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Heidenreich A  
Diagnostik und Therapie testikulärer Keimzelltumoren

Blickpunkt der Mann 2005; 3 (3-4): 5-12

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Abb. 1: Hodentumor - Resektion Abb. 2: Resektion Abb. 3a-b: Residualtumor - Resektion Abb. 4: Residualtumor



Keywords: AndrologieHodentumorOnkologieUrologie

Behandlungsregime von allen in die Therapie involvierten Fachdisziplinen wie Urologen, Strahlentherapeuten und internistischen Onkologen entwickelt und etabliert worden sind. Der ehemals auf dem Boden evidenzbasierter Medizin als nationaler Standard in der Diagnostik und Therapie testikulärer Keimzelltumoren verfaßte und publizierte Konsensus durch die German Testicular Cancer Study Group konnte durch internationale Kooperation in eine europaweite Leitlinie formuliert und veröffentlicht werden. Hierdurch wird eine weitere Standardisierung der Behandlung gewährleistet, die möglicherweise dazu beitragen kann, die nationalen als auch die internationalen Differenzen der Mortalitätszahlen weiterhin zu senken. Trotz der hohen Heilungsraten von 95 % bis annähernd 100 % in den niedrigen Stadien und von immerhin 50 % in den Tumorstadien mit schlechter Prognose dürfen diese Zahlen nicht darüber hinwegtäuschen, daß die Hodentumortherapie in Deutschland optimierbar ist: Im Vergleich zu anderen westeuropäischen Nationen nimmt Deutschland eine führende Rolle in der Mortalitätsstatistik ein; im Vergleich mit den USA oder Australien/Neuseeland liegt die Mortalitätsrate 3fach höher. Anstelle der zu erwartenden ca. 180 Todesfälle werden in Deutschland derzeit knapp 300 Todesfälle dokumentiert. Diese Zahlen müssen zum Nachdenken anregen; Ursachenforschung mit dem Ziel der Prozeßoptimierung muß betrieben werden. Eine Zusammenfassung aller Studien, die sich mit der Problematik der hodentumorspezifischen Mortalität befaßt haben, macht deutlich, daß eine inadäquate Chemotherapie gekennzeichnet durch Modifikationen des Standardschemas PEB, einer Zykluslänge > 21 Tage, einer zu hohen Anzahl konventioneller Zyklen und einem zu spät nach Abschluß der Primärtherapie durchgeführten Re-Staging als auch die verspätet oder gar nicht durchgeführte Residualtumorresektion die wesentlichen Risikofaktoren für eine erhöhte Mortalitätsrate darstellen. Zielsetzung dieses Beitrages ist es, die Standards in der Diagnostik und Therapie des testikulären Keimzelltumors auf dem Boden der Leitlinien der Europäischen Konsensusgruppe zusammenzufassen. Zielsetzung des Beitrages ist es jedoch auch aufzuzeigen, welche Patienten aufgrund der Komplexität ihrer Erkrankung von Beginn an in einem interdisziplinär ausgerichteten Zentrum mit allen Optionen der multimodalen Therapie therapiert werden sollten. Untersuchungen zur Qualitätssicherung der Therapie testikulärer Keimzelltumoren haben eindrucksvoll darlegen können, daß die Qualität der Behandlung gemessen an der Mortalitätsrate abhängig ist von der fachlichen Spezialisierung der behandelnden Ärzte, der durch suffiziente Fall- bzw. Behandlungszahlen ermöglichten Versorgungskompetenz, der Standardisierung von Diagnostik, Therapie und Nachsorge auf dem Boden valider Leitlinien sowie der regelmäßigen Aktualisierung der Leitlinien. Die fallzahlabhängige Erfahrung der an der Versorgung der Hodentumorpatienten Beteiligten verdeutlicht, daß gerade die Therapie der Patienten mit intermediärer oder schlechter Prognose in ein Zentrum gehört, das die aufwendigen und komplexen Behandlungen (Hochdosischemotherapie mit autologer Stammzelltransplantation, Residualtumorresektion, klinische Studienprotokolle) in hoher Frequenz durchführt. So konnte kürzlich in einer retrospektiven Datenerfassung der EORTC dokumentiert werden, daß Patienten mit einem fortgeschrittenen Hodentumor eine signifikant schlechtere Überlebensrate haben, wenn sie in Kliniken behandelt werden, die maximal 5 Patienten jährlich therapieren.
 
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