Kazazi E et al. | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
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Antispermienantikörper beim Mann in der Kinderwunschbehandlung // Antisperm antibodies in male assisted reproductive treatment Journal für Reproduktionsmedizin und Endokrinologie - Journal of Reproductive Medicine and Endocrinology 2025; 22 (1): 6-15 Volltext (HTML) Summary Abbildungen
Keywords: Antispermienantikörper, ART, assistierte Reproduktionstechniken, ICSI, in vitro fertilisation, intrauterine Insemination, Intrazytoplasmatische Spermieninjektion, IUI, IVF, antisperm antibodies, assisted reproductive technology, in-vitro fertilization, intracytoplasmic sperm injection, intrauterine Insemination Antispermienantikörper beim Mann in der KinderwunschbehandlungE. Kazazi1,#, H. Reffelt1,#, S. Dieterle1,2, T. Trapphoff1 (Verantwortlicher Rubrikherausgeber: Prof. Dr. F.-M. Köhn) Eingelangt am: 04.10.2024, angenommen nach Revision am: 27.01.2025 Aus dem 1Kinderwunschzentrum Dortmund, 2Institut für gynäkologische Endokrinologie und Reproduktionsmedizin im Lehrstuhl Gynäkologie und Geburtshilfe der Universität Witten/Herdecke, Dortmund, Deutschland #Gleichwertige Erstautoren Korrespondenzadresse: Dr. rer. nat. Tom Trapphoff, Kinderwunschzentrum Dortmund, D-44135 Dortmund, Olpe 19, E-Mail: trapphoff@kinderwunschzentrum.org Kurzfassung: Antispermienantikörper (ASA) – Antikörper gegen körpereigene Spermien – können im Serum, Seminalplasma, aber auch direkt an Spermien gebunden nachgewiesen werden. Sie stehen in Verdacht, sich auf die Spermienmotilität, Kapazitation und Akrosomenreaktion auszuwirken. Ob und inwieweit Antispermienantikörper die Indikation und den Erfolg einer Kinderwunschbehandlung durch intrauterine Insemination (IUI), In-vitro-Fertilisation (IVF) oder intrazytoplasmatische Spermieninjektion (ICSI) beeinflussen, ist nicht vollständig geklärt und wird kontrovers diskutiert. Dieser narrative Review beschreibt die aktuelle Studienlage und die Bedeutung von ASA bei Kinderwunschbehandlungen. Insgesamt deuten Studien zur IUI bei Nachweis von ASA im Ejakulat auf eine niedrigere kumulative klinische Schwangerschaftsrate im Vergleich zu ASA-negativen Männern hin. Aufgrund methodischer Limitierungen ist jedoch keine abschließende Beurteilung möglich. Bei IVF zeigt die Mehrzahl der Studien keine signifikant niedrigere Schwangerschaftsrate bei Männern mit Antispermienantikörpern im Ejakulat gegenüber ASA-negativen Männern, so dass Antispermienantikörper im Ejakulat zusammengefasst keinen negativen Einfluss auf den Erfolg einer IVF aufweisen. In Bezug auf die Durchführung einer ICSI ist die Datenlage eindeutig: Antispermienantikörper im Ejakulat haben keinen Einfluss auf die Befruchtungs- und klinische Schwangerschaftsrate bei einer ICSI. Aufgrund der aktuellen Studienlage stellt der Nachweis von ASA im Ejakulat bei Männern keine Indikation für eine ICSI dar. Schlüsselwörter: Antispermienantikörper, intrauterine Insemination (IUI), in vitro Fertilisation (IVF), intrazytoplasmatische Spermieninjektion (ICSI), assistierte Reproduktionstechniken (ART) Abstract: Antisperm antibodies in male assisted reproductive treatment. Antisperm antibodies (ASA), autologous antibodies against sperm antigens, can be detected in serum, seminal plasma and also bound directly to sperms. They are suspected to affect sperm motility, capacitation and acrosome reaction. Whether and to what extent antisperm antibodies influence the indication and success of assisted reproductive technology (ART-) treatment is not fully understood and controversially discussed. This narrative review describes the current study situation and the significance of ASA in ART-treatments through intrauterine insemination (IUI), in-vitro fertilization (IVF) or intracytoplasmic sperm injection (ICSI). Overall, studies regarding IUI suggest a lower cumulative clinical pregnancy rate when ASA are present in the ejaculate compared to ASA-negative men. However, due to methodological limitations, no final assessment is possible. Regarding IVF, the pregnancy rate is not significantly lower when antisperm antibodies are present in the ejaculate compared to ASA-negative men in the majority of the studies, so that ASA in the ejaculate do not have an overall negative influence on the success of IVF. With regard to ICSI, the data situation is clear. Antisperm antibodies in the ejaculate have no influence on the fertilization and clinical pregnancy rate when compared to ASA-negative men. The detection of ASA in the ejaculate is not an indication for ICSI. J Reproduktionsmed Endokrinol 2025; 22 (1): 6–15. Keywords: antisperm antibodies, intrauterine insemination (IUI), in-vitro fertilization (IVF), intracytoplasmic sperm injection (ICSI), assisted reproductive technology (ART) Einleitung und HintergrundUnerfüllter Kinderwunsch wird durch verschiedene Faktoren beeinflusst. Neben einer eingeschränkten Spermienqualität und -quantität beim Mann können Antikörper gegen körpereigene Spermien, so genannte Antispermienantikörper (ASA), zu den Risikofaktoren für den unerfüllten Kinderwunsch zählen. Ob und inwieweit Antispermienantikörper die Auswahl und den Erfolg einer Kinderwunschbehandlung tatsächlich beeinflussen, ist nicht vollständig geklärt. ASA wurden vor 70 Jahren durch Wilson und Kollegen erstmals bei subfertilen Männern beschrieben [1]. Insbesondere seit der Etablierung von assistierten Reproduktionstechniken (ART) wurden zahlreiche Studien durchgeführt, die sich mit dem Einfluss von ASA auf unerfüllten Kinderwunsch und einer möglichen immunologischen männlichen Subfertilität beschäftigen. ASA stehen in Verdacht, die Spermienmotilität und Akrosomenreaktion, die Kapazitation und die Fähigkeit für eine Befruchtung der Eizelle zu limitieren [2, 3]. Daran anlehnend liegen Studien vor, die Einschränkungen für eine Kinderwunschbehandlung mittels einer intrauterinen Insemination (IUI), In-vitro-Fertilisation (IVF) oder intrazytoplasmatischen Spermieninjektion (ICSI) bei ASA-positiven Männern beschreiben [4–6]. Andere Autoren konnten hingegen keine Unterschiede zwischen ASA-positiven und ASA-negativen Männern nachweisen [7–9]. Demnach kann die gegenwärtige Studienlage als kontrovers bezeichnet werden, sodass Richtlinien zur Therapie, Diagnose und Behandlung bei der Präsenz von ASA nicht oder nur eingeschränkt verfügbar sind (z. B. ESHRE, ASRM, DGGG, WHO) [10–13]. Für Reproduktionsmediziner, Andrologen und Biologen stellt sich daher in der täglichen Routine die Frage, welche Optionen angeboten werden können. Anhand der Studienlage soll in diesem narrativen Review daher geprüft werden, ob und inwieweit das Vorhandensein von Antispermienantikörpern im Ejakulat oder Serum bei Männern den Erfolg einer ART beeinflusst. Ursachen und EffekteMeiotisch aktive und sich differenzierende männliche Keimzellen gehören zur Klasse der immunprivilegierten Zellen [14]. Um eine Exposition gegenüber dem körpereigenen Immunsystem zu verhindern, sind Spermien unter anderem in den Hodenkanälchen (Tubuli seminiferi) räumlich vom Hodengewebe und angrenzenden Blutgefäßen getrennt. Die physikalische Barriere wird durch enganliegende Sertoli-Zellen gebildet und als Blut-Hoden-Schranke (BHS) bezeichnet [15]. In den Nebenhoden wird die räumliche Trennung durch die Blut-Epididymis-Schranke (BES) mittels „tight junctions“ der Epithelzellen gewährleistet [16]. Zu den Mechanismen der testikulären Immunregulation gehört ebenfalls ein „Egress“ von meiotischen Keimzellantigenen ins Interstitium. Durch die Sezernierung werden spezialisierte T-Lymphozyten (Treg, CD4+/Foxp3+) reguliert, die an der systemischen Selbsttoleranz des Immunsystems beteiligt sind und so eine Immunantwort gegenüber männlichen Keimzellen unterdrücken können [16, 17]. Beeinträchtigungen oder Verletzungen der BHS oder BES können dazu führen, dass die Spermien vom Immunsystem erkannt werden und dadurch eine Autoimmunantwort ausgelöst wird [3, 14]. Die höchste Wahrscheinlichkeit für das Vorhandensein von ASA findet sich nach einer Vasektomie, aber auch nicht-iatrogene Obstruktionen, Infektionen oder Entzündungsprozesse des männlichen Reproduktionstraktes (z. B. Orchitis, Prostatitis, Epididymitis), Varikozelen, Kryptorchismus oder ein Leistenbruch sind mit der Bildung von ASA assoziiert [2, 18–23]. In den meisten Fällen ist die Ursache unbekannt [3]. Bei der Bildung von ASA ist aufgrund der engen Assoziation mit Obstruktionen der ableitenden Samenwege eine epididymale Beteiligung am wahrscheinlichsten. Eine Schädigung der Blut-Hoden-Schranke ist hingegen keine Notwendigkeit [24–26]. Die Prävalenz von ASA liegt zwischen 1 % und 2,5 % bei fertilen und zwischen 2 % und 20 % bei subfertilen Männern [2, 3, 18–20]. Antispermienantikörper können im Serum, Seminalplasma, aber auch direkt an Spermien gebunden im Ejakulat nachgewiesen werden. Zu unterscheiden sind hier die wesentlichen Isoformen der Immunglobuline IgA, IgG und IgM. Während IgG- und IgA-Antikörper primär im Ejakulat nachgewiesen werden können, sind IgM-Immunoglobuline hauptsächlich im Serum und selten im Ejakulat präsent. Insbesondere IgG und IgA, die direkt an Spermien gebunden sind, werden mit einer erhöhten klinischen Relevanz in Verbindung gebracht, wohingegen der Einfluss von IgM-Immunoglobulinen als gering angesehen werden kann [3, 10]. Darüber hinaus können die jeweiligen Immunoglobuline gegen eine Vielzahl von unterschiedlichen Epitopen auf der Spermienoberfläche (Kopfregion, Mittelstück oder Geißel) gerichtet sein [27, 28]. In der gegenwärtigen Literatur werden verschiedene Spermienantigene beschrieben, die an der Kapazitation, Akrosomenreaktion, Motilität oder der Interaktion zwischen Spermium und Eizelle beteiligt sind [3, 27, 28]. Es ist daher möglich, dass durch ASA maskierte Spermien in ihrer Funktionsweise und Befruchtungskapazität limitiert sein können [3]. Der Nachweis von membrangebundenen IgG- und/oder IgA-Antispermienantikörpern im Ejakulat kann insgesamt negativ mit der Spontanschwangerschaftsrate korrelieren, wobei höhere Konzentrationen von ASA den Effekt signifikant verstärken können [29]. ASA können zu einer Agglutination von Spermatozoen im Ejakulat führen. So können typische Kopf-an-Kopf-, Geißel-an-Geißel- oder gemischte Formen bei der Ejakulatanalyse beobachtet werden [10]. Obwohl die Präsenz von ASA im Ejakulat ohne den Nachweis einer eingeschränkten Spermienfunktionalität nicht per se als immunologische männliche Subfertilität anzusehen ist, ist eine Korrelation nicht auszuschließen [10]. Erst der Nachweis einer schwerwiegenden eingeschränkten Spermienfunktionalität erlaubt die Diagnosestellung einer autoimmunbedingten Subfertilität [10]. Obwohl heutzutage nur noch von geringer klinischer Relevanz, wird in der 6. Auflage des WHO-Handbuchs zur Untersuchung und Aufarbeitung des menschlichen Ejakulates weiterhin der Spermien-Mukus-Penetrationstest zum Nachweis einer eingeschränkten Spermienfunktionalität in Gegenwart von Antispermienantikörpern aufgeführt [10]. Als Alternative zum Spermien-Mukus-Penetrationstest in vitro kann hierbei der Postkoitaltest angesehen werden [30]. Insgesamt sind bei der Bewertung der klinischen Relevanz von Antispermienantikörpern bei Männern mehrere Faktoren wie Isotyp und Kombination der vorkommenden Immunoglobuline, ASA-Konzentration, Antikörper-Antigen-Reaktion oder das Vorkommen im Serum oder Ejakulat zu berücksichtigen. NachweismethodenIm aktuellen WHO-Handbuch zur Untersuchung und Aufarbeitung des menschlichen Ejakulates werden zwei Testverfahren zum Nachweis von ASA direkt auf Spermien und ein indirektes Testsystem zur Untersuchung von spermienfreien Flüssigkeiten (Serum, Seminalplasma oder zervikaler Mukus) beschrieben (Abbildung 1) [10]. Darüber hinaus können ASA mittels Enzyme-Linked Immunosorbent Assays (ELISA) oder wie kürzlich durch Xu und Kollegen beschrieben, durch Protein-Biochip Screeningsysteme im Serum nachgewiesen werden [5, 31]. Beide Verfahren sind im klinischen Alltag aber von geringer Relevanz und werden in der klinisch-andrologischen Diagnostik als weniger aussagekräftig angesehen [3, 27]. Im aktuellen WHO-Handbuch wird der Nachweis von Antispermienantikörpern nicht mehr als Standardverfahren bei der Ejakulatanalyse aufgeführt, sondern zur Kategorie der „extended examinations“ gezählt [10]. Zu den direkten Testverfahren zählen der „mixed antiglobulin reaction“- (MAR) und der Immunobead- (IB) Test. Während bei dem IB-Test gewaschene Spermien zur Analyse verwendet werden, wird der MAR-Test mit einer frischen Samenprobe durchgeführt. Hintergrund beider Testverfahren ist eine Interaktion von ASA auf den Spermien mit Immunoglobulin-dotierten Partikeln. Eine Agglutination zwischen motilen Spermien und Partikeln dient in beiden Verfahren als Nachweis von IgG- oder IgA-Antikörpern auf der Spermienoberfläche, wobei der Anteil an beweglichen Spermien, die an Immunoglobulin-dotierte Partikel gebunden sind, mikroskopisch erfasst wird und ein Maß für die Präsenz von ASA liefert. Die aktuelle Ausgabe des WHO-Handbuchs verzichtet im Vergleich zur Vorversion auf die Definition eines Grenzwertes, obwohl weiterhin eine mögliche Beeinträchtigung der Funktionalität und Befruchtungskapazität bei einer Agglutination von ? 50 % der motilen Spermien aufgeführt wird, wobei andere Autoren deutlich höhere Grenzwerte (bis zu 100 % Agglutination der motilen Spermien) als klinisch relevant anführen [10, 27]. Gemäß WHO-Handbuch sind bei MAR-Testsystemen Latexpartikel mit humanen IgG- oder IgA-Immunglobulinen dotiert [10]. Eine Interaktion und somit Agglutination zwischen Antispermienantikörpern auf den Spermien und den Latexpartikeln erfolgt durch die Zugabe eines Verbindungsmoleküls (monospezifische humane Anti-IgG- oder -IgA-Antikörper). Die Bildung von Agglutinaten erfolgt daher zwischen Spermien, Verbindungsmolekül und Latexpartikel. Da beim MAR-Test natives Ejakulat eingesetzt wird, können interagierende Bestandteile des Seminalplasmas die Testsensitivität beeinträchtigen [3]. Jedoch ist der MAR-Test schnell und einfach in der Anwendung, kostengünstig und daher leicht im klinischen Alltag anzuwenden. Beim IB-Test werden Cyanogenbromid-aktivierte Sepharosepartikel oder Latexpartikel mit Antikörpern gegen humane IgG- oder IgA-Immunoglobuline dotiert. Eine Agglutination zwischen Antispermienantikörpern auf der Spermienoberfläche und den Partikeln erfolgt hierbei ohne Zwischenmolekül. Obwohl die direkten Testsysteme auf einem vergleichbaren Wirkprinzip beruhen, stimmen die Ergebnisse in Vergleichsstudien zwischen beiden Testverfahren nicht immer überein [3, 32–34]. Unabhängig vom eingesetzten Test können nicht-progressiv motile Spermien in unmittelbarer Nähe zu den Partikeln oder ausschließlich an die Geißel gebundene Partikel bei fehlerhafter Interpretation zu falsch-positiven Werten führen. Darüber hinaus setzen beide Testsysteme motile Spermien zur Analyse voraus, sodass bei Männern mit Asthenozoospermie keine Bestimmung möglich sein kann. Laut WHO-Handbuch können hierfür indirekte Testsysteme im Seminalplasma oder Blut verwendet werden [10]. Beim indirekten Testverfahren werden spermienfreie und hitzeinaktivierte Flüssigkeiten (z. B. Seminalplasma oder Blutserum) auf die Präsenz von Antispermienantikörpern untersucht. Hierbei werden antikörperfreie Spendersamen mit der aufbereiteten Körperflüssigkeit inkubiert und anschließend durch einen klassischen Direkttest untersucht und interpretiert. Sofern sich ASA in der Körperflüssigkeit befinden, binden diese an die Epitope der Spendersamen und eine Agglutination mit den Trägerpartikeln erfolgt analog zum Direkttest. Auch hier zeigen Vergleichsstudien zwischen den direkten und indirekten Testverfahren nicht immer übereinstimmende Ergebnisse für den ASA-Nachweis. Zudem wird durchaus kontrovers über die Relevanz der ASA-Testung im Serum im Vergleich zum Ejakulat und die klinische Bedeutung diskutiert [3, 35]. Ebenfalls auf spermienfreien Körperflüssigkeiten beruht die Analyse durch den ELISA. Hierbei induzieren ASA in der Körperflüssigkeit einen messbaren Farbumschlag in vitro – meist durch eine Tetramethylbenzidin-Peroxidase-Reaktion. StudienlageIUI bei ASAOb und inwieweit das Vorhandensein von Antispermienantikörpern (auch von unterschiedlichen Ig-Isotypen) die Wahrscheinlichkeit auf eine erfolgreiche IUI beeinflusst, wurde nur in wenigen Arbeiten beschrieben (siehe Tabelle 1). In einer retrospektiven Studie von Barbonetti und Kollegen wurden 84 Paare mit unerfülltem Kinderwunsch ohne weibliche Sterilitätsfaktoren und dem Nachweis von ASA im Ejakulat über einem Follow-up-Zeitraum von drei bis 27 Jahren untersucht [36]. Der Nachweis von IgG-ASA im Ejakulat erfolgte durch den MAR-Test, wobei die Paare in zwei Gruppen unterteilt wurden: Männer, bei denen 100 % der motilen Spermien im MAR-Test agglutinierten (n = 44) und Männer, bei denen zwischen 50 und 99 % der motilen Spermien an Immunoglobulin-dotierte Latexpartikel gebunden haben (n = 40). Ohne Kinderwunschbehandlung war die natürliche kumulative Lebendgeburtenrate zwischen beiden Gruppen signifikant unterschiedlich (100 %-positiver MAR-Test: 4,5 %, 50–99 %-positiver MAR-Test: 30 %). Bei 79,5 % (100 %-positiver MAR-Test) und 32,5 % (50–99 %-positiver MAR-Test) lag zudem ein negativer Postkoitaltest (PCT) vor. Bei 38 Paaren (100 %-positiver MAR-Test) und 26 Paaren (50–99 %-positiver MAR-Test) wurden zwischen einer und sechs IUI durchgeführt, wobei pro Behandlung mindestens eine Millionen motile Spermien nach Aufbereitung verwendet wurden. Die kumulative Lebendgeburtenrate pro Paar nach IUI war hierbei nicht signifikant unterschiedlich zwischen beiden Gruppen und lag bei 36,8 % (100 % ASA) und 26,9 % (50–99 % ASA) [36]. Die Autoren kommen zu dem Schluss, dass ein intermediärer Anteil von ASA-positiven Spermien (50–99 % ASA) lediglich einen Faktor für den unerfüllten Kinderwunsch darstellen kann und die kumulativen Lebendgeburtenraten zwischen natürlicher Konzeption und ART vergleichbar sind. Für Paare, bei denen 100 % der motilen Spermien im MAR-Test gebunden haben, können ASA (zusammen mit einem eingeschränkten PC-Test) als Hauptgrund für den unerfüllten Kinderwunsch angesehen werden, wobei die IUI eine erfolgversprechende Therapie darstellen kann. Unterschiede für den Erfolg einer IUI bei der intermediären ASA-Präsenz im Vergleich zu einer hohen ASA-Präsenz wurden nicht beschrieben. Angaben zu ASA-negativen Männern lagen in dieser Studie allerdings nicht vor. Studien aus den frühen 1990er zeigen erniedrigte kumulative Schwangerschaftsraten bei ASA-positiven im Vergleich zu ASA-negativen Männern [6, 37]. Van Weert et al. konnten die Ergebnisse in einer jüngeren Studie aus dem Jahr 2005 bestätigen [38]. Bei 33 ASA-positiven Männern mit insgesamt 102 IUI-Zyklen wurde eine signifikant niedrigere kumulative klinische Schwangerschaftsrate im Vergleich zur Kontrollgruppe mit 204 IUI-Zyklen beschrieben (28 % vs. 34 %). Die Analyse erfolgte durch den MAR-Test, als ASA-Grenzwert wurde ein Schwellenwert von > 10 % angewandt. Eingeschlossen wurde in dieser Studie IUI aufgrund männlicher Subfertilität, wobei mindestens ein Spermienparameter (Spermienkonzentration, Motilität und/oder Morphologie) nicht den gültigen WHO-Kriterien entsprach. In einem Vorhersagemodell kommen die Autoren zu dem Schluss, dass ASA zu den Faktoren gehören, die den Erfolg einer IUI einschränken können, wobei eine Korrelation zwischen höheren Prozentsätzen von ASA-gebunden Spermien und dem IUI-Ausgang nicht gezeigt werden konnte [38]. In einer prospektiven Studie aus dem Jahr 1997 durch Ombelet et al. wurden 29 Paare mit unerfülltem Kinderwunsch ohne weibliche Sterilitätsfaktoren und dem Nachweis von ASA (IgG und/oder IgA) im Ejakulat untersucht [39]. Bei 14 Paaren wurden IUI und bei 15 Paaren direkt eine IVF durchgeführt, wobei die Anteile an Männern mit Spermienkonzentrationen unter 20 Millionen Spermien pro ml bzw. Asthenozoospermie oder Einschränkungen der Morphologie in beiden Gruppen gleich verteilt war. Obwohl die kumulative Geburtenrate bei der IVF höher war (93,3 %), lag die kumulative Geburtenrate bei drei durchgeführten IUI bei 64,3 %. Die Autoren merken zwar die insgesamt ungewöhnlich hohe kumulative Geburtenrate an, kommen aber zu dem Schluss, dass IUI, insbesondere durch ein effektives Kosten-Nutzen-Verhältnis, eine geeignete Therapie bei ASA-positiven Männern darstellen kann [39]. Unterschiede für verschiedene Klassen von Immunoglobulinen wurden nicht beschreiben. Insgesamt weisen die existierenden Studien zur IUI bei vorhandenen ASA im Ejakulat eine geringe Fallzahl und zudem methodische Limitierungen (z. B. fehlende Negativkontrollen) auf. Auf Basis der vorhandenen Studien lässt sich keine abschließende Empfehlung oder Ablehnung einer IUI als Therapie bei vorhandenen ASA ableiten. IVF bei ASADer Einfluss von Antispermienantikörpern im Ejakulat oder Serum auf den Erfolg einer IVF wurde durch mehrere Studien mit teilweise kontroversen Ergebnissen untersucht (siehe Tabelle 2). In einer Studie von Lu et al. wurden insgesamt 399 IVF aufgrund von weiblichen Sterilitätsfaktoren bei 39 ASA-positiven Männern mit 360 ASA-negativen Männern verglichen [5]. Der Nachweis von ASA bei Männern erfolgte in der prospektiven Studie im Serum durch den ELISA-Test, die Spermienaufbereitung wurde mittels Dichtegradientaufbereitung durchgeführt. Insgesamt wurden bei einer IVF mit ASA-positiven Männern eine niedrigere Anzahl an fertilisierten Eizellen (41,7 % vs. 54,8 %), eine signifikant niedrigere Anzahl von gut entwickelten Embryonen (18,9 % vs. 35,2 %), eine erniedrigte klinische Schwangerschaftsrate (38,5 % vs. 61,1 %) und eine insgesamt niedrigere Lebendgeburtenrate (20,5 % vs. 42,5 %) im Vergleich zu IVF mit ASA-negativen Männern beschrieben. Zu einem vergleichbaren Effekt kommt die retrospektive Studie von Vazquez-Levin et al. [40]. Auch hier wurde eine reduzierte Fertilisationsrate bei der Präsenz von ASA im Ejakulat beschrieben, wohingegen die Implantationsrate und klinische Schwangerschaftsrate tendenziell, aber nicht signifikant erniedrigt war. Insgesamt wurden in diese Studie aber lediglich 16 Männer aufgenommen, davon sieben Männer mit Antispermienantikörpern im Ejakulat. Als Grenzwert wurde ein ASA-Wert > 20 % durch den MAR-Test mit dem Nachweis von IgG-Immunoglobulinen festgelegt. Die Spermienaufbereitung erfolgte mittels Dichtegradientaufbereitung und als Einschlusskriterien für die IVF wurden nur Paare ohne männliche Sterilitätsfaktoren aufgenommen. Übereinstimmend konnten Clarke und Kollegen einen signifikant negativen Einfluss auf die Fertilisationsrate zeigen, wenn ? 80 % der motilen Spermien mit ASA besetzt waren. Als Kontrollgruppe wurden IVF ohne den Nachweis von ASA herangezogen (39 % vs. 52 %) [41]. In der Gruppe, bei denen 20–79 % der Spermien zu einer Agglutination im IB-Test mit dem Nachweis von IgA-Immunoglobulinen geführt haben, lagen keine Unterschiede bezogen auf die Fertilisationsrate im Vergleich zu einer IVF mit ASA-negativen Männern vor. Interessanterweise führt die intermediäre Präsenz von ASA (20–79 % ASA) jedoch zu einer signifikant erhöhten Implantationsrate im Vergleich zur Kontrollgruppe und Männern mit hoher ASA-Präsenz in dieser retrospektiven Studie. Die Autoren merken an, dass die erhöhte Implantationsrate möglicherweise auf einer weiblichen Immunantwort gegenüber den paternalen Antigenen beruhen kann. Angaben zur Spermienaufbereitung oder Einschlusskriterien für die IVF lagen nicht vor. Gleiche Resultate bezogen auf eine signifikant niedrigere Fertilisationsrate und eine leicht, aber nicht signifikant erniedrigte klinische Schwangerschaftsrate wurden in einer frühen Studie von Acosta et al. bei IVF mit ASA-positiven Männern im Vergleich zu ASA-negativen Männern beschrieben [42]. Als Einschlusskriterium wurden ASA-positive Männer nach dem IB-Test und entsprechende Kontrollgruppen mit korrespondierenden weiblichen und männlichen klinischen Parametern ohne ASA-Nachweis im Ejakulat ausgewählt. Die Autoren zeigen zudem, dass eine eingeschränkte Spermienmorphologie den negativen Einfluss von ASA weiter begünstigen kann. Kein Unterschied bezogen auf die Fertilisationsrate (71,5 % vs. 73,2 %) oder klinische Schwangerschaftsrate (28,6 % vs. 28,9 %) wurde in einer prospektiven Studie von Vujisic et al. bei 14 ASA-positiven (> 20 % ASA) und 38 schwach ASA-positiven (< 20 % ASA) Männern mit normalen Spermienparametern gezeigt [7]. Der ASA-Nachweis im Ejakulat erfolgte durch den MAR-Test, wobei zum einen die Grenzwerte für ASA-positive Männer unscharf definiert waren und eine Kontrollgruppe ohne einen ASA-Nachweis gar nicht eingeschlossen wurde. Ebenfalls keine Einschränkungen bezogen auf die Fertilisations- und klinischen Schwangerschaftsraten wurden in einer Studie von Sukcharoen und Keith bei 11 ASA-positiven und 149 ASA-negativen Männern nach dem IB-Test im Ejakulat aufgezeigt [43]. Die Autoren zeigen zudem, dass der ASA-Prozentsatz, die Region der ASA-Bindung an Spermien und unterschiedliche Isotypen der Immunoglobuline keinen Effekt auf den Ausgang der IVF ausüben. Zum gleichen Resultat kam die Studie von Pagidas et al. [44]. Ein negativer Effekt von ASA im Ejakulat auf die klinische Schwangerschafts- und Befruchtungsrate konnte bei 16 ASA-positiven Männern im Vergleich zu 312 Männern der Kontrollgruppe mittels IB-Test nicht gezeigt werden. Eingeschlossen wurden in diese Studie Männer mit Normozoospermie gemäß WHO-Kriterien, die Spermienaufbereitung erfolgte über einen Percollgradienten. Übereinstimmend zu Sukcharoen und Keith [43] konnte gezeigt werden, dass die verschiedenen Ig-Isotypen IgG und IgA und auch unterschiedliche ASA-Grenzwerte keinen Effekt auf den Erfolg einer IVF ausüben. In einer großen retrospektiven Studie (ASA-neg. n = 4132 und ASA-pos. N = 159) von Trapphoff und Kollegen wurde beschrieben, dass die Befruchtungsrate und die klinische Schwangerschaftsrate nicht durch die Präsenz von ASA im Ejakulat eingeschränkt wird [45]. Erstaunlicherweise war die klinische Schwangerschaftsrate bei einer IVF mit ASA-positiven Männern im Vergleich zur Kontrollgruppe ohne ASA-Nachweis im Ejakulat sogar signifikant erhöht (46,5 % vs. 38,7 %). Für die Analyse wurde hierbei der MAR-Test mit dem Nachweis von IgG-Immunoglobulinen verwendet, als Grenzwert wurde ein ASA-Prozentsatz von ? 50 % angewandt. Eingeschlossen wurden Männer mit Normozoospermie oder milder Oligozoospermie bzw. Asthenozoospermie. Die Autoren kommen zu dem Schluss, dass das Vorhandensein von ASA im Ejakulat die Erfolgsraten bei einer IVF nicht negativ beeinträchtigt. Insgesamt gibt es Hinweise für einen negativen Effekt von ASA im Ejakulat oder Serum auf den Erfolg einer In-vitro-Fertilisation, jedoch wurden diese Effekte meist in Studien mit kleinen Fallzahlen gezeigt. Insbesondere Daten für den Nachweis von ASA im Serum mittels ELISA sind wegen der geringen klinisch-andrologischen Aussagekraft kritisch einzuordnen. Die Mehrzahl der Studien konnte hingegen keinen negativen Einfluss von Antispermienantikörpern im Ejakulat auf den Ausgang einer IVF im Vergleich zu ASA-negativen Männern zeigen. Aufgrund unterschiedlicher Designs (z. B. ASA-Grenzwerte) sind die Studien nicht direkt miteinander vergleichbar. Möglicherweise können auch eingesetzte ASA-Testsysteme, untersuchte Ig-Isotypen, variable Grenzwerte oder unterschiedliche Techniken zur Spermienaufbereitung die kontroversen Effekte erklären. Frühe Studien haben beispielsweise gezeigt, dass eine schnelle Verdünnung des Ejakulates mit Medium oder Pufferlösung, gefolgt von Waschschritten, den Anteil an gebundenen ASA reduzieren und so einen positiven Effekt auf die Anzahl an motilen Spermien haben kann, einhergehend mit einer höheren Befruchtungsrate nach IVF [46, 47]. Auch die Verwendung eines Dichtegradienten zur Spermienpräparation kann die Präsenz von ASA nach der Aufbereitung reduzieren [48]. Es liegen jedoch kaum Daten vor, die den Effekt der Spermienaufbereitung auf den Erfolg einer ART systematisch beschreiben. Insgesamt wurde in einer Meta-Analyse von Zini und Kollegen gezeigt, dass ASA im Ejakulat keinen Einfluss auf das Ergebnis einer IVF aufweisen – inklusive einer Subgruppenanalyse mit einem ASA-Grenzwert von ? 50 %. Höhere Grenzwerte (> 80 %) wurden nicht untersucht, wären aber durchaus von Interesse [49]. ICSI bei ASAPotentielle Störungen der Spermienfunktionalität (z. B. Akrosomenreaktion, Motilität) durch an Spermien gebundene ASA könnten mittels einer ICSI umgangen werden. Ob und inwieweit die Präsenz von Antispermienantikörpern die Wahrscheinlichkeit auf eine erfolgreiche ICSI bei ASA-positiven Männern mit Normozoospermie oder eingeschränkten Spermienparamatern beeinflusst, wurde in der aktuellen Literatur durch mehrere Studien untersucht und die Datenlage stellt sich deutlich homogener dar (Tabelle 3). Lediglich in der retrospektiven Studie von Nagy et al. wurde eine signifikant veränderte Fertilisationsrate bei ASA-positiven Männern im Vergleich zu ASA-negativen Männern bei einer ICSI beschrieben [50]. Erstaunlicherweise war diese in der Studiengruppe nicht erniedrigt, sondern signifikant erhöht (75,7 % vs. 69,2 %). In 55 ICSI-Zyklen mit 37 ASA-positiven Männern und 1767 ICSI-Zyklen mit ASA-negativen Männern lagen keine Unterschiede bezogen auf die Embryonalentwicklung und klinische Schwangerschaftsrate vor. Zudem konnten keine Unterschiede in einer Subgruppenanalyse für unterschiedliche Ig-Isotypen oder bei einem ASA-Grenzwert von 100 % festgestellt werden. Angewandt wurden der MAR- und IB-Test im Ejakulat, als Grenzwert für den Nachweis von ASA wurde ein Schwellenwert von ? 80 % herangezogen. Die Aufbereitung für die ICSI erfolgte über einen Percollgradienten. Eingeschlossen wurden in diese Studie Paare, bei denen es entweder zu einem Fertilisationsversagen oder niedrigen Befruchtungsraten in einer vorangegangen IVF kam, oder Paare, bei denen schwere männliche Sterilitätsfaktoren (z. B. eingeschränkte Spermienkonzentration oder Motilität) vorgelegen haben. In zwei retrospektiven Studien von Mercan und Kollegen und Esteves et al. sowie einer prospektiven Studie von Lu et al. wurden keine Unterschiede für die Befruchtungsrate, Embryonalentwicklung und klinische Schwangerschaftsrate beschrieben [5, 51, 52]. Als Nachweisverfahren wurden der ELISA-Test im Serum bei Männern und der MAR- und/oder IB-Test im Ejakulat eingesetzt, wobei die Schwellenwerte für das Vorhandensein von IgG- und/oder IgG-Antispermienantikörpern je nach Studie zwischen 30 % und 50 % bzw. 75 IU für den ELISA-Test lagen. Eingeschlossen wurden je nach Studie zwischen 155 und 1235 ICSI. In der Studie von Mercan et al. wurde zudem der Einfluss von unterschiedlichen ASA-Grenzwerten im Ejakulat untersucht (0–10 % ASA, 11–20 % ASA, 21–50 % ASA und 51–100 % ASA), wobei die eingeschlossenen Männer für die ICSI entweder eine Normozoospermie oder Oligozoospermie (weniger als 1 × 10? motile Gesamtspermien nach Aufbereitung) bzw. Asthenozoospermie aufgewiesen haben und das Ejakulat mittels Dichtegradient aufbereitet wurde. Auch in der Subgruppenanalyse konnten keine Unterschiede für die Befruchtungsrate, Embryonalentwicklung und klinische Schwangerschaftsrate festgestellt werden, sodass die Autoren zu dem Schluss kommen, dass die ICSI nicht durch an Spermien gebundene ASA beeinflusst wird. In einer prospektiven Studie von Check und Kollegen wurden ebenfalls unterschiedliche Grenzwerte für ASA im Ejakulat bei ASA-positiven Männern nach einer ICSI untersucht [9]. Hierbei wurden nicht oder schwach ASA-positive Männer (0–49 %; n = 67), ASA-positive Männer (50–79 %; n = 6) und stark ASA-positive Männer (80–100 %; n = 20) verglichen. So konnten übereinstimmende Fertilisations-, klinische Schwangerschafts-, Implantations- und Abortraten in allen Gruppen festgestellt werden [9]. In der retrospektiven Studie von Clarke et al. wurde zudem die Präsenz von unterschiedlichen Ig-Isoformen im Ejakulat bewertet (IgA ? 80 % und IgG ? 80 %/IgA < 80 %) [53]. Die Spermienaufbereitung von frischen oder zuvor kryokonservierten Spermien erfolgte hierbei entweder durch ein Swim-up-Verfahren und/oder einen Percollgradienten. Für die Studiengruppe wurden Männer eingeschlossen, die in der Mehrzahl normale Spermienparameter aufgewiesen haben, in die Kontrollgruppe wurden jedoch Männer ohne ASA-Nachweis und eingeschränktem Spermiogramm eingeschlossen. Insgesamt wurden 140 ASA-negative Männern und 20 (IgA ? 80 %) bzw. 19 (IgG ? 80 %/IgA < 80 %) Männer mit ASA im Ejakulat verglichen. Unterschiede für die Befruchtungsrate und klinische Schwangerschaftsrate zwischen allen Gruppen wurden nicht festgestellt, auch wenn der Anteil an irregulär befruchteten Eizellen (1PN und 3PN) in der Kontrollgruppe im Vergleich zu den Studiengruppen signifikant erhöht war. Die Autoren schlussfolgern, dass die ICSI eine effektive Behandlungsmöglichkeit bei der Präsenz von ASA im Ejakulat darstellt und dass unterschiedliche Ig-Isotypen ohne klinische Relevanz sind. Lähteemäki et al. publizierten 1995 eine erste Studie zu Antispermienantikörpern und ICSI [4]. Bei 29 ASA-positiven Männern und 20 Männer ohne Nachweis von ASA im Ejakulat wurden keine signifikanten Unterschiede zwischen der Befruchtungsrate und klinischen Schwangerschaftsrate beschrieben. Allerdings war die Embryonalentwicklung und Abortrate im ersten Trimester bei ASA-positiven Männern (38 %) im Vergleich zu ASA-negativen Männer (0 %) signifikant erhöht [4]. Auch wenn andere Studien die erhöhten Abortraten bei ASA-positiven Männern nicht bestätigen konnten, können negative Effekte nach der Befruchtung und Implantation nicht ausgeschlossen werden. Insgesamt weist die Studienlage beim Nachweis von ASA im Ejakulat oder Serum und dem Erfolg einer ICSI auf folgendes hin: Limitierungen (z. B. Abortrate) wurden nur vereinzelt beschrieben, Unterschiede zwischen der Fertilisationsrate und klinischen Schwangerschaftsrate liegen beim Nachweis von ASA im Ejakulat bei Männern mit Normozoospermie bzw. eingeschränktem Spermiogramm nicht vor. Auch wurden unterschiedliche ASA-Grenzwerte, verschiedene Verfahren zur Aufbereitung und Immunoglobulin-Klassen differenziert betrachtet. Nachteile auf den Ausgang einer ICSI wurden nicht beschrieben. Limitierend ist jedoch die geringe Fallzahl in den vorhandenen Studien und Teststärke. In einer Meta-Analyse von Zini und Kollegen wurden keine Vor- oder Nachteile einer ICSI bezogen auf die Befruchtungs- und Schwangerschaftsrate in Gegenwart von Antispermienantikörpern (inklusive einer Subgruppenanalyse mit Grenzwerten ab 50 % ASA) im Ejakulat beschrieben[49]. Die Odds Ratio für die Schwangerschaftsrate betrug 1,0 (95 % CI: 0,72–1,38) im Vergleich zu ASA-negativen Männern. IVF vs. ICSI bei ASAOb und inwieweit eine ICSI gegenüber einer IVF bei ASA-positiven Männern Vor- oder Nachteile in Bezug auf den Ausgang einer Kinderwunschbehandlung aufweist, wurde in zwei Studien beschrieben (Tabelle 4). In einer prospektiven Studie von Lu et al. wurde gezeigt, dass die klinische Schwangerschafts- und Lebendgeburtenrate bei ASA-positiven Männern mit einer IVF (38,5 % und 20,5 %; n = 39) im Vergleich zu ASA-positiven Männern mit einer ICSI (52,6 % und 47,7 %; n = 19) leicht, aber nicht signifikant erniedrigt war [5]. Hierbei wurde allerdings keine kontrollierte randomisierte Studie durchgeführt und die Einschlusskriterien für eine IVF bzw. ICSI waren unterschiedlich. Während für die IVF Paare mit weiblichen Sterilitätsfaktoren und normalen Spermienparametern gemäß WHO eingeschlossen worden sind, war das Einschlusskriterium für eine ICSI eine Oligozoospermie mit einer Konzentration von weniger als 1,000.000 Spermien nach Dichtegradientaufbereitung. Der Nachweis von ASA bei Männern erfolgte in der prospektiven Studie im Serum durch den ELISA-Test. Zu einem ähnlichen Ergebnis kommt die Studie von Zini et al. [8]. Auch hier wurde die klinische Schwangerschaftsrate für den Vergleich zwischen IVF und ICSI bei ASA-positiven Männern miteinander verglichen. Als Testsystem wurde in dieser retrospektiven Studie der MAR-Test im Ejakulat mit einem Grenzwert von 50 % angewandt, die Spermienaufbereitung erfolgte durch einen Dichtegradienten. Bei 106 IVF-Zyklen und 145 ICSI-Zyklen war die klinische Schwangerschaftsrate mit 55,7 % und 46,9 % nicht signifikant unterschiedlich [54]. Übereinstimmend zu Lu et al. wurde ebenfalls kein kontrolliertes randomisiertes Studiendesign angewandt und signifikante Unterschiede, bezogen auf die Spermienkonzentration, Motilität und Morphologie zwischen der IVF- und ICSI-Gruppe, waren präsent. Alle Paare wiesen mindestens eine einjährige Historie von unerfülltem Kinderwunsch auf, wobei als Ausschlusskriterien ein erhöhtes maternales Alter > 39 Jahren und Männer mit kompletter Asthenozoospermie aufgeführt wurden. Die Autoren kommen zu dem Schluss, dass ASA im Ejakulat nicht mit dem Erfolg einer Kinderwunschbehandlung nach IVF oder ICSI assoziiert sind. Insgesamt können keine signifikanten Vor- oder Nachteile einer ICSI gegenüber einer IVF bei Männern mit Antispermienantikörpern im Ejakulat oder Serum auf den Ausgang einer Kinderwunschbehandlung ausgemacht werden. Als Limitierung können unterschiedliche Einschlusskriterien (z. B. Normozoospermie vs. Oligozoospermie) für die IVF oder ICSI in den vorliegenden Studien angesehen werden. Für den direkten Vergleich zwischen IVF und ICSI wären prospektive, randomisierte, kontrollierte Studien mit ausreichender Teststärke und einheitlichen Einschlusskriterien notwendig, um mögliche Vorteile einer ICSI gegenüber einer In-vitro-Fertilisation bei ASA-positiven Männern auf den Erfolg einer ART zu identifizieren. Aufgrund der aktuellen Studienlage ist die ICSI bei ASA-positiven Männern mit dem ASA-Nachweis im Ejakulat oder Serum mit Normozoospermie oder milder Oligozoospermie bzw. Asthenozoospermie jedoch nicht indiziert. Kritische DiskussionDie Bedeutung von Antispermienantikörpern beim Mann bei unerfülltem Kinderwunsch wird kontrovers diskutiert. In diesem narrativen Review wurden die aktuelle Studienlage und der Einfluss von ASA im Ejakulat oder Serum auf den Erfolg einer Kinderwunschbehandlung beschrieben. Insgesamt zeigen die existierenden Studien zur IUI bei ASA im Ejakulat zwar einige Nachteile hinsichtlich der klinischen Schwangerschaftsrate im Vergleich zu ASA-negativen Männern auf, allerdings weisen die Studien eine geringe Fallzahl und methodische Limitierungen (z. B. keine Negativkontrollen) auf. Auf Basis der vorhandenen Studien lässt sich keine abschließende Beurteilung einer IUI bei Nachweis von ASA ableiten. Obwohl es in der Literatur Hinweise für einen negativen Effekt von ASA im Ejakulat oder Serum auf den Erfolg einer IVF hinsichtlich einer niedrigeren Befruchtungs- und klinischen Schwangerschaftsrate gibt, ist die Schwangerschaftsrate in der Mehrzahl der Studien nicht signifikant niedriger. Die kontroverse Datenlage kann durch Studien mit geringen Fallzahlen, unterschiedlichen Techniken zur Spermienaufbereitung, Nachweisverfahren und untersuchten Ig-Isotypen oder variablen ASA-Grenzwerten erklärt werden. Für die Durchführung einer ICSI bei ASA-positiven Männern ist die Datenlage im Vergleich zu Männern ohne ASA-Nachweis im Serum oder Ejakulat eindeutig. Bezogen auf die Fertilisation und den Ausgang der ART bestehen bei ASA-positiven Männern mit Normozoospermie oder eingeschränkten Spermienparametern keine Einschränkungen im Vergleich zu Männern ohne ASA im Ejakulat oder Serum. Nachteile während der Embryonalentwicklung oder Implantation wurden nur vereinzelt beschrieben. Verschiedene ASA-Grenzwerte und die Präsenz von unterschiedlichen Ig-Isotypen wurden differenziert untersucht. Einschränkungen wurden ebenfalls nicht beschrieben. Antispermienantikörper im Ejakulat oder Serum haben keinen Einfluss auf die Ergebnisse einer ICSI. Ob und inwieweit eine ICSI gegenüber einer IVF bei ASA-positiven Männern Vor- oder Nachteile auf den Ausgang einer Kinderwunschbehandlung aufweist, wurde nur in wenigen Studien mit einigen Einschränkungen beschrieben. Neben dem nicht prospektiven, kontrollierten, randomisierten Design wurden zudem unterschiedliche Einschlusskriterien für die IVF oder ICSI in den vorliegenden Studien angewandt. Insgesamt wurden keine signifikanten Vor- oder Nachteile auf den Erfolg einer ART einer ICSI gegenüber einer IVF bei Männern mit Antispermienantikörpern im Ejakulat oder Serum gefunden. Aufgrund der aktuellen Studienlage ist der Nachweis von ASA bei Männern keine Indikation für eine ICSI. Unterschiedliche Grenzwerte und fehlende Fallzahlen schränken die Aussagekraft jedoch ein. Weitere Studien mit hinreichender Teststärke und geeignetem Studiendesign sind notwendig. Obwohl die Bedeutung von Antispermienantikörpern bei Männern bei unerfülltem Kinderwunsch weiterhin unklar erscheint, liegen insgesamt keine evidenzbasierten Daten vor, die auf eine negative Korrelation zwischen dem Vorhandensein von Antispermienantikörpern im Ejakulat oder Serum und dem Erfolg einer Kinderwunschbehandlung schließen lassen. Fazit für die PraxisBei unerfülltem Kinderwunsch und Nachweis von Antispermienantikörpern im Ejakulat lässt sich aus der aktuellen Studienlage keine evidenzbasierte Empfehlung für eine IUI oder ICSI ableiten. Antispermienantikörper im Ejakulat haben keinen signifikanten Einfluss auf die Ergebnisse bei einer IVF. Antispermienantikörper im Serum beim Mann haben keine signifikante klinische Bedeutung. AnmerkungDie Studie wurde finanziell durch die Firma Ferring Arzneimittel GmbH unterstützt. InteressenkonfliktKeiner Literatur:
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