Nachruf Dr. med. Klaus Bühler Journal für Reproduktionsmedizin und Endokrinologie - Journal of Reproductive Medicine and Endocrinology 2023; 20 (2): 78-79 Volltext (PDF) Volltext (HTML) NachrufDr. med. Klaus Bühler (1950–2023)Die Vorstände des Deutschen IVF-Registers, des Bundesverbands Reproduktionsmedizinischer Zentren Deutschlands und des Dachverbandes Reproduktionsbiologie und -medizin trauern um ihren ehemaligen Vorstandsvorsitzenden, einen langjährigen Wegbegleiter und Freund Dr. med. Klaus Bühler. Er verstarb am 4. April 2023 im Alter von 72 Jahren. Nach seinem Studium der Humanmedizin in Heidelberg und seiner Facharztweiterbildung an der Universitäts-Frauenklinik Tübingen war er zunächst als Oberarzt in der Universitäts-Frauenklinik Essen tätig, bevor er sich der gynäkologischen Endokrinologie und Reproduktionsmedizin zuwandte. Seine Karriere führte ihn an verschiedene Wirkungsstätten in großen reproduktionsmedizinischen Zentren, unter anderem in Saarbrücken, Hamburg, Hannover-Langenhagen und Ulm/Stuttgart. Er war Mitglied verschiedener nationaler und internationaler Fachgesellschaften (u. a. DGGG, DGGEF, ASRM, ESHRE). Sein wissenschaftliches und klinisches Interesse galt vor allen Dingen der Diagnostik und Therapie der Endometriose, er war seit 1992 Mitglied im wissenschaftlichen Beirat der Stiftung Endometrioseforschung, seit 1999 Mitglied in deren Vorstand und bis zu seinem Tod Vorstandsvorsitzender. Von 2011–2013 und von 2015–2017 war Dr. Bühler Vorstandsvorsitzender des Dachverbandes Reproduktionsbiologie und -medizin (DVR), dem Zusammenschluss der 13 reproduktionsmedizinischen und -biologischen Fachgesellschaften Deutschlands. In dieser Funktion ist ihm die nicht immer leichte Aufgabe hervorragend gelungen, die Synergien dieser unterschiedlichen Fachrichtungen zu finden und für wissenschaftliche und politische Weiterentwicklung des gesamten Fachbereichs zu nutzen. Seine vielfältigen und engen internationalen Kontakte müssen hier als außerordentlich hilfreich bezeichnet werden. Klaus Bühler hat sich berufspolitisch außerordentlich fachkundig und engagiert um die Belange der reproduktionsmedizinischen Zentren in Deutschland gekümmert. Er war seit 1. Juli 1998 Mitglied des Bundesverbands Reproduktionsmedizinischer Zentren Deutschlands e.V. (BRZ), streitbar und unüberhörbar setzte er sich für die Ausgestaltung, die Anerkennung und korrekte Honorierung der sich so rasch entwickelnden Leistungen ein. Dabei verlor er aber auch nie die Interessen und Nöte der Patientenpaare aus den Augen. Neben diesem klinischen und berufspolitischen Engagement wird Dr. Bühler vor allen Dingen wegen seines überzeugten Eintretens für das Deutsche IVF-Register in Erinnerung bleiben. Seit 1996 im Vorstand des D·I·R, war Klaus Bühler ganz maßgeblich an der Entwicklung und dem Aufbau einer EDV-gestützten, prospektiven Datenerhebung beteiligt. Seine engen Verbindungen zum damals bereits existierenden und erfolgreich arbeitenden Register Frankreichs und dessen Vorsitzenden Jacques de Mouzon, die der polyglotte und das Französische perfekt beherrschende Klaus Bühler in die Aufbauarbeit des D·I·R einbrachte, waren außerordentlich wertvoll. 2007 wurde Klaus Bühler zum Vorstandsvorsitzenden des D·I·R gewählt. Als solcher hat er das Deutsche IVF-Register von 2007–2014 geleitet und ihm zu internationaler Bedeutung verholfen. Klaus Bühler war ein sehr erfolgreicher Diplomat und Netzwerker, auch zum Wohle des Deutschen IVF-Registers. In dieser Zeit musste er das D·I·R aber auch durch schwieriges Fahrwasser leiten. Die Vereinsgründung im Jahr 2008 hat er mitorganisiert und das D·I·R 2012–2013 durch eine große Umstrukturierung geführt, die es zudem mit Blick auf Daten, ihre Lieferungen und Auswertungen eigenständig und damit noch unabhängiger aufstellte. Klaus Bühler ist es in dieser schwierigen Umbruchphase gelungen, die reproduktionsmedizinischen Zentren auf „unser D·I·R“ einzuschwören und zu überzeugen, diese ureigen ärztlich motivierte Form der Qualitätssicherung in der Reproduktionsmedizin nicht nur weiterzuführen, sondern voranzutreiben. Er war ein durchaus streitbarer Geist und hat dabei stets die Eigenständigkeit und streng wissenschaftsbasierte Neutralität des D·I·R vehement verteidigt. Durch die unter seiner Ägide initiierte Erstellung des D·I·R-Jahrbuches auch in englischer Sprache wurde dessen internationale Präsenz weiter ausgebaut. Das Register und die Deutsche Reproduktionsmedizin sind ihm dafür von Herzen dankbar! Als leidenschaftlicher Opernliebhaber hat er in unserer Zusammenarbeit in den verschiedenen Gremien und Verbänden häufig die drei Knaben aus Mozarts Zauberflöte zitiert: „Sei standhaft, duldsam und verschwiegen! [...] Dann, Jüngling, wirst du männlich siegen!“ Dieses Zitat charakterisiert seine Arbeitsweise hervorragend. Wir haben seine Ehrlichkeit, Disziplin und Tatkraft schätzen gelernt und feststellen dürfen, dass er stets gemäß seiner Überzeugung gehandelt hat. Ein weiterer Satz wird uns in Erinnerung bleiben: Er begann die von ihm geleiteten Sitzungen häufig mit den Worten: „Liebe Kolleginnen, liebe Kollegen, liebe Freunde: Das Geheimnis des pünktlichen Endes ist der pünktliche Anfang!“ Sein eigenes Ende kam zu früh, er erlag am 4. April seiner schweren Erkrankung. Lieber Klaus, wir danken Dir und wir vermissen Dich. Unsere Gedanken sind bei Deiner Frau und Deiner ganzen Familie! Vorstand des Deutschen IVF-Registers e.V. (D·I·R) Dr. med. Ute Czeromin Dr. med. Andreas Tandler-Schneider Prof. Dr. med. Jan-Steffen Krüssel Prof. Dr. med. Ricardo Felberbaum ehem. Vorstandsvorsitzender des Deutschen IVF-Registers e.V. (D·I·R) (1997–2007) Vorstand des Bundesverbands Reproduktionsmedizinischer Zentren Deutschlands e.V. (BRZ) PD Dr. med. Ulrich A. Knuth RA Holger Eberlein Dr. med. Thilo Schill Dr. med. Andreas Ott Vorstandsvorsitzende des Dachverbands Reproduktionsbiologie und -medizin e.V. (DVR) Prof. Dr. med. Nicole Sänger Nachruf auf einen guten Freund Obituary for a good friend The family has lost a loving husband and father. We have lost a very dear friend. Women have lost a fighter for women’s health. International reproductive medicine has lost a great clinician and scientist. Foremost, however, Klaus was a man of culture. He was a skilled music lover and enjoyed sharing his experience and expertise in especially operas and concerts. He loved and enjoyed art. He valued good food and especially good wine. He was an educator and brilliant lecturer, sharing his knowledge with audiences all over the world. Most of all, however, Klaus was a “Mensch“, ready to help, to support whenever help and support was needed. He will be missed by all of us and remembered as a giant in his field. Prof. em. Bruno Lunenfeld, MD, PhD, FRCOG, FACOG (hons), POGS (hons) Nachdruck mit freundlicher Genehmigung aus: FRAUENARZT 64 (2023), Nr. 5, S. 334 |