Betschart C et al. | ||||||
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Konservative Therapie von Harninkontinenz, Drangsymptomen und Genitaldeszensus Journal für Urologie und Urogynäkologie 2008; 15 (3) (Ausgabe für Österreich): 23-30 Journal für Urologie und Urogynäkologie 2008; 15 (3) (Ausgabe für Schweiz): 12-20 Volltext (PDF) Summary Praxisrelevanz Abbildungen
Keywords: Gynäkologie, Harninkontinenz, Urogynäkologie Die Grenze zwischen physiologischem und subjektiv störendem, unwillkürlichem Urinverlust ist fließend. Falls der Urinverlust unter standardisierten Tests objektivierbar ist und der Patientin Anlass zu Beschwerden gibt, ist gemäß International Continence Society (ICS) 2002 die Definition der Urininkontinenz erfüllt. Die Prävalenz der Harninkontinenz variiert bei 15- bis 64-jährigen Frauen zwischen 10–30 % und steigt bei betagten Frauen auf bis zu 35–40 % an. Die Prävalenz des Genitaldeszensus ist tiefer. Bis zu 34 % der Frauen zeigen einen Deszensus. Das Life-Time-Risiko im Alter von 80 Jahren für eine Deszensus- oder Inkontinenzoperation beträgt 11,1 %. In diesem Artikel werden die gängigen konservativen Therapien der Harninkontinenz, der Drangsymptome und des Genitaldeszensus erörtert und die Evidenzgrade der Verhaltenstherapie und des Beckenbodentrainings bei Harninkontinenz, der anticholinergen und hormonellen Therapie bei Drangbeschwerden und der Pessartherapie bei Genitaldeszensus neben weniger etablierten Behandlungen gemäß NICE-Guideline erfasst. Harninkontinenz, Drangsymptome und Deszensus sind multifaktorielle Krankheitsbilder und benötigen für den individuellen Behandlungserfolg ganzheitliche Therapieansätze, den Einbezug der Lebensumstände der Patientin sowie Ausdauer und Motivation vonseiten der Betroffenen und des Therapieteams. Die konservativen Therapien sollten der Patientin als primäre Behandlungsoptionen bekannt und vor operativer Therapie ausgeschöpft sein. |