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Praxisrelevanz
Stahnisch FW
Flexible Antworten - offene Fragen: Zu den Förderstrategien der Rockefeller-Stiftung für die deutsche Hirnforschung im Nationalsozialismus

Journal für Neurologie, Neurochirurgie und Psychiatrie 2011; 12 (1): 56-62

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Zwar steht es wissenschaftshistorischer Forschung kaum an, „Praxishinweise“ auf der Grundlage historiographischer Analysen zu geben, doch seien einige Denkanstöße an dieser Stelle erlaubt: Historisch gesehen ist ein Missverhältnis zwischen den eingesetzten Geldmengen der RF für die Forschungsförderung einerseits sowie die Rettung bedrohter Hirnforscher aus Nazi-Deutschland andererseits augenfällig. Auch unter Erfüllung ihres institutionellen Auftrags, „die biomedizinischen Wissenschaften international zu fördern“ [16], hätten es abgestimmte Programme mit weit aufgestockten Hilfssummen seit 1933 ermöglicht, viele weitere Ärzte und Wissenschaftler zu retten und die Entwicklung ihrer Forschungsprogramme auf dem früheren Spitzenniveau ebenso im Exil zu gewährleisten. Trotz wichtiger Einzelengagements der RF für die zwangsemigrierten Hirnforscher hätten relativ geringe zusätzliche Geldsummen sowie eine klare Integrationspolitik viel persönliches Leid und den vorübergehenden Zusammenbruch weiter Bereiche der Neurowissenschaften (etwa der holistischen Neurologie, der neurologischen Frührehabilitation, der Hirnstimulation etc.) vermeiden helfen können. Wenn man jene Erkenntnisse freilich auf aktuelle Problemstellungen in der internationalen Forschungsförderung des 21. Jahrhunderts überträgt, so lässt sich auch heute feststellen, dass handfeste wirtschaftliche, ressourcen- und militärstrategische Gesichtspunkte weiterhin mit der Wissenschaftsförderung eng verquickt sind. Insofern kann das hier diskutierte Beispiel der RF auch dazu dienen, über die Forschungsförderung in offen undemokratischen Ländern unserer Tage neu zu reflektieren, wenn etwa über die wissenschaftlichen Beziehungen des Westens zum Iran, zu Nordkorea oder China auf internationaler Ebene nachgedacht wird [17].
 
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