Peters TK | ||||
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Therapeutische Blutdrucksenkung durch ein aktives Implantat: Ein neues Verfahren zur Behandlung der medikamentös therapierefraktären Hypertonie Journal für Hypertonie - Austrian Journal of Hypertension 2008; 12 (3): 22-27 Volltext (PDF) Summary Praxisrelevanz Abbildungen
Keywords: Hypertonie, Implantat Wenn Hochdruckpatienten trotz medikamentöser Compliance unter einer Kombination aus mindestens 3 Antihypertensiva und ohne behandelbare sekundäre Ursache einen unkontrollierten Blutdruck aufweisen, kann eventuell ein neues, in der Entwicklung befindliches aktives Implantat angewandt werden. Diese Übersicht beschäftigt sich mit der Entwicklung und den frühen Daten zur Sicherheit und Wirksamkeit eines aktiven implantierbaren Gerätes zur chronischen elektrischen Stimulation der Gefäßwand der Karotisbifurkation. Das neue Gerät ist ähnlich wie ein Defibrillator vollständig implantierbar. Das seit langem bekannte und auch klinisch untersuchte Wirkprinzip basiert darauf, dass den in der Blutdruckregulation beteiligten zentralnervösen Strukturen durch elektrische Aktivierung von barorezeptorischen Afferenzen ein "erhöhter Blutdruck vorgetäuscht" wird. Das zentrale Nervensystem "antwortet" darauf mit Anpassungen der neurohumoralen Regulation, deren Ergebnis eine "reflektorische" Blutdrucksenkung ist. Eine positive Nutzen-Risiko- Bewertung von Daten aus 2 klinischen Studien (in Europa und den USA) führte 2007 zur Marktzulassung in Europa (CE-Kennzeichnung). Gegen Ende 2007 waren mehr als 60 Patienten im Rahmen klinischer Studien behandelt worden. Langzeitdaten einer begrenzten Anzahl von Patienten haben gezeigt, dass auch nach 12 Monaten der systolische Blutdruck im Mittel um mehr als 25 mmHg nachhaltig reduziert war, wobei die medikamentöse Begleittherapie unverändert war. Es wurden keine unerwarteten schwerwiegenden unerwünschten Ereignisse berichtet, so dass sich diese neue Methode als Alternative bei Patienten mit schlechter Prognose unter stark hypertensiven Blutdruckwerten eignet. Die Risikobewertung hat insbesondere perioperative Risiken wie Infektionen und Verletzungen zu berücksichtigen. Allerdings könnte diese neue Therapie trotz einer notwendigerweise konservativen Risikobewertung einen Beitrag zur künftigen Behandlung von vielen "unkontrollierten" Hochdruckpatienten leisten, insbesondere auch dann, wenn die medikamentöse Therapie schlecht vertragen wird. |