Stahnisch FW |
---|
Flexible Antworten - offene Fragen: Zu den Förderstrategien der Rockefeller-Stiftung für die deutsche Hirnforschung im Nationalsozialismus Journal für Neurologie, Neurochirurgie und Psychiatrie 2011; 12 (1): 56-62 Volltext (PDF) Summary Praxisrelevanz Keywords: 20. Jahrhundert, Deutschland, Forschung, Förderung, Neurowissenschaft, NS-Zeit Es ist nahezu unmöglich, die Wiederherstellung wissenschaftlicher „Gemeinschaftsanstrengungen“ und Großforschungsprojekte im Deutschland der Zwischenkriegsjahre ohne die weitgreifende finanzielle Unterstützung der Rockefeller-Stiftung (RF) nachzuvollziehen. Diese amerikanische Stiftung förderte nicht nur einschlägige medizinische Fakultätsinstitute und außeruniversitäre Hirnforschungseinrichtungen, sondern entwickelte sich während der Weimarer Zeit zu einer der einflussreichsten Institutionen, die sich dem Wiederaufbau der Kaiser- Wilhelm-Gesellschaft (KWG) und ihrer angeschlossenen Institute verpflichtet fühlte. Ohne ihre deutliche Unterstützung wäre der schnelle Wiederanschluss der deutschen Hirnforschung an die Weltspitze in den turbulenten Jahren finanzieller und sozialer Krisen kaum möglich gewesen. Als Ergebnis, bzw. gesteuert durch die Aktivitäten ihres Pariser Europabüros, sowie des Einflusses des Gründungspräsidenten der „Notgemeinschaft der Deutschen Wissenschaft“ (DFG) und Vizepräsidenten der KWG, F. Schmidt- Ott (1860–1956), wie auch durch die Aktivitäten des RF-Agenten A. Gregg (1890–1957) konnten wichtige transatlantische Beziehungen wiederhergestellt werden. Diese trugen in den folgenden Dekaden mit dazu bei, den Austausch von Forschern, Know-how und Studierenden zwischen Deutschland und Österreich auf der einen Seite sowie den Vereinigten Staaten von Amerika und Kanada auf der anderen wieder aufleben zu lassen. Bis heute sind jedoch viele Fragen unbeantwortet geblieben, die die Aufnahme und Funktion des wieder erstarkten Wissenschaftsaustauschs in den Neurowissenschaften in der Zwischenkriegsperiode betreffen. Besonderes Augenmerk erfahren im vorliegenden Beitrag die neu geschaffenen Ausbildungsmöglichkeiten in Übersee, die internen Entscheidungsprozesse der RF wie die Entwicklung einer weitgehenden Akzeptanz unter biomedizinischen Wissenschaftlern bezüglich eugenischer und rassenanthropologischer Ideologien in Nazi-Deutschland. Diese Untersuchung geht auf Archivarbeiten im „Rockefeller Archive Center“ (RAC), im Archiv der Max-Planck-Gesellschaft (MPG) und auf biographische Materialien zu relevanten deutschen Hirnforschern der Zeit zurück. |