hat sich gefreut, Ihnen die deutsche Version des neuen D·I·R Jahrbuchs 2021 im Rahmen des XXXVI. Treffens der deutschen IVF-Zentren in Berlin durch Prof. Krüssel und Dr. Tandler-Schneider am 05.11.2022 vorzustellen.

Nicht minder ist es eine Freude, Ihnen in diesem Journal für Reproduktionsmedizin und Endokrinologie, Ausgabe 05/2022, nun die englische Version zu übergeben.

Und hier gibt es eine Neuerung: Die Seiten „Kurz und Knapp“, der Bereich „Für die Öffentlichkeit“, das Editorial und das diesjährige Schwerpunktthema erscheinen in diesem Jahr erstmalig auch in der englischen Version!

Aus 140 Mitgliedszentren des Deutschen IVF-Registers e.V. (D·I·R)® konnten die Daten in dieses neue Jahrbuch einfließen. Deshalb und bereits an dieser Stelle:

Unser besonderer Dank gilt allen D·I·R-Mitgliedern, ihren Zentren, ihren Kolleginnen und Kollegen und ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, die mit großem Engagement, viel Mühe und Zeit auch dieses Jahrbuch 2021 des Deutschen IVF-Registers möglich gemacht haben!

Das D·I·R-Jahrbuch-Team freut sich, Ihnen im neuen D·I·R-Jahrbuch wieder neue und aktualisierte Sonderauswertungen sowie ein exzellentes Schwerpunktthema anbieten zu können:

Auch das D·I·R-Jahrbuch 2021 enthält in seiner deutschen Version zunächst die wichtigsten Zahlen der Jahre 2020 und 2021 im Überblick auf der Seite „Kurz und knapp“.

Fest etabliert hat sich mittlerweile der Bereich mit allgemeinverständlichen Informationen, Auswertungen und deren Kommentierungen als „Kurzüberblick der wichtigsten Ergebnisse für die Öffentlichkeit”. Neben den wichtigen Auswertungen „Schwangerschaftsraten und Schwangerschaftsverläufe“ in Abhängigkeit vom Alter der Frau und den der „kumulativen Schwangerschaftsraten“ nahmen wir auch in diesem Bereich und damit für betroffene Paare das Thema SET/DET/Mehrlingsschwangerschaften mit einer neuen und kommentierten Auswertung auf: „Single oder Double Embryo Transfer: Risiko Mehrlingsschwangerschaft! Unterschiede Frisch- zu Auftautransferzyklen: Einfrieren lohnt sich!“.

Das Editorial befasst sich umfassend mit den D·I·R-Jubiläen im Jahr 2022: 40 Jahre Deutsches IVF-Register und 25 Jahre elektronische Datenerfassung. Auszugs­weise finden Sie es auch hier vorstehend in diesen Gesellschaftsnachrichten.

Das wieder hochinteressante Schwerpunktthema beschäftigt sich in diesem Jahr einmal mehr und richtigerweise mit dem Thema „Ist „weniger“ wirklich immer „mehr“?“ Mit Dank an Prof. Jan-Steffen Krüssel als federführendem Autor wird dabei der Frage nachgegangen, die auch aus den Reihen der D·I·R-Mitglieder an uns herangetragen wurde:

Ergeben sich unter Umständen Unterschiede in der Nutzen-Risiko-Abwägung, wenn der Transfer von 2 Embryonen an Tag 2–3 mit dem Transfer von einem Embryo an Tag 5–6 verglichen wird?

Alle Standardauswertungen wurden in diesem Jahrbuch wie immer aktualisiert, manche überarbeitet oder erweitert. Ebenso wurden auch neue Standardauswertungen ergänzt, bspw. erstmalig eine kumulative Geburtenrate.

Das Deutsche IVF-Register (D·I·R) ist stolz auf nunmehr 363.940 geborene Kinder, deren dokumentierte Geburten es seit Einführung der elektronischen Erfassung im Jahr 1997 bis 2019 enthält und die es ohne die deutsche Reproduktionsmedizin wahrscheinlich nicht geben würde.

Last but not least freuen wir uns, dass auch in diesem Jahr die Auswertungen des FertiPROTEKT Netzwerk e.V. im D·I·R-Jahrbuch enthalten sind.

Unser Dank gilt den Unterstützungen durch die Firmen FERRING Arzneimittel GmbH, Kiel, GEDEON ­RICHTER PHARMA GmbH, Köln, Merck Health­care Ger­many GmbH, Weiterstadt, ­Theramex Germany GmbH, Berlin, ­CooperSurgical Fertility Solutions, Frankfurt am Main, und ORGANON Healthcare GmbH, München.

Die elektronischen Versionen der D·I·R-Jahrbücher finden Sie unter:

https://www.kup.at/journals/reproduktionsmedizin/dir-jahrbuch.html

https://www.kup.at/journals/reproduktionsmedizin/dir-annual.html

sowie unter

https://www.deutsches-ivf-register.de/jahrbuch.php

https://www.deutsches-ivf-register.de/jahrbuch-archiv.php

und

https://www.deutsches-ivf-register.de/ivf-international.php

Wer an der Präsentation des D·I·R-Jahrbuchs 2021 am 05.11.2022 nicht teilnahmen konnte oder dies noch einmal tun möchte, findet dazu eine weitere Gelegenheit:

Webcast am Mittwoch, dem 16.11.2022 von 14:00 Uhr bis 15:30 Uhr

Wer zwischenzeitlich noch nicht angemeldet ist, kann dies unter https://kinderwunsch3.fortbildungsserver.de/index.php tun.

D·I·R-Jahrbuch 2021 – Sonderausgabe für Paare

Auch in diesem Jahr erscheint wieder eine Sonderausgabe als Auszug aus dem großen Jahrbuch 2021 des Deutschen IVF-Registers (D·I·R)®. Sie richtet sich weiterhin an alle Paare mit einer ungewollten Kinderlosigkeit, an alle Paare, die aktuell in Kinderwunschbehandlung sind und auch allgemein an die interessierte Öffentlichkeit. In dieser Sonderausgabe haben wir die wichtigsten Eckdaten und aktuell wichtige Themen zusammengefasst und mit Erklärungen versehen.

Die letztjährige Premiere dieser Sonderausgabe ist mit weitem Abstand die Datei mit den meisten Downloads auf unserer Webseite!

Auch die diesjährige Sonderausgabe findet sich hier online: https://www.deutsches-ivf-register.de/jahrbuch.php

Wir danken allen Zentren und freuen uns über jedes Zentrum, das diese Sonderausgabe auch auf ihren jeweiligen Webseiten den Paaren und Patientinnen anbietet. Hierzu erfolgen nach Redaktionsschluss dieses JRE 5/2022 weitere Informationen, Rückfragen auch gerne an die unten genannte Korrespondenzadresse.

Korrespondenzadresse:

Markus Kimmel

Deutsches IVF-Register e.V. (D·I·R)®

Leiter Geschäftsstelle und Daten­management

E-Mail: geschaeftsstelle@deutsches-ivf-register.de


 
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