Krause und Pachernegg
Verlag für Medizin und Wirtschaft
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Vorwort
Das bereits seit 1986 regelmäßig in überarbeiteter und ergänzter Form erscheinende Antidotarium verfolgt zum einen den Zweck, den aktuellen Stand der Antidotaausrüstung für die einzelnen ärztlichen Anwendungsgebiete zu definieren, und zum anderen, Gebrauchsrichtlinien mit Indikationen, Dosierungen und Kontraindikationen für den Akutfall in übersichtlicher und prägnanter Form zu vermitteln. Es soll auch mit der Darstellung selten benötigter Arzneimittel ihre Verfügbarkeit durch entsprechende vorsorgende Lagerhaltung verbessert werden. Damit gelang in den vergangenen Jahren der Aufbau eines Versorgungsnetzes in den Anstaltsapotheken der wichtigsten österreichischen Krankenhäuser. So wurde auch die Verfügbarkeit von mittlerweile aus dem Verkehr gezogenen Präparaten für zukünftige Vergiftungsfälle ermöglicht.

Darüber hinaus informieren kurz gefasste Darstellungen über die für die Praxis wichtigsten Toxidrome und deren vordringlichste Behandlungsmöglichkeiten. Da das komprimierte Format nur die Wiedergabe einer beschränkten Auswahl potenzieller Giftstoffe zulässt, wurde nach Kriterien selektiert, die auf den praktischen Erfahrungen aus der Giftinformation und den daraus abgeleiteten statistischen Häufigkeiten basieren. Somit wurden Noxen mit Seltenheitswert nicht inkludiert. Die klinische Toxikologie hat in den letzten Jahren einen beachtlichen Entwicklungsschub erfahren, und es wurde einiges an Nachholbedarf gegenüber der übrigen Medizin wettgemacht. Das heutige Wissen gründet sich in zunehmendem Maße auf evidenzbasierte medizinische Erkenntnisse. Behandlungsprinzipien im Bereich der primären und sekundären Giftelimination, die jahrzehntelang als Standard galten, wurden grundlegend revidiert und weitgehend auf die wissenschaftlich belegbaren Fakten reduziert. Das ehemals gültige Spektrum der vermeintlich wirksamen spezifischen Behandlungs- und Entgiftungsverfahren ist heute um ein beträchtliches Maß geschrumpft und der Schwerpunkt der erfolgreichen Behandlung von Vergiftungen liegt nunmehr in der unspezifischen allgemeinen und symptomorientierten Therapie. Dieser Reduktionstrend hat sich auch auf die Palette derjenigen Antidota ausgewirkt, deren Stellenwert aus aktueller wissenschaftlicher Sicht überholt ist. Anstelle der traditionellen mechanistischen Vorstellungen gilt es heute, nicht das Gift, sondern den Patienten erfolgreich zu behandeln. Die Grundvoraussetzungen dafür sind jedoch ein zeitgemäßes Konzept und die Anwendung wissenschaftlich evaluierter Behandlungsverfahren.

Dieses Konzept wurde bei der Überarbeitung dieser nunmehr 11. Ausgabe insofern in besonderem Maße verfolgt, als die neuesten internationalen Daten aus dem Bereich der klinischen Toxikologie und vor allem die vorliegenden Konsensberichte der führenden toxikologischen Gesellschaften den Darstellungen zugrunde gelegt wurden.

Dieses kurz gefasste Nachschlagewerk dient als Vademecum zur Erlangung eines raschen Überblicks und kann kein Lehrbuch ersetzen, weshalb ein gewisses Basiswissen im Bereich der klinischen Toxikologie vorauszusetzen ist. Leider ist die Auswahl an deutschsprachigen Fachbüchern äußerst bescheiden und die vorliegenden Texte zumeist fachlich überholt.

Die Aktualisierung dieser Ausgabe wurde in der bisherigen Tradition nach bestem Wissen und unter Berücksichtigung des in der Giftberatung als Status quo geltenden Kenntnisstandes vorgenommen.


K. Hruby, H. Schiel
Wien, im September 2011

Antidotarium - Cover


 
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