Brinkers M et al. |
Depressionen bei somatischen Krankheiten am Beispiel der ischämischen Herzkrankheit und ausgewählter Tumorerkrankungen mit beträchtlicher Relevanz für Morbidität und Letalität // Depression in somatic diseases
Journal für Neurologie, Neurochirurgie und Psychiatrie 2022; 23 (4): 172-184
Volltext (PDF) Summary Praxisrelevanz Abbildungen
- Die Beurteilung der Mortalität führt zunächst über die
Diagnosestellung Depression: von der richtigen Erhebung
psychischer (Suizidalität) wie somatischer (Schmerzen)
Symptome, ein strukturiertes Interview (Fragebögen additiv)
hin zu den psychosozialen Faktoren wie etwa somatische
Begleiterkrankungen.
- Neben der Suizidalität spielen vor allem pathophysiologische
(und genetische) Vorgänge, die bei Depressionen,
aber auch bei Herzinfarkt und einigen Tumorarten auftreten,
für die Mortalität eine Rolle.
- Depressionen (F3 nach ICD-10) greifen in die metabolischen
Vorgänge des Menschen ein (Hyperkortisolismus,
Insulinresistenz, Atherosklerose). Kommt es dann zu einer
weiteren Schädigung etwa in Form eines Herzinfarktes,
führen beide Krankheiten in der Summe rasch zum Tode
(4-Monate-Überlebensrate: 50 %). Bei Anpassungsstörungen
kann es zwar ebenfalls zu einem Anstieg des Kortisolspiegels
kommen, aber nicht zu den weiteren Schädigungen
wie bei Depressionen.
- Bei Tumoren kommt es meist zu Anpassungsstörungen,
seltener zu Depressionen.
- Herzinfarkte können bei Tumoren im Rahmen der Tumortherapie
auftreten. Unterhalb der klinischen Definition
von Depression und Anpassungsstörungen hat sich bei
Herzinfarkten gezeigt, dass auch subsyndromale Depressionen
für den Herzinfarktpatienten ein erhöhtes Sterberisiko
bedeuten (1,6-fach) – auch hier gibt es Parallelen zu
Tumorpatienten.
- Dies erfordert bei Herzinfarktpatienten wie Tumorpatienten
ein frühzeitiges Screening mittels Fragebögen (HADS,
PHQ-9, BDI) – eventuell auch mit Symptomen, die wie die
Endicott-Kriterien nicht zu den Symptomen der ICD-10 gehören
müssen. Je früher und je regelmäßiger ein Screening
auf Depression bei Tumorpatienten und Patienten nach
Herzinfarkt erfolgt, desto besser ist die Überlebensrate.
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