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Fallbeschreibung
Spinka R  
Echokardiographie aktuell: Kombinierter Klappenprolaps

Journal für Kardiologie - Austrian Journal of Cardiology 2005; 12 (11-12): 318-319

Volltext (PDF)    Fallbeschreibung    Abbildungen mit Filmsequenzen   

Abb. 1: Anteriores Mitralklappensegel - Prolaps Abb. 2: Anteriores Mitralklappensegel - Prolaps Abb. 3: Trikuspidalklappenapparat - Prolaps Abb. 4: Akoronares Aortenklappensegel - Prolaps Abb. 5: Akoronares Aortenklappensegel - Prolaps
Film
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Keywords: EchokardiographieFallberichtKlappenprolaps

Ein 61jähriger Patient wird wegen einer Diskopathie der Halswirbelsäule mit pseudoradikulärer Begleitmyalgie in kardial beschwerdefreiem Zustand hospitalisiert. Ein lauter mesosystolischer Klick im Verein mit einem lauten bandförmigen Systolikum über dem Erbschen Punkt und ein Diastolikum mit Decrescendocharakter über dem Aorten- und Erbschen Auskultationspunkt führten echokardiographisch bei einer transthorakalen Untersuchung zur Diagnose einer durch Mitralklappenprolaps verursachten mittel- bis höhergradigen Mitralinsuffizienz und einer Aorteninsuffizienz, die zu diesem Zeitpunkt als leichtgradig einzustufen war. Dem diesbezüglich beschwerdefreien Patienten war die Diagnose bekannt und er lehnte weitere diagnostische und therapeutische Maßnahmen ab. Noch in der Nacht nach der Entlassung mußte der Patient erneut, diesmal wegen eines akuten Lungenödems, stationär aufgenommen werden. Echokardiographie: In der transthorakalen Echokardiographie fand sich ein durch myxomatöse Degeneration verursachter massiver Prolaps des anterioren Mitralklappensegels, der zu einer höhergradigen, nahezu holosystolischen Mitralinsuffizienz führte (Abb. 1). Das Bild war zunächst typisch für eine Vegetation mit hypermobilen, zottigen Strukturen, aber alle anderen Kriterien einer infektiven Endokarditis waren unauffällig. Die von transthorakal erfaßte Morphologie der Veränderung sprach für das Vorliegen der Ruptur eines Segelanteils, wiewohl prolabierende Chordae nicht nachzuweisen waren. Zur Sicherung der pathophysiologischen Situation und zur Erfassung des Schweregrades wurde rasch eine transösophageale Untersuchung durchgeführt, die keine Ruptur der Klappe erkennen ließ, sondern zeigte, daß die vermutete Vegetation einem riesigen, grotesken, myxomatös degenerierten anterioren Mitralklappensegel entsprach, das mit zunehmender Systolendauer sehr ausgeprägt in den linken Vorhof prolabierte (Abb. 2). Neben dem von transthorakal schon erkannten massiven Trikuspidalklappenprolaps (Abb. 3) fand sich überraschend als Ursache einer mittelgradigen Aorteninsuffizienz der Prolaps des akoronaren Aortenklappensegels (Abb. 4 und 5). Kommentar: Mit einer Prävalenz von 1,3 % gehört der typische Mitralklappenprolaps nicht zu den seltenen echokardiographischen Differentialdiagnosen von Mitralinsuffizienz. Die sichere Differentialdiagnose zwischen Klappenvegetation, „Flail mitral leaflet“ und großem Prolaps sowie die Erfassung des Schweregrades der Insuffizienz gelingt in vielen Fällen nur durch eine transösophageale Exploration. Zahlreiche Studien haben in den letzten Jahren die schlechte Langzeitprognose der wirksamen Mitralinsuffizienz belegt, sodaß die Klappenrekonstruktion auch am asymptomatischen Patienten mit leicht- und mittelgradiger Mitralinsuffizienz empfohlen wurde, weswegen die sichere Erfassung des Schweregrades unerläßlich ist. Nur in 20 % ist der Prolaps der Mitralklappe mit einem anderen Klappenapparat assoziiert. In der gegenständlichen Kasuistik waren auch die Trikuspidal- und Aortenklappe verändert, wobei der Schweregrad der aortalen Regurgitation erst in der transösophagealen Bildgebung deutlich wurde.
 
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